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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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den Frieden glaubte, auch wenn man davon munkelte, und weil er noch öfters eine Nacht in den weißen Laken eines reichen Bürgerbettes verbringen und den italienischen Rotwein eines Pfaffen – eines evangelischen, verstand sich – trinken wollte, entschloss er sich, einen ganzen Taler, also fast den Sold eines ganzen Monats, für das Nothemd auszugeben, welches Liese feilbot und welches ihn unverletzlich machen sollte.
    Zwar wusste Josef nicht, wie er nun in den nächsten Wochen über die Runden kommen sollte, aber das interessierte eigentlich keinen der Soldaten. Man lebte im Hier und Jetzt, verprasste, was man gerade besaß, und ließ den nächsten Tag auf sich zukommen. Wie man überlebte, das war egal, doch dass man überlebte, das war den meisten wichtig. Und deshalb verdiente die Lumpenliese viel Geld.
    So ein Geschäft macht man nicht alle Tage, dachte Liese bei sich, als sie sich aufmachte, um sich außerhalb des Lagers mit einer alten Böhmerin zu treffen, die es wunderbar verstand, ein herrliches Kräutergemisch zu sammeln, das Liese dann trocknete und als Tabak verkaufte. Natürlich wusste die Alte nicht, was Liese mit dem Zeug anstellte, und natürlich wussten auch Lieses Kunden nicht, dass die Rauchwaren, die sie ihnen verhältnismäßig günstig anbot, gar nicht aus der Neuen Welt stammten. sie waren nicht von niederländischen oder portugiesischen Händlern monatelang über See transportiert worden, sondern wurden regelmäßig von einer alten Frau am hiesigen Wegesrand gepflückt. Bei einer solch jungen Mode wie dem Rauchen, so dachte Liese zu Recht, fiel doch keinem der betrunkenen Kerle auf, ob sie nun Tabak oder getrockneten Löwenzahn qualmten.
    Liese und die Böhmerin trafen sich immer am Anfang eines Monats, sobald das Nachtlager errichtet war, etwa dreihundert Schritte hinter dem letzten Zelt oder dem letzten Wagen. Meist war die Alte schon vor Liese da und überreichte ihr dann einen Sack voller Kräuter. Frisch waren die nicht, doch das war egal, denn Liese musste sie ohnehin trocknen und dann fein zermahlen. Wieso dieses Geschäft heimlich verrichtet wurde, darum scherte sich die Alte nicht. Ihr war nur wichtig, dass sie ihr Säckchen Mehl und ihre fünf Eier dafür bekam.
    Heute jedoch war die Böhmerin nicht da. Das passte der Lumpenliese gar nicht, denn eines besaß sie nicht, und das war Geduld. Einige Male ging Liese auf und ab, schaute hinter den ein oder anderen Baum, pfiff ein Lied und fing schließlich sogar zu rufen an. Doch entweder hatte die Böhmerin ihren Termin vergessen, oder sie war gestorben. Das wäre bedauerlich gewesen, aber auch nicht verwunderlich. Ein wenig wollte Liese doch noch warten, denn vielleicht hatte sich das Kräuterweiblein auch nur verspätet.
    Anna nahm all ihren Mut zusammen und ging auf die Frau zu, die sie nun schon seit einiger Zeit beobachtet hatte, wie sie den Weg auf und ab ging und ganz offensichtlich auf jemanden wartete, der nicht kam. Es war eine Frau mittleren Alters, sehr groß gewachsen und dazu unwahrscheinlich mager. Ihr Gesicht, soweit Anna es im blauen Licht des Vollmondes erkennen konnte, war nicht schön, aber dennoch interessant. Sie hatte eine lange gerade Nase und einen spitzen Mund, dessen Lippen Sie vollkommen verschwinden lassen konnte, wenn sie sich ärgerte. Und im Moment schien sie sich zu ärgern, das sah man ihr deutlich an.
    Dennoch sprach Anna sie ganz vorsichtig und furchtbar leise von hinten an. Wie eine Furie drehte sich die Frau um, sodass die arme Anna vor Schreck aufschrie. Auch die Frau schrie laut auf, doch nur ganz kurz, um Anna dann aus kleinen, giftigen Augen anzuschauen und ihr die Laterne, die sie dabeihatte, mitten ins Gesicht zu halten.
    »Was fällt dir ein, mich derartig zu erschrecken!«
    »Aber … aber …«
    »Aber, aber… Komm heraus mit der Sprache, du Bauernweib. Was hast du hier zu suchen? Wolltest mir wohl von hinten die Kehle durchschneiden, was?«
    »Nein, das wollte ich nicht.«
    »Was dann? Hast doch um diese Zeit hier nichts verloren. Oder gehörst du zum Tross? Wäre mir neu, hab dein Narbengesicht hier noch nie gesehen.«
    »Ich möchte mit euch reisen. Ich kann nähen, kochen, Wäsche waschen. Wurst kann ich auch machen, und es gibt kein Tier, das ich nicht schlachten kann.«
    »Ja, schlachten, das tut man hier gerne, da bist du richtig.« Liese lachte laut und sah auf einmal nicht mehr so furchtbar aus. »Komm mit, Mädel. Hab im Moment viel zu tun, die Geschäfte laufen gut, da kann

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