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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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eingetreten.
    »Gestehe!« verlangte eine Stimme.
    Li Wens Kopf wurde hochgerissen, und er sah einen Offizier der Volksbefreiungsarmee vor sich. Aber Li Wen wußte sofort, daß dies kein gewöhnlicher Offizier war. Der Uniformierte kam aus dem Guojia Anquan Bu, dem Ministerium für Staatssicherheit.
    »Gestehe!« wiederholte die Stimme.
    Dann wurde Li Wen plötzlich nach vorn gestoßen und hatte einen Tisch mit ausgebreiteten Schriftstücken vor sich. Er starrte sie an.
    Das waren die Unterlagen, die er in einem Pekinger Hotel von dem amerikanischen Hydrobiologen James Hawley erhalten hatte. Sie hatten sich in seiner Aktentasche befunden, als er aufgegriffen und verhaftet worden war.
    »Das Rezept für Massenmorde«, sagte die Stimme.

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    Li Wen sah langsam auf. »Ich habe nichts getan«, behauptete er.
    Rom.
    Donnerstag, 16. Juli, 21.30 Uhr
    Scala saß in einem Sessel und sah zu, wie seine Frau und ihre Mutter Karten spielten. Ihre beiden kleinen Kinder waren schon im Bett.
    Ihm kam es vor, als genieße er den ersten ruhigen Familienabend seit Monaten, und er wollte nie mehr fort. Aber er mußte Castelletti um Mitternacht vor dem Apartmentgebäude in der Via Nicolò V. ablö-
    sen, um dort Wache zu halten, bis Castelletti um sieben mit Roscani zurückkam. Danach konnte er drei Stunden schlafen, bis sie sich um zehn Uhr dreißig wieder trafen und darauf warteten, daß die Rangierlok durch das mächtige Eisentor in der Vatikanmauer fuhr, um den Güterwagen abzuholen.
    Als Scala aufstand, um in die Küche zu gehen und frischen Kaffee zu kochen, klingelte das Telefon. Er nahm rasch den Hörer ab.
    »Pronto«, meldete er sich.
    »Harry Addison ist in Rom«, sagte Adrianna Hall.
    »Ja, ich weiß.«
    »Sein Bruder ist bei ihm.«
    »Ich…«
    »Wo sind sie, Sandro?«
    »Keine Ahnung«, behauptete Scala.
    »Doch, das weißt du, Sandro, lüg nicht. Nicht in einem so wichtigen Fall, nicht nach all diesen Jahren.«
    Nach all diesen Jahren. Scala dachte an die Zeit, als Adrianna als junge Reporterin nach Rom gekommen war. Sie war einer sensatio-nellen Story auf der Spur gewesen, die ihrer Karriere gutgetan und seine vor dem Abschluß stehenden Ermittlungen in einer Mordsache gefährdet hätte. Er hatte sie gebeten, ihre Story zurückzuhalten, was sie mit großem Widerstreben getan hatte. So war Adrianna seine Verbündete geworden, der er gelegentlich Insiderinformationen lieferte, für die sie sich mit eigenen Informationen revanchierte, die der Polizei weiterhalfen.

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    Aber dieser Fall lag anders. Diese Sache war zu gefährlich, hier stand zuviel auf dem Spiel. Gott sei ihm gnädig, wenn die Medien herausbekamen, daß die Polizei den Brüdern Addison geholfen hatte!
    »Tut mir leid, ich besitze keine Informationen. Es ist schon spät, gute Nacht«, sagte Scala ruhig und legte auf.

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    22.50 Uhr
    Sie saßen am Küchentisch, hörten Danny zu, dessen selbstgezeichne-ter Plan des Vatikans vor ihnen lag, und waren von Kaffeetassen, Mineralwasserflaschen und den Resten der Pizza umgeben, die Elena geholt hatte.
    »Hier ist das Ziel, hier ist der Auftrag«, sagte Danny zum zwanzigsten Mal, als er den Einsatz Schritt für Schritt so mit ihnen durchging, wie Harry es Roscani gegenüber vermutet hatte: nicht als Priester, sondern als Marineinfanterist, als Angehöriger einer Elitetruppe.
    »Der Turm steht hier, der Bahnhof liegt hier.«
    Danny tippte im Rollstuhl sitzend erneut mit dem Zeigefinger auf den Plan des Vatikans und sah nacheinander Harry, Elena und Herkules an, um sich zu vergewissern, daß sie aufpaßten und jeden Schritt des Unternehmens verstanden.
    »Diese hohe Mauer«, fuhr er fort, »verläuft nach Südosten entlang einer schmalen gepflasterten Zufahrt, die ungefähr zwanzig Meter weit vom Turm wegführt und dann endet. Rechts davon steht die Hauptmauer«, Danny zeigte nach draußen, »die wir von unserem Fenster aus sehen können.« Er konzentrierte sich wieder auf die Gesichter am Tisch.
    »Am Ende der Mauer führt dieser Kiesweg unter Bäumen hindurch zur Viale del Collegio Etiopico. Biegt man hier rechts ab, erreicht man eine niedrige Mauer und ist beinahe schon oberhalb des Bahnhofs.
    Entscheidend ist der richtige Zeitpunkt. Wir dürfen nicht versuchen, Marsciano zu früh rauszuholen, sonst haben Farels Leute Zeit, das Gelände zu besetzen. Aber wir müssen ihn aus dem Turm holen und in den Güterwagen bringen, bevor das Tor geöffnet wird, um die Rangierlok einzulassen. Das bedeutet, daß er um zehn

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