Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
Vom Netzwerk:
jemand Danny außer im Zusammenhang mit dem Mordverdacht erwähnt hatte.
    »Pater Bardoni kommt eben aus dem Bestattungsunternehmen, in dem die Leiche Ihres Bruders liegt«, erklärte Farel ihm. »Die notwendigen Formalitäten werden jetzt erledigt. Morgen können Sie die Schriftstücke unterschreiben. Pater Bardoni begleitet Sie zu dem Bestattungsunternehmen. Und am nächsten Morgen zum Flughafen.
    Wir haben Ihnen einen Sitz in der ersten Klasse reserviert. Pater Daniels sterbliche Überreste reisen im gleichen Flugzeug mit.«
    »Vielen Dank«, wiederholte Harry, der im Augenblick nur einen Wunsch hatte: der übermächtigen Gegenwart der Polizei zu entflie-hen und Danny zur Beerdigung heimzubringen.
    »Mr. Addison«, fuhr Farel warnend fort, »die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Das FBI wird sie für uns in den Vereinigten Staaten fortsetzen. Es wird Sie weiter vernehmen wollen. Es wird mit Mr. Willis reden wollen. Es wird die Namen und Adressen von Verwandten, Freunden, Kameraden aus dem Marinekorps und sonstigen Leuten wollen, die Ihren Bruder gekannt haben oder mit denen er zu tun gehabt haben könnte.«
    »Es gibt keine lebenden Verwandten, Mr. Farel. Danny und ich sind die letzten unserer Familie. Und wer seine Freunde oder Bekannten gewesen sind, weiß ich nicht. Dafür weiß ich einfach nicht genug über sein Leben. Aber eines kann ich Ihnen sagen: Mir liegt 52
    die Aufklärung dieses Falls ebenso am Herzen wie Ihnen. Vielleicht sogar noch mehr. Und ich werde nicht ruhen, bis er aufgeklärt ist.«
    Harry starrte Farel noch einen Herzschlag an. Dann nickte er Pater Bardoni zu, sah sich ein letztes Mal im Zimmer um, als wolle er sich einprägen, wo und wie Danny gelebt hatte, und ging zur Tür.
    »Mr. Addison!«
    Farels Stimme krächzte scharf hinter ihm her. Harry drehte sich um.
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß mich interessiert, was Sie nicht gesagt haben. Das interessiert mich noch immer. Als Anwalt sollten Sie wissen, daß die unbedeutendsten Teilchen oft erst das gesamte Puzzle ergeben. Dinge, die scheinbar so unwichtig sind, daß man sie weitergeben kann, ohne es zu merken.«
    »Ich habe alles erzählt, was mein Bruder mir gesagt hat.«
    »Das behaupten Sie, Mr. Addison.« Farel kniff die Augen zusammen und starrte Harry durchdringend an. »Ich bin mit dem Blut eines Kardinals bespritzt worden, Mr. Addison. Ich werde nicht in dem eines Papstes baden.«

    53
    10
    Hotel Hassler.
    Dienstag, 7. Juli, 22 Uhr
    »Großartig! Großartig! Das gefällt mir!… Hat er sich telefonisch gemeldet?… Nein, habe ich nicht erwartet… Er hält sich also versteckt?«
    Harry stand in seinem Zimmer und lachte schallend. Mit dem Telefonhörer in der Hand, offenem Hemdkragen, aufgekrempelten Ärmeln und auf Socken lehnte er an dem antiken Schreibtisch am Fenster.
    »He, er ist vierundzwanzig, er ist ein Star, laßt ihn machen, was er will.«
    Noch immer grinsend legte Harry auf. Das Telefon stand auf dem Schreibtisch zwischen gelben Notizblöcken, Faxen, Bleistiften, einem halbgegessenen Sandwich und zerknüllten Notizen. Wann hatte er zum letztenmal gelacht, wann war ihm auch danach zumute gewesen? Aber eben hatte er gelacht und sich dabei wohl gefühlt.
    Dog on the Moon war ein Kassenschlager. Achtundfünfzig Millionen Dollar an einem einzigen langen Wochenende, sechzehn Millionen mehr als die optimistischste Annahme von Warner Brothers. Die Finanzmenschen des Verleihs rechneten inzwischen mit US-Gesamteinnahmen von über zweihundertfünfzig Millionen. Und sein Drehbuchautor und Regisseur Jesus Arroyo, der vierundzwanzigjährige Barriojunge aus East L. A. den Harry vor sechs Jahren in einem Schriftstellerkurs für gefährdete Jugendliche aus den Inner Cities entdeckt und seither gefördert hatte, hatte raketengleich Karriere gemacht. In kaum mehr als drei Tagen war er das neue Enfant terri-ble, der neue Spielberg geworden. Neue Filmverträge, die ihm Millionen einbringen würden, warteten auf ihn. Er sollte dringend in sämtlichen wichtigen Talk-Shows auftreten. Und wo war Jesus Su-perstar in all diesem Trubel? Gab er in Vail oder Aspen Partys, um seinen Erfolg zu feiern, oder war er an der Küste unterwegs, um Landsitze in Montecito zu besichtigen? Nein, er… hielt sich versteckt!

    54
    Harry mußte nochmals über diese Reaktion lachen. Obwohl Jesus als Filmemacher intelligent, erwachsen und selbstsicher wirkte, war er im Grunde seines Herzens ein schüchterner kleiner Junge, den nach dem größten

Weitere Kostenlose Bücher