Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
gegen Mr. O'Connell beilegen …

    E-Mail von Bill Fraser an Alastair Surtees

    …Vor zwei Wochen habe ich Sie um Auskunft über Kenneth O'Connell gebeten. Da uns keinerlei Dokumente vorliegen, die seine Behauptung stützen, Inhaber eines rechtmäßigen Reisepasses zu sein, wird sein Name der Britischen Botschaft gemeldet und ihm die Ausreise aus diesem Land verweigert werden. Sollte ich Grund zu der Annahme haben, dass Mr. O'Connell das Land unter einem anderen Namen verlassen hat …
Von: [email protected]
    Abgesandt: Di, 20/07/04, 23.15
    An: Dan Fry ([email protected])
    Thema: Sorry!
    Lieber Dan,
    ich habe deine erste EMail erhalten, du brauchst mich also nicht mit weiteren zu bombardieren. Tut mir Leid, dass du dir solche Sorgen gemacht hast, und tut mir auch Leid, dass mein langes Schweigen alles nur noch schlimmer macht. Es hat nichts damit zu tun, dass ich dir etwa nicht traue, es fällt mir zurzeit einfach schwer, überhaupt etwas zu schreiben. Eine Telefonnummer habe ich dir nicht geschickt, weil das hier mit dem Anschluss nicht klappt. Ich muss mein Handy benutzen, um dir zu mailen. Sobald sich ein besseres Arrangement gefunden hat, gebe ich dir Bescheid, wie du mich am besten erreichen kannst.
    Bitte sorge dich nicht. Es geht mir wirklich gut. Ich habe mich in einem Tal im Südwesten Englands verkrochen, wo sanfte Winde wehen und man kaum einen Menschen zu Gesicht bekommt. Es ist sehr schön und friedlich – wogende Kornfelder, einen Kilometer entfernt ein Bilderbuchdorf und knapp außer Sicht hinter einem Höhenzug ein stürmisches Meer. Ich verbringe meine Tage meistens allein, und es ist mir recht so. Wirklich. Das Haus ist ziemlich groß, aber einfach. Im Garten gibt es sogar noch einen alten Brunnen – als Holzschuppen getarnt –, auf den ich zum Glück nicht angewiesen bin. Das Haus hat fließendes Wasser und elektrischen Strom, auch wenn es sonst an modernem Komfort einiges zu wünschen übrig lässt. Daher auch das Telefonproblem. Ich habe mich mit einer Schar Spatzen angefreundet. Ich brauche nur Vogelfutter auszustreuen, und schon sind sie da. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich in Bagdad keinen einzigen Vogel gesehen habe. Außerdem gibt es hier einen Fischweiher ohne Fische. Vielleicht kaufe ich welche, dann kann ich mich abends hinsetzen und sie beobachten.
    Was Jerry Greenhough angeht und deine Klagen darüber, was du allseits zu hören bekommst – kannst du bitte weiter für mich mauern? Es ist mir wirklich schnuppe, was die Bagdader Polizei und ein unbekannter Yankee von mir halten. Es ist alles so weit weg und unbedeutend im Moment. Rausschmeißen werden sie dich bestimmt nicht, Dan, dazu bist du zu wichtig. Außerdem hast du einen breiten Rücken, und ich weiß keinen, der wie du das Zeug hat, die Anzugmänner alle zum Teufel zu schicken.
    Mir wurde auf dem Heimflug klar, dass es schlimmer wäre, darüber zu reden. Ich weiß, du bist überzeugt, dass die Therapie dir geholfen hat, aber du bist viel stärker als ich und kannst deine Schwächen zugeben. Das ist eine Art von Mut, die ihr besitzt, du und Adelina – und ich
nicht.
Vielleicht werde ich das mit der Zeit anders sehen, aber ich glaube es nicht. In meinen Alpträumen geht es nie um das, was passiert ist, sondern immer nur darum, wie ich mich auf der Jagd nach einer Story in das Leben anderer hineingedrängt habe. So einfach ist die Sache nicht, Dan. Mein Gewissen plagt mich weit mehr als das, was in einem Keller vorgefallen ist und was man getrost vergessen kann.
    Ich werde mich immer freuen, von dir zu hören. Aber lass uns bitte von etwas anderem reden und hör auf, dir Sorgen um meinen Seelenzustand zu machen. Nur dann werde ich dir antworten. Danke nochmals für deinen Einsatz und deine Hilfe.
    Alles Liebe, Connie

8

    Natürlich suchte ich an Jess' Handgelenken nach Narben, und natürlich fand ich sie. Sie fielen nur auf, wenn man wusste, dass sie da waren, und ich war so vorsichtig, wie es ging, aber sie merkte wohl mein Interesse, denn von da an knöpfte sie ihre Ärmel am Bund zu. Ich versuchte den Schaden mit übertriebener Freundlichkeit wiedergutzumachen, aber da wurde sie erst recht misstrauisch und blieb weg. Das Seltsame ist, dass es mir zuerst gar nicht auffiel. Wie bei einem gereizten Nerv, der sich plötzlich beruhigt, nahm ich erst am Ende der Woche wahr, dass die bohrende Irritation aufgehört hatte.
    Ich hätte eigentlich aufatmen müssen, aber das tat ich nicht. Plötzlich fuhr ich jedes Mal, wenn

Weitere Kostenlose Bücher