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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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auf den Thron gesetzt und ihn gar nicht gefragt. Da gab es dann natürlich Krieg. Kannst du mir noch folgen, Anna?«
    »Wer sind die Krabaten, die alle totgeschlagen haben?«
    »Ach, da bist du noch? Die Krabaten, die kommen ganz aus dem Süden, aus einem anderen Land, sind auch katholisch und dienen deshalb im Ligaheer und auch hier beim Wallenstein. Die sind gut zu Pferd und kennen kein Pardon, wenn es ums Rauben und Morden geht. Aber lass mich lieber weitererzählen, komme noch zu den Krabaten, wenn’s dich interessiert. Also, der Kaiser war wütend, und es gab Krieg, und so kam die ganze Geschichte ins Rollen. War wie ein Furunkel, das man zu früh aufsticht. Das wird immer größer und eitriger, und so ist auch dieser Krieg, ist wie’ne riesige Eiterbeule, die sich über ganz Deutschland erstreckt. Dabei fing alles in Böhmen an. Na ja, aber der Pfälzer, wie gesagt, war ja nun einmal König, und der kommt aus der Pfalz, ist ja auch nicht gerade in der Nähe von Böhmen, falls du das weißt. Und dann hat sich auchs noch der Bayer eingemischt, der Maximilian. Der nun schlägt dem Kaiser vor, ihm gegen den Pfälzer in Böhmen zu helfen, und will dafür dessen Kurwürde, und als wäre das nicht genug, kommen auch noch die Spanier aus dem Süden und fallen in die Pfalz ein. Was die da wollen? Wenn du das wissen willst, dann müsste ich ja quasi bei Abraham beginnen.«
    »Bloß nicht!«, warf Liese beiläufig ein.
    »Ich wüsste nur gerne, wo denn die soldaten sind, die nicht von den Krabaten erschlagen wurden?«, fragte Anna schüchtern, die Pause nutzend, die durch Lieses Einwand entstanden war.
    »Später, mein Kind, später. Also, die Spanier hatten so ihre Gründe, in die Pfalz einzufallen, hat was mit Frankreich zu tun und mit den Niederlanden. Ist aber auch wirklich zu kompliziert. Das verstehe nicht einmal ich so ganz genau. Na, und dann kommen auch noch die wilden Ungarn und überfallen Bayern. Wahrscheinlich wollten die nichts anderes als rauben, schänden und brennen. Ist ja ein reiches Land, dieses Bayern. Bin schon da gewesen. Schön ist es dort, gutes Wetter und saubere Häuser.
    So ging das nun hin und her, und dann kam die entscheidende schlacht. Am Weißen Berg bei Prag in Böhmen. Bin dabei gewesen, hab mich nämlich – katholisch, wie ich war und gerade in Böhmen unterwegs – vom Tilly-Heer anheuern lassen. Weißt ja, wer Tilly ist. Das ist der Feldheer des Ligaheers, das der reiche Bayer, der Maximilian, unterhält. Der Kaiser hatte damals noch kein eigenes Heer, hatte kein Geld dazu. Na ja, wir haben den Böhmen auf jeden Fall einen ordentlichen Schrecken eingejagt, die sind gelaufen wie die Hasen. Und dann wurde endlich in Böhmen aufgeräumt, den Anführern hat man die Köpfe abgehauen und dann an eine Brücke gehängt. Hab’s gesehen, damals in Prag. Da musste halt ein Exempel statuiert werden, wie die Gebildeten so schön sagen. Doch geholfen hat’s nix, der Krieg ging nämlich weiter.
    Der Pfälzer hat schließlich Hilfe bekommen. Und zwar von zwei Haudegen, die beide ein eigenes Heer hatten. Das waren der Halberstädter – der tolle Christian, von dem ich schon erzählt habe – und der Mansfelder. Vom Mansfeld muss ich schon noch eine Sache berichten, nämlich, wie wir ihn bei Wimpfen verhauen haben. Die Schlacht wäre sicher übel für uns Katholische ausgegangen, wenn nicht, ja wenn nicht ein Geschoss in einen von des Mansfelders Munitionswagen eingeschlagen wäre. Das gab eine gehörige Explosion, da flogen die Leute und die Pferde nur so durch die Lüfte. Man konnte glauben, die Erde habe sich aufgetan und der Leibhaftige würde alle zu sich in den Höllenschlund reißen. Das gab eine Panik, kann ich dir sagen, und wenn erst mal beim Gegner eine Panik ausbricht, dann ist die Schlacht schon gewonnen. Rate mal, Anna, wer damals das Geschoss abgefeuert hat. Na, was meinst du?«
    »Hans Mergel höchstpersönlich«, kam Liese Anna in einem spöttischen und zugleich gleichgültigen Ton zuvor. »Niemand anders als der gute Hans. Ich frage mich nur, warum er nicht längst General ist.«
    »Ja, ich war es Und ihr könnt mir glauben, dass es kein Zufallstreffer war. Das war strategie, pure Absicht.
    Nun, und den Halberstädter, den haben wir dann anderthalb Monate später bei Hoechst erwischt. Ersoffen sind sie, so sehr haben wir sie erschreckt.«
    »Ersoffen? Wann war das? War mein Friedrich wohl auch dabei? Er kann nicht schwimmen.«
    »Nun, wann war das? Im sommer muss das gewesen

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