Des Teufels Novize
zwei Dinge, die ich mit Euch besprechen möchte. Da wäre einmal dieser junge Bruder in Eurer Bruderschaft in St. Giles, der meinem Sohn Meriet wirklich wie ein Bruder war und mehr tat als sein Blutsbruder. Mein Sohn sagt mir, es sei der Herzenswunsch des Bruders Mark, ein Priester zu werden. Gewiß ist er es wert. Vater, ich biete alles Geld, das nötig ist, um ihm das jahrelange Studium zu ermöglichen, das ihn seinem Ziel näherbringt. Wenn Ihr ihn führt, so will ich alles bezahlen und bleibe doch ewig sein Schuldner.«
»Auch ich habe Bruder Marks Neigung bemerkt«, sagte der Abt, »und sie gefällt mir wohl. Er hat das Herz am rechten Fleck. Ich will dafür sorgen, daß er Fortschritte macht und nehme Euer Angebot dankbar an.«
»Und das zweite«, sagte Leoric, »betrifft meine Söhne, denn ich habe im Guten und im Schlechten gelernt, daß ich zwei habe, wie ein gewisser Bruder dieses Hauses zweimal Gelegenheit fand, mich zu erinnern; und er hatte recht. Mein Sohn Nigel ist mit der Tochter eines Anwesens vermählt, dem nun ein Erbe fehlt und wird es deshalb durch die Heirat erben, wenn er die begangenen und gestandenen Fehler wiedergutmacht. Deshalb habe ich die Absicht, Aspley meinem jüngeren Sohn Meriet anzuvertrauen. Ich will diese meine Absicht im Kapitel bekanntmachen und bitte Euch, mein Zeuge zu sein.«
»Ich bin gern dazu bereit«, sagte Radulfus mit ernstem Lächeln, »und ich trenne mich gern von ihm, um ihn in einem anderen Stand außerhalb dieser Mauern wiederzusehen; denn dies hier war nie seine Bestimmung.«
Bruder Cadfael ging an diesem Abend wie üblich vor der Komplet in seine Hütte, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Das Feuer in der Kohlenpfanne mußte gelöscht sein oder so niedrig brennen, daß keine Gefahr drohte; alle nicht benutzten Gefäße mußten gesäubert werden; die angesetzten Weine mußten ordentlich gären, die Deckel auf alle Krüge gelegt und die Stopfen auf alle Flaschen gesteckt werden. Er war müde und ruhig, die Welt um ihn war kaum chaotischer als vor zwei Tagen, und der Unschuldige war nach vielen Mühen frei zu gehen. Der Junge hatte seinen fröhlichen, warmherzigen, freundlichen Bruder verehrt, der dem Auge so angenehm war, so begabt und physisch so vollkommen, wie er selbst es nie sein konnte, so sehr geliebt und so zerbrechlich und verletzlich, wenn erst seine Seele ans Tageslicht kam. Die Verehrung war gewichen, doch Mitgefühl und Treue, sogar Bedauern, können ebenso starke Bande knüpfen. Meriet hatte Nigels Krankenzimmer als letzter verlassen. Seltsam, daß Leoric sehr eifersüchtig war, als Meriet so lange bei ihm blieb, an seinen Bruder gebunden, und den Vater vor ihm gehen ließ.
Die drei hatten untereinander noch einige schmerzhafte Umstellungen vor sich, bis alles aufgeklärt war.
Cadfael setzte sich seufzend in seiner dunklen Hütte, in der ihm nur ein glühender Funke in der Kohlenpfanne Gesellschaft leistete. Noch eine Viertelstunde bis zur Komplet. Hugh war endlich heimgegangen und unterließ es, an diesem Abend schon Männer für den Dienst des Königs auszuheben.
Weihnachten würde kommen und gehen, und Stephen würde dem Fest auf dem Fuße folgen – diese milde, bewundernswerte, lethargische Seele mit großzügigen Neigungen, die von einem krassen Verrat zu gewaltsamem Vorgehen aufgeschreckt war. Wenn er wollte, konnte Stephen sehr schnell handeln, doch sein Problem war, daß seine Feindseligkeit rasch wieder abflaute. Er konnte nicht wirklich hassen. Und irgendwo im Norden ritt Janyn Linde seinem Ziel entgegen. Zweifellos lächelte er und pfiff leichten Herzens, ohne Gedanken an die beiden toten Männer, die er zurückgelassen hatte, und ohne Gedanken an seine Schwester, die ihm näher gestanden hatte als irgendein anderer Mensch und die er dennoch abgeschüttelt hatte wie einen gerissenen Handschuh. Hugh wollte sich, wenn er mit Stephen nach Lincoln ging, besonders Janyn Linde vornehmen.
Ein fröhlicher junger Mann, der auf schwere Vorwürfe antworten mußte, und der früher oder später für seine Missetaten büßen mußte. Lieber früher.
Und der Dieb Harald würde bei einem Hufschmied an der Westbrücke unterkommen, der ihn aufnehmen wollte; und sobald die unbeständige Öffentlichkeit ihn vergessen hatte, würde er in aller Stille freigelassen werden, um eine ehrliche Arbeit aufzunehmen. Nach einem Jahr und einem Tag im Schutze der Stadt wäre er ein freier Mann.
Cadfael hatte unwillkürlich die Augen geschlossen, um eine
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