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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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überredet.«
    »Was noch?«
    »Ein langes Kletterseil, das zwei Männer tragen kann, ohne zu rei-
    ßen.«
    »Das sind zwei Dinge. Was brauchen Sie noch?«
    »Hier in Rom sitzt ein Mann in Haft. Die Polizei hat ihn von Lugano aus mit dem Zug nach Italien zurückgebracht. Er soll einen Mord verübt haben, aber ein fairer Prozeß würde beweisen, daß er in Not-wehr gehandelt hat. Ich brauche seine Hilfe. Ich will, daß er frei-kommt.«
    »Wer ist dieser Mann?«
    »Er ist ein Zwerg. Er heißt Herkules.«

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    »Piano 3a«, sagte Harry.
    »Gut.« Roscani nickte, und Harry stieg aus. Er blieb noch einen Augenblick stehen, bis die Kriminalbeamten davongefahren waren, dann trat er ins Haus. Er hatte getan, was er getan hatte: Roscani wußte, wo sie waren, und nun mußte er das Danny beibringen.
    »Ich habe Adrianna Hall benachrichtigt und Eaton benachrichtigt.
    Genau wie du…«
    »Und die Polizei benachrichtigt.« Danny wandte sich aufgebracht mit seinem Rollstuhl ab, bewegte ihn durch das Zimmer, um zornig aus dem Fenster zu starren.
    Harry machte keine Bewegung. Er stand nur da, beobachtete seinen Bruder und wußte nicht, was er tun sollte.
    »Bitte, Harry, das hat doch Zeit bis später.«
    Elena legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie wollte, daß er in eines der Schlafzimmer ging, um sich hinzulegen und sich auszuruhen. Er hatte seit über dreißig Stunden nicht mehr geschlafen, und sie hörte, wie heiser seine Stimme war, sah die emotionale Achterbahn der letzten Tage in seinem Blick und merkte ihm an, daß er völlig erschöpft war.
    Harry war zurückgekommen und hatte von seinen Anrufen bei Adrianna und Eaton, seinem Treffen mit Roscani und der geforderten Unterstützung berichtet, die ihm die Kriminalbeamten nicht gewähren konnten. Er hatte geschildert, wie Roscani ihm gedroht hatte, um sich dann schließlich doch auf eine Übereinkunft mit ihm einzulassen. Er hatte von Herkules erzählt und von Thomas Kind. Aber Danny hatte offenbar nur gehört, was er hatte hören wollen: daß Polizei und Staatsanwalt hier warten würden, wenn sie mit Marsciano zu-rückkamen. Als ob der Kardinal irgendein Spion oder Kriegsgefan-gener sei, der es kaum noch erwarten könne, seine Kenntnisse über den Feind an den Mann zu bringen.
    »Danny!« Harry schüttelte Elenas Hand ab und ging zu seinem Bruder hinüber. Müdigkeit ließ seinen Tonfall um so eindringlicher klingen. »Ich verstehe deinen Ärger und respektiere, was du dem 439
    Kardinal gegenüber empfindest. Aber du mußt um Himmels willen begreifen, daß Marsciano der einzige Mensch ist, der zwischen uns und dem Gefängnis steht. Weigert er sich, mit Polizei und Staatsanwalt zu reden, kommen wir alle drei«, seine Handbewegung umfaßte auch Elena, »für lange Zeit hinter Gitter.«
    Danny wandte sich langsam vom Fenster ab und erwiderte Harrys Blick. »Kardinal Marsciano tut nichts, was der Kirche schweren Schaden zufügen könnte, Harry«, stellte er ruhig fest. »Nicht für dich, nicht für Schwester Elena, nicht für mich, nicht einmal für sich selbst.«
    »Auch nicht um der Wahrheit willen?«
    »Nicht einmal dafür.«
    »Vielleicht irrst du dich.«
    »Nein, das tue ich nicht.«
    »Also bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, sagte Harry ebenso ruhig wie sein Bruder, »als zu versuchen, ihn heil rauszuholen, damit er darüber selbst entscheiden kann. Sagt er nein, dann sagte er nein.
    Fair?«
    Danny antwortete nicht gleich. »Fair«, bestätigte er zuletzt kaum hörbar.
    »Also gut.« Harry, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, wandte sich an Elena. »Welches Zimmer gehört mir?«

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    Vatikan, St.-Johannes-Turm.
    Zur selben Zeit
    Kardinal Marsciano saß in einem Armsessel mit gerader Lehne und starrte wie in Trance den eineinhalb Meter von ihm entfernten Fernsehschirm an. Der Ton war noch immer abgestellt. Auf dem Bildschirm war ein Zeichentrickfilm als Werbespot zu sehen, aber was damit verkauft werden sollte, drang nicht in Marscianos Bewußtsein vor.
    Auf dem kleinen Schreibtisch lag noch immer der Samtbeutel, den Palestrina zurückgelassen hatte. Sein grausiger Inhalt war die Bestä-
    tigung dafür – falls noch eine nötig gewesen wäre –, daß der Sekretär des Auswärtigen endgültig wahnsinnig geworden war. Marsciano, der das ungeheuerliche Ding kaum ansehen und erst recht nicht be-rühren konnte, hatte darum gebeten, es aus seinem Zimmer zu ent-fernen, aber Anton Pilger hatte ihm von der Tür aus erklärt, aus diesem Raum dürfe

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