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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Messer«, wies ich Mirko an.
    Lysander schnappte nach Luft. Ich ignorierte ihn. Langsam ging ich neben dem Sarg in die Knie.
    »Master Buckingham? Verstehen Sie mich?«
    Der Vampir starrte. »Ja«, keuchte er nach einer Weile.
    »Ich weiß, dass es schwierig sein wird«, sagte ich. »Aber können Sie mir versprechen, dass Sie mich nicht töten werden?«
    Eine lange Pause. »Ich will es versuchen«, stieß er schließlich hervor.
    Neben mir lachte Lysander schrill. »Versuchen? Er will es versuchen?«, wiederholte er entsetzt. »Hast du denn den Verstand verloren, Dejan?«

    Eine berechtigte Frage. Ich biss die Zähne zusammen, nahm das Brotmesser zur Hand, welches Mirko mir entgegenhielt. Ein Schnitt, dann presste ich mein blutendes Handgelenk gegen Buckinghams Lippen.
    »Ich vertraue Ihnen«, schärfte ich ihm ein.
    Er leckte, kostete; dann biss er zu.
     
     
    Sie war ebenso schön wie entsetzlich. Ein grausamer Engel, der alle Bande menschlichen Empfindens abgelegt hatte, der nicht mehr fühlte, nur noch begehrte.
    »Ein Blutopfer«, flüsterte sie. »Bist du bereit, mir zu dienen?« Ich wich zurück. Da, der Abgrund! Ich taumelte, ich stürzte. Stürzte .
     
     
    »Dejan? Mein Gott, wieso musst du immer den Helden spielen?«
    Ich stöhnte, blinzelte und stellte sogleich fest, dass ich mich gegenwärtig absurderweise auf Augenhöhe mit Lysander befand. Antworten konnte ich nicht – war ich doch vollauf damit beschäftigt, gegen Schwindel, Übelkeit und schier unermessliche Müdigkeit anzukämpfen.
    Buckingham hingegen hatte von meiner Gabe profitiert. Obschon er noch weit davon entfernt war, »wiederhergestellt zu sein«, wie die Ärzte so gern zu sagen pflegten, so schienen doch die ärgsten Qualen ein wenig gelindert. Er saß aufrecht in seinem Sarg und musterte mich.
    »Hol ihm einen Morgenmantel oder irgendetwas anderes zum Anziehen«, wies Lysander, dem ein ausgeprägter Sinn fürs Praktische zu Eigen war, Mirko an.
    Endlich gelang es mir, mich aufzurichten. »Buckingham? Hören Sie mich?«, wandte ich mich eindringlich an den Vampir.
Er hatte getrunken, aber nicht genug. Ich sah die Gier und die Blutlust in seinen Augen brennen. Das Raubtier war hungrig. Das Raubtier wollte jagen.
    Lysander setzte sich auf die Hinterbeine.
    »Wir sind Ihre Freunde, Buckingham«, erinnerte er ihn. Leiser fügte er hinzu: »Sozusagen.«
     
     
    Vielleicht wäre es uns irgendwie gelungen, die Situation unter Kontrolle zu bringen, hätte Fortuna es nur ein bisschen besser mit uns gemeint! Hätte nicht just in jenem Moment ein später Gast die Klingelschnur an der Tür gezogen; hätte sich Mirko nicht bemüßigt gefühlt, den Besucher einzulassen; hätte der Marchese nicht über ein so forsches Temperament verfügt und wäre er nicht ohne zu zögern in den Salon gewandert.
    »Baron!«, rief er. »Wir müssen uns unterhalten …«
    Ich sah sein Lächeln erstarren, sah ihn fallen, als Buckingham sich mit wütender Gier auf ihn stürzte.
     
     
    Pavel, erneut in medizinischen Belangen hinzugezogen, kniete neben dem reglosen Körper des Marchese. Bedächtig wiegte er sein Haupt, ehe er eine Beurteilung der Lage gab: »Also, tot dürft’ er nicht sein.« Er kratzte sich den Nasenrücken. »Aber gut geht es ihm auch nicht.«
    Die Reaktionen auf diese Frohbotschaft fielen bei den im Salon Versammelten höchst unterschiedlich aus: Lysander, der Stoiker, rieb sich seufzend mit den Vorderpfoten über die Schnauze; Mirko tat einen Jubelschrei; und Buckingham – inzwischen angetan mit einem ältlichen, dunkelroten Morgenmantel  – stieß ein irres Kreischen aus.
    Ich für meinen Teil war vollauf in Beschlag genommen, erstens bei Bewusstsein und zweitens auf den Beinen zu bleiben.
Doch selbst in diesem Zustand wusste ich noch Gott und allen Heiligen zu danken, dass wir es mit einem geschwächten Vampir zu tun hatten. Denn nur der Anblick einer offenen Flamme und eines Ölkännchens hatte diesen motiviert, von seinem Opfer abzulassen.
    Jetzt kauerte er sprungbereit wie eine in die Enge getriebene Raubkatze auf dem Fensterbrett, sein Gesicht eine Maske aus Wahnsinn, Angst und Schmerz.
    »Sie sollten wirklich etwas vorsichtiger mit Ihren Opfern umgehen«, Lysander brach als Erster das Schweigen. Man musste sehr vertraut mit ihm sein, um seiner Stimme den Hauch eines Vorwurfs zu entnehmen. »Sie hätten ihm beinahe das Genick gebrochen.«
    Wenn diese Worte tatsächlich zu Buckingham vorgedrungen waren, so schienen sie ihm nicht der

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