Des Teufels Plan: Thriller (German Edition)
speculum « , begann er, aber seine Stimme krächzte. Er hielt inne und räusperte sich. Er holte tief Luft und begann von vorn. Er sprach jedes Wort langsam und deutlich aus, obgleich er keine Ahnung hatte, was es bedeutete. » Ego astrum in speculum « , sagte er. » Vos ero tutus. Nusquam hic vadum vulnero vos. Deus vadum servo vos. Ego astrum procul speculum quod volo video vidi visum vos. « Etwas bewegte sich in der Schwärze des Spiegels, eine dunkle Gestalt, die hinter dem Qualm auftauchte. Die Kerzen flackerten, als bliese von der Geheimtür oben an der Treppe ein Wind herunter, und er erschauerte. Er blickte auf, halb in der Erwartung, dass die Geheimtür geöffnet war und jemand im Eingang zum Keller stand, aber sie war geschlossen, und niemand befand sich dort. Er holte noch einmal tief Luft und las weiter. » Deus servo vos. Hic illic est tantum pacis quod diligo. Adeo mihi quod sermo. Adeo mihi iam. Deus est vigilo nos. Nusquam nocens can venio. Adeo mihi iam. Adveho. « Er endete, klappte das Buch zu und starrte in den Spiegel.
Noch immer war keine Reflektion zu sehen, nur langsam aufquellender Rauch. Dann bewegte sich etwas. Eine Gestalt.
Nightingale wusste nicht, was er tun sollte. Er betrachtete den Spiegel mit zusammengekniffenen Augen. Der Rauch wirkte jetzt dichter und wurde grauer wie Nebel, der sich vom Meer heranwälzt. Die Gestalt bewegte sich durch den Rauch vorwärts. Nightingale umklammerte das Buch so fest mit beiden Händen, dass seine Finger schmerzten.
» Sophie? « , fragte er. » Sophie, bist du das? «
Der Rauch wurde dunkler, am Rand war er jetzt schwarz und in der Mitte grau. Die Gestalt blieb stehen. Sie wirkte menschenähnlich, aber Nightingale hatte keine Vorstellung von ihrer Größe.
» Sophie, hier ist Jack « , sagte Nightingale.
Die Gestalt kam weiter auf das Glas zu. Nightingale erkannte langes, blondes Haar und blasse Haut. Er sah, dass die Gestalt etwas in der Hand hielt, was nach unten baumelte. Er konnte es zwar nicht deutlich erkennen, wusste aber, was es war. Eine Puppe. Eine Barbiepuppe.
» Sophie? Kannst du mich hören? «
Die Gestalt tat einen weiteren kleinen Schritt auf das Glas zu. Nightingale erkannte ihre Schuhe. Silberne Turnschuhe mit blauen Sternen darauf.
» Sophie, hier ist Jack. «
» Bitte hilf mir, Jack. «
Die Stimme überrumpelte Nightingale, und das Buch fiel zu Boden. Er starrte in den Spiegel. Sophie stand etwa einen Meter entfernt auf der anderen Seite des Glases, von Rauch umwabert. Er konnte nicht erkennen, worauf sie stand oder was sich hinter ihr befand. Da waren einfach nur sie und der Rauch. Sie trug das weiße Sweatshirt und den blauen Baumwollrock, also genau die Sachen, die sie vor zwei Jahren auf dem Balkon angehabt hatte. Vor ihrem Sturz in den Tod.
» Mir ist kalt, Jack « , sagte sie. » So schrecklich kalt. « Sie hielt den Kopf gesenkt, so dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
» Wo bist du? « , fragte Nightingale.
Sie schniefte wieder. » Ich weiß es nicht. «
Nightingale trat einen Schritt auf den Spiegel zu. Nur dass es kein Spiegel mehr war. Jede Reflektion fehlte. Es war ein Fenster, ein Fenster in Sophies Welt, wo auch immer die sich befand.
» Jack, bitte hilf mir. « Ihre Stimme war heiser. Gedämpft.
» Das würde ich gerne, mein Schatz, aber ich weiß nicht wie. «
Tränen strömten über Sophies Wangen.
» Was soll ich tun, Sophie? «
» Hilf mir. « Sie drückte die Barbiepuppe an ihre Brust und vergrub das Gesicht in ihrem langen, blonden Schopf.
» Du musst mir sagen, was ich tun soll, Liebes. «
» Kannst du mich umarmen? «
» Dich umarmen? «
Sie zitterte am ganzen Leib. » Es ist so kalt hier. Kannst du mich in den Arm nehmen? «
Sophie rückte ein Stückchen näher. Sie hielt noch immer den Kopf gesenkt, so dass Nightingale ihre Augen nicht sehen konnte, aber auf ihrer blassen Haut schimmerten Tränen.
Nightingale streckte die rechte Hand aus und berührte das Glas. Obgleich er die Finger dagegenpresste, wurden sie noch immer nicht zurückgespiegelt. » Sophie, ich weiß nicht wie. «
Sie hob langsam den Kopf und sah ihn mit tränennassen Augen an. » Du kannst mich umarmen, wenn du es wirklich willst « , sagte sie.
Ihre Augen waren pechschwarz. Das war ihm nie zuvor aufgefallen. Stirnrunzelnd versuchte er, sich an den Tag zu erinnern, als er sie in Chelsea Harbour auf dem Balkon gesehen hatte. Hatte er da in
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