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Des Teufels Plan: Thriller (German Edition)

Des Teufels Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Des Teufels Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Schule. Vielleicht war sie in der Schule glücklicher. Wenn sie sich darüber unterhielten, würde ihr vielleicht klar werden, dass es Menschen gab, die sie liebten und beschützen wollten. Er wusste nicht, ob sie ein Haustier hatte. Haustiere waren gut, weil sie bedingungslos liebten. Sie lebte in einer Wohnung, was vermutlich bedeutete, dass sie keinen Hund hatte, aber vielleicht ja eine Katze oder eine Rennmaus, ein Tier, das sie versorgen musste. Das war immer eine gute Möglichkeit, eine Person in der Krise zu erreichen: an ihre fürsorgliche Seite zu appellieren und ihr zu zeigen, dass sie die Welt zu einem besseren Ort machte. Deswegen hätte er ja eine Nummer zwei und eine Nummer drei gebraucht. Dann wäre er sich sicher gewesen und hätte nicht riskiert, etwas zu sagen, was eine negative Reaktion provozierte. Alle Reaktionen mussten positiv sein, weil sie am Rand einer Mauer saß, mit nichts als einem kleinen Geländer zwischen sich und dem Boden dreizehn Stockwerke weiter unten. Er blickte sich wieder um, aber da war niemand. Kein Helfer. Keiner, der ihn unterstützte. Hier gab es nur Jack Nightingale und ein neunjähriges Mädchen. Und man hätte ihn totschlagen können, aber er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
    Er warf einen kurzen Blick nach rechts. Sie hatte aufgehört, mit ihrer Puppe zu flüstern, und starrte auf die Themse hinaus. Möwen glitten über den Strom, immer auf der Suche nach Aufwinden, damit sie nicht mit den Flügeln schlagen mussten. Nightingale lächelte. Die Vögel. Er könnte über Vögel reden. Alle Kinder mochten Vögel, und sie musste sie jeden Tag aus ihrer Wohnung gesehen haben. Perfekt. Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, schnippte die Kippe weg und sah zu, wie sie durch die Luft wirbelte und sich beim Fallen Funken von der glühenden Spitze lösten. Zusammenzuckend begriff er, dass das ein Fehler gewesen war.
    Er wandte sich Sophie zu, lächelnd, um ihr zu zeigen, dass er auf ihrer Seite stand. Doch gerade als er den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, glitt sie vom Balkon herunter. Sie hatte die Augen fest zusammengekniffen und hielt die Puppe an die Brust gedrückt.
    Nightingale schrie, und in diesem Augenblick wachte er in Schweiß gebadet auf. Sein Herz hämmerte. Er tappte in die Küche und nahm eine Flasche russischen Wodka aus dem Eisfach seines Kühlschranks, wo sie seit vorletztem Weihnachten gelegen hatte. Er schraubte den Deckel auf und trank aus der Flasche. In seiner Brust breitete sich Wärme aus, aber er fühlte sich kein bisschen besser. Beim Trinken tigerte er auf und ab und versuchte, das Bild auszublenden, wie Sophie mit im Wind peitschendem blondem Haar, die Puppe umklammernd, in den Tod stürzte. Er zuckte zusammen, als ihm das dumpfe, feuchte Geräusch einfiel, mit dem sie auf dem Boden aufgeschlagen war. Er trank noch einen Schluck, wischte sich den Mund mit dem Arm ab, ging ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa.
    Er schaute auf die Uhr: kurz vor drei. Er wusste, dass es keine gute Idee war, so früh am Morgen Wodka zu trinken, aber das war ihm egal. Er wollte einfach nur aufhören, über Sophie und die Art, wie sie zu Tode gekommen war, nachzudenken. Und darüber, dass er ihren Sturz nicht verhindert hatte. Er legte sich auf dem Sofa zurück und starrte zur Decke hinauf. Tränen stiegen ihm in die Augen. » Es tut mir leid, Sophie « , sagte er. » Es tut mir ganz entsetzlich leid. «

10
    Nightingale wachte mit hämmernden Kopfschmerzen und einem schlechten Geschmack im Mund auf, als wäre ihm etwas hineingekrochen und dort gestorben. Er wälzte sich auf die Seite und schielte nach dem Nachttischwecker: kurz nach halb zehn. Neben dem Wecker stand eine leere Flasche Wodka. Er konnte sich nur noch halb daran erinnern, sie geleert zu haben. Ächzend wälzte er sich aus dem Bett, taumelte ins Bad und trank aus dem Kaltwasserhahn. Dann tappte er unsicher wieder zum Bett, setzte sich, steckte sich eine Zigarette an, legte sich zurück und blies Rauch zur Decke hinauf.
    Nightingale hörte, dass sein Handy im Wohnzimmer klingelte. Er stöhnte auf und stemmte sich aus dem Bett, drückte den Rest seiner Zigarette in einem gläsernen Aschenbecher aus und holte das Handy aus der Tasche seines Regenmantels. Jenny.
    » Alles in Ordnung mit dir? « , fragte sie.
    Nightingale setzte sich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Ihm drehte sich fast der Magen um, und er musste gegen den Brechreiz ankämpfen.
    » Jack? «
    » Ja, alles in Ordnung. Was

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