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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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eine Minute vollkommener Verwirrung zu, die ich damit verbrachte, zwischen Dr. Rosenstein, Lysander und dem Papier in meinen Händen hin und her zu starren.
    »Wenn ich recht verstehe, haben Sie meinen … ehemaligen Assistenten … entführt?«
    Lysander gähnte, was die Schlussfolgerung nahelegte, dass er, während ich noch schlief, mit Rosenstein bereits nämliches Gespräch geführt hatte.
    Rosenstein rutschte an die Kante seines Sessels. »Nicht direkt ich persönlich, aber ja.«
    Diesmal war es sein zerknautschter Hut, den er unruhig bearbeitete. Wenn er nicht lernte, seine Nervosität zu verbergen, so war diesem Burschen keine lange Karriere beschieden.
    »Wie lange arbeiten Sie denn schon in Okkulten Angelegenheiten?« , stellte ich die erste Frage, die mir in den Sinn kam.
    »Seit knapp einem Jahr.«
    »Dann täten Sie gut daran, endlich Ihre Hände ruhig zu halten.«
    Schuldbewusst legte er den Hut weg. Lysander grinste hämisch.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie demnach nicht ganz zufällig bei dem Rennen anwesend waren?«, erkundigte ich mich, was mich auf einen weiteren Gedanken brachte. »Das Spektakel sollte bereits lange zu Ende sein. Der Marchese hat nicht vielleicht ein Telegramm geschickt, wer gewonnen hat?«
    Lysander schüttelte den Kopf. »Bisher nicht. Aber das kleine Fräulein Trubic wird uns ausführlichst davon berichten, sobald sie zurückkommt – der Herr möge uns schützen!«
    Müdigkeit und Missbehagen ließen mich diese Neuigkeit gleichgültiger entgegennehmen, als angebracht gewesen wäre. Lili Trubic, Mörderin ihres zukünftigen Gemahls und Schuldnerin eines kaum zurechnungsfähigen Vampirs, trieb sich
allein irgendwo da draußen in des Kaiserreichs mächtiger Hauptstadt herum und vergnügte sich bei Automobilrennen  – es sollte mir recht sein. Was auch immer Lysander für seine Pflicht halten mochte, unter meinem persönlichen Schutz stand das Mädchen gewiss nicht.
    Rosenstein hüstelte. »Was meine Anwesenheit bei dem Rennen betrifft, glauben Sie denn an Zufälle, Baron?«
    Ich winkte ungeduldig ab. Mich interessierten Fakten.
    »Ich glaube an die Macht des Zufalls«, mischte sich Lysander ein, dem es offenkundig Spaß machte, seinen Wissensvorsprung mir gegenüber auszukosten. »Immerhin hat die Weltgeschichte uns schon die absonderlichsten Zufälle beschert: Denken wir nur etwa an Thomas Jeffersons Todestag, den vierten Juli. Spannenderweise starb an just jenem Tag auch …«
    »Vielen herzlichen Dank für den Ausflug in die Amerikanische Revolution«, unterbrach ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen. »Könnten Sie mir bitte einfach erzählen, was für ein Spiel Ihre Centrale hier treibt?«, wandte ich mich wieder an Rosenstein. »Möglichst bevor meinem werten Freund eine Anekdote zu George Washington einfällt?«
    Doch dieser starrte ungerührt zur Decke und murmelte: »Die Angelegenheit ist leider etwas kompliziert.«
    Meine Geduld war erschöpft. Mit einem Unfall, einer böswilligen Krähe und dem Auftritt des k.u.k. Nachrichtendienstes auf der Bühne meines Lebens war mein Bedarf für unerfreuliche Ereignisse gedeckt.
    »Doktor!«, herrschte ich ihn an. »Lassen Sie die Phrasendrescherei sein und beschränken Sie sich auf die relevanten Aspekte! Was hat meine Krähe mit Mirkos wunderlicher Damenbekanntschaft zu tun?«
    Rosenstein öffnete den Mund – doch Lysander schnitt ihm das Wort ab. »Dejan, Dejan, wenn nicht diese hübschen Verbandsstreifen um deine Stirn von deinen vormittäglichen Eskapaden
Zeugnis trügen, würde es mir großes Vergnügen bereiten, dich ob deiner Dummheit zu schmähen.« Er setzte sich auf die Hinterbeine, blickte zu mir hoch. »Unter herrschenden Umständen jedoch siehst du mich tatsächlich in Sorge um dich.«
    Und endlich erinnerte ich mich an die Nacht, in der Felix Trubic mit einer Schwanenfeder im Knopfloch zu mir kam.
     
     
    Für Kaiser und Vaterland hatte er damals ein Leben genommen, unten am Moldauufer, wo die Schwäne badeten; aber davon wusste ich noch nichts, in jener fernen Nacht, als Felix zitternd und triefend nass an meiner Schwelle stand und einen Gott, an den er nicht einmal glauben wollte, für seine Sünden um Verzeihung bat.
    Ich ließ ihn ein und hielt ihn fest; ich zog die Glassplitter aus den Wunden, als der Cognacschwenker in seinen Händen zerbrach, ich wischte das Blut von seinen Fingern; und ich antwortete ihm schließlich, als er mich berührte, in einer Sprache nach mir rief, die keiner Worte mehr

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