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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Via Ombrellari, einer schmalen gepflasterten Straße ohne Gehsteige, in der zwischen Wohnhäusern ab und zu eine Bar, ein Restaurant, ein Lebensmittelgeschäft oder eine Apotheke lagen. Vor ihnen überquerte ein Geistlicher die Straße. Etwas weiter luden zwei Männer von einem Restaurant geräuschvoll leere Wein- und Mineralwasserflaschen in einen Lieferwagen.
    »Mr. Byron Willis, der Seniorpartner Ihrer Anwaltsfirma, hat Sie über den Tod Ihres Bruders informiert.«
    »Ja.«
    Das wußte Farel also auch. Er tat jetzt nichts anderes, als Roscani und Pio gestern gemacht hatten: Er versuchte, Harry einzuschüchtern und ihn zu verunsichern, indem er ihn wissen ließ, er gelte weiter als verdächtig. Harrys Jurastudium hatte ihm nur allzu deutlich gezeigt, wie häufig Gefangene, Sträflinge oder sogar Gehenkte schuldlos gewesen waren. Das konnte einen nervös, wenn nicht sogar ängstlich machen. Und Harry wußte, daß man ihm das anmerkte, und ärgerte sich darüber. Farels Nachforschungen in seiner beruflichen Sphäre lenkten alles in eine bestimmte Richtung. Sie verliehen dem Chef der Vatikanpolizei zusätzliche Macht, weil sie Harrys gutgehütete Geheimnisse betrafen und ihm bewiesen, daß es für ihn kein Entrinnen gab.
    Harrys Sorge wegen unerwünschter Publicity war einer der ersten Punkte gewesen, um die er sich gestern vom Hotel aus gekümmert hatte, indem er mit Byron Willis in dessen Haus in Bel Air telefoniert hatte. Gegen Ende ihres Gesprächs waren sie sich eben wegen der von Farel genannten Gründe einig gewesen, aus denen Harry sich möglichst unauffällig verhalten sollte. Gewiß, so tragisch das auch sein mochte, Danny war jetzt tot. Und solange die Rolle, die er bei Kardinal Parmas Tod gespielt haben mochte, nicht öffentlich disku-tiert wurde, war es für alle besser stillzuhalten. Das Risiko, daß Harrys Mandanten bekannt wurden und seine besondere Lage ausgenutzt wurde, war etwas, das weder er noch die Firma brauchten.

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    »Hat dieser Mr. Willis gewußt, daß Pater Daniel Sie angerufen hatte?«
    »Ja. Ich habe es ihm erzählt, als er mich angerufen hat, um mir die Todesnachricht zu übermitteln.«
    »Sie haben ihm erzählt, was Ihr Bruder gesagt hatte?«
    »Einen Teil davon. Was ich gesagt habe, steht im Protokoll meiner gestrigen Befragung durch die Polizei.« Harry wurde allmählich wütend. »Welchen Unterschied macht das schon?«
    »Wie lange kennen Sie Mr. Willis schon?«
    »Zehn, elf Jahre. Er hat mir geholfen, mich als Anwalt zu etablie-ren. Warum?«
    »Sie stehen ihm also nahe?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Vielleicht näher als jeder andere?«
    »Vermutlich schon.«
    »Sie würden ihm also Dinge anvertrauen, die Sie sonst niemandem erzählen würden?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Farels graugrüne Augen fixierten Harry mit durchdringendem Blick. Dann sah er wieder weg, und sie gingen weiter. Langsam, scheinbar ziellos. Harry hatte keine Ahnung, wohin sie unterwegs waren. Er fragte sich, ob Farel ein bestimmtes Ziel hatte oder ob das lediglich zu seiner Verhörtaktik gehörte.
    Hinter ihnen bog ein blauer Ford um die Ecke, fuhr langsam einige Häuser weiter und hielt dann, ohne daß jemand ausstieg. Harry sah zu Farel hinüber. Falls er das Fahrzeug wahrgenommen hatte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Sie haben nie direkt mit Ihrem Bruder gesprochen?«
    »Nein.«
    Vor ihnen waren die beiden Männer, die die Flaschen einluden, mit der Arbeit fertig und fuhren davon. Jetzt war zu sehen, daß vor dem Lieferwagen ein mit zwei Männern besetzter dunkelgrauer Fiat stand. Harry sah sich rasch um. Der blaue Ford stand noch da. Der Abstand zwischen den beiden Querstraßen war gering. Falls in den Autos Farels Männer saßen, bedeutete das, daß sie dieses Straßen-stück praktisch abgeriegelt hatten.

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    »Und die Nachricht, die er auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, haben Sie gelöscht.«
    »Ich hätte es nicht getan, wenn ich gewußt hätte, wie alles enden würde.«
    Farel blieb plötzlich stehen. Sie hatten den grauen Fiat schon fast erreicht, und Harry sah, daß die beiden Männer auf den Vordersitzen sie beobachteten.
    »Sie tun gerade so, als wüßten Sie nicht, wo wir sind, Mr. Addison«, sagte Farel grimmig lächelnd. Seine Handbewegung umfaßte ein schäbiges dreistöckiges Gebäude mit abblätterndem gelben Putz vor ihnen.
    »Sollte ich das wissen?«
    »Via Ombrellari hundertsiebenundzwanzig. Sagt Ihnen das nichts?«
    Harry sah die Straße entlang. Der blaue Ford stand

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