Des Teufels Plan: Thriller (German Edition)
sie hatte schon seit fünf Jahren keinen Besuch mehr. « Sie trat zur Seite und gab ihm einen Wink, zum Bett zu gehen. » Können Sie sie sich bitte noch einmal genauer ansehen, um sicherzugehen, dass Sie sie wirklich nicht kennen? «
» Natürlich, aber ich kenne niemanden, der McFee heißt. «
» Es muss doch einen Grund geben, dass sie immer wieder Ihren Namen nennt. Sie hat Ihre Mutter nicht gekannt, und Ärzte und Pfleger hatten keine Veranlassung, den Namen Nightingale ihr gegenüber zu erwähnen. Es ist ein Rätsel. « Sie winkte ihm vorzutreten. » Bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht. « Nightingale nickte, fühlte sich aber gehemmt, ihrer Aufforderung Folge zu leisten. Mrs. Fraser lächelte ermutigend. » Betrachten Sie sie einfach etwas näher « , bat sie. » Vielleicht haben Sie sie ja doch früher einmal kennengelernt. «
Nightingale trat mit vorsichtigen Schritten zum Bett. Die alte Dame lag mit offenem Mund auf dem Rücken und schnarchte leise. Hinten im Rachen sah er die Magensonde. Sie hatte keine Zähne, und ihre Zunge war mit einem dicken weißen Pelz belegt. Ihre Augen waren geschlossen, und das weiße Haar war so dünn, dass die Kopfhaut hindurchschimmerte. Er zuckte zusammen, als er eine Berührung am Arm fühlte, merkte aber dann, dass es Mrs. Fraser war. » Sie beißt nicht, Mr. Nightingale. «
Nightingale beugte sich über die alte Frau. Er roch ihren bitteren Atem, unter dem ein süßlicher Hauch von Verwesung lag. Er schluckte und hätte beinahe gewürgt.
» Jack? « Die blutleeren Lippen der alten Frau hatten sich kaum bewegt, und ihre Augen waren noch immer geschlossen.
Nightingale starrte sie entsetzt an.
» Bist du das, Jack? «
» Sie scheint Sie zu kennen, Mr. Nightingale. «
Nightingale schüttelte den Kopf. » Nein « , erwiderte er.
» Jack? «
» Bitte, Mr. Nightingale, sagen Sie etwas zu ihr. «
Nightingale schluckte. » Ja. Ich bin’s. «
Die Augen der alten Frau öffneten sich. » Bitte hilf mir, Jack. Du musst mir helfen. « Ihre Stimme war ein leises Knurren, kaum menschlich zu nennen.
Nightingale trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
» Mr. Nightingale, wohin gehen Sie? « , fragte Mrs. Fraser und packte ihn am Arm, doch Nightingale riss sich los und öffnete die Tür. » Ich muss hier raus « , sagte er. Er stürzte aus dem Zimmer und rannte mit flatternden Mantelschößen durch den Korridor. Er blieb erst stehen, als er draußen war. Dort holte er seine Zigaretten heraus und zündete sich mit zitternden Fingern eine an. Immer wieder schaute er zum Eingang hin, halb in der Erwartung, dass Mrs. Fraser ihm nachkommen würde, aber die Tür blieb energisch geschlossen.
Er nahm noch einen Zug, warf die Kippe weg, zog dann das Verdeck hoch und befestigte es. Er stieg ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Er drehte den Schlüssel herum, und unter der Motorhaube schepperte etwas. Er stöhnte auf und versuchte es erneut. Diesmal war überhaupt nichts zu hören. Nach drei weiteren Versuchen gab er auf, holte sein Handy heraus und rief den Pannendienst an.
17
Nightingales MGB war Montagmorgen in der Werkstatt, wo seine Elektrik überholt wurde, und so nahm Nightingale in Bayswater ein schwarzes Taxi und ließ sich vor dem Wicca-Woman-Laden in Camden absetzen. Als er den Fahrer bezahlte, begann es zu regnen, und so drückte er ein in eine Supermarkttüte eingeschlagenes Päckchen eng an die Brust und rannte über den Bürgersteig zum Laden.
Er machte die Tür auf, musste aber zurücktreten, da zwei Mädchen in zueinander passenden Afghanenmänteln und bunten Tibetmützen sich an ihm vorbeidrängten. Es war nur eine Verkäuferin im Laden, eine pummelige Jugendliche mit einem Spinnennetz-Tattoo am Hals und kurzem, neongrün gefärbtem Haar. Sie trug ein mit Schnitten verziertes T-Shirt und eine Cargohose mit Reißverschlusstaschen.
» Ist Mrs. Steadman da? « , fragte er, während er die Tür schloss. » Sind Sie Mr. Nightingale, haben Sie vorhin angerufen? « , fragte sie mit einem fast unverständlichen schottischen Akzent. Bevor er antworten konnte, zeigte sie mit dem Daumen auf einen Perlenvorhang hinter der Theke. » Sie erwartet Sie. «
Nightingale lächelte dankend und ging ins Hinterzimmer, wo Mrs. Steadman an einem runden Holztisch saß und den Guardian las. Sie nahm einen blau getönten Kneifer ab und lächelte ihn an. » Mr. Nightingale, ich habe mich gefreut, von Ihnen zu hören « , sagte sie. Sie trug eine bis zum Hals
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