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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Pfund, wenn Sie auf den Knopf drücken. Das Schlimme ist, dass in China ein alter Mann sterben wird, wenn Sie es tun; das Erfreuliche ist, dass niemand erfahren wird, dass Sie ihn getötet haben. Das Opfer ist der einzige Verlierer bei der Sache. Seine Angehörigen sind es schon lange müde, sich um ihn zu kümmern, und erbitten regelmäßig seinen Tod. Zudem kennen Sie ihn nicht. Sie haben zwar das Wort des reichen Mannes, dass die Maschine töten kann, mit Sicherheit wissen sie es jedoch nicht.
    Sie haben drei Möglichkeiten: Sie können auf den Knopf drücken und überzeugt, dass das Ganze nur Schwindel ist, eine Million Pfund reicher werden … Sie können auf den Knopf drücken und mit einem Mord auf dem Gewissen eine Million Pfund reicher werden … oder Sie können sich weigern, auf den Knopf zu drücken, und auf die Million verzichten. Wofür entscheiden Sie sich?
    Ich denke, die Moral ist, dass man die erste Möglichkeit nicht wählen kann, weil nichts im Leben umsonst ist. Sie werden immer von Zweifeln darüber geplagt sein, ob es wirklich Schwindel war, und Ihre Seele wird für immer dem reichen Mann gehören. Die zweite und die dritte Möglichkeit sind die ehrlichen – sich mit allen Konsequenzen zu dem Mord zu bekennen oder ihn abzulehnen.
    Ich wollte die erste Möglichkeit umsetzen – die Belohnung einstecken (mein Leben) und mir einreden, ich sei für den Tod anderer nicht verantwortlich –, aber es ist mir nicht gelungen, weil ich mich nicht wirklich dafür entschieden habe. Ich habe mich für Nummer zwei entschieden – ich habe die Belohnung in dem Wissen angenommen, dass ich eine Verantwortung habe, zugleich aber gehofft, ich könnte mit den Konsequenzen leben. Auch das schaffe ich nicht. Nicht, weil mein Gewissen mich plagt – das ist so ziemlich tot, seit all meine Energien fürs Überleben gebraucht werden –, sondern weil meine Eltern involviert sind. Wir können vielleicht aus der Distanz töten – so führen wir heute Krieg –, aber wenn wir die Gesichter der Opfer kennen, ist das etwas ganz anderes.
    Auch wenn Ihnen diese Informationen wenig bringen – ich denke, Sie haben die Wahrheit immer gewusst –, bitte ich Sie, die Fakten, die ich Ihnen bereits geliefert habe, durch das Nachfolgende zu ergänzen:
Keith MacKenzie alias John Harwood alias Kenneth O'Connell ist der Mann, der mich entführt hat. Er hatte mindestens zwei Komplizen – den Fahrer des Wagens und einen der Männer, die mich aus dem Auto gezerrt haben. Den Fahrer kann ich beschreiben, weil ich sein Gesicht im Rückspiegel gesehen habe – relativ dunkelhäutig, bartlos, ungefähr dreißig Jahre alt. Die anderen beiden Männer hatten Skimützen über den Gesichtern. Ich kann Ihnen nicht sagen, welcher Nationalität sie waren, da nur der Fahrer gesprochen hat (Englisch mit Akzent). Aber den einen der maskierten Männer würde ich aufgrund seiner Statur für MacKenzie halten.
Ich erinnere mich, dass mir etwas an den Mund gedrückt wurde (Äther? Chloroform?). Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einer Art Kiste, Käfig oder Hundezwinger, nackt, geknebelt und mit verbundenen Augen, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Ich habe keine Ahnung, wo das war oder wie ich dorthin gekommen bin. Von da an hatte ich einzig mit MacKenzie zu tun, den ich allerdings nie zu Gesicht bekam, weil meine Augen ja die ganze Zeit mit Isolierband zugeklebt waren.
Das Material aller Fesseln fühlte sich weich an. Ich habe in der Zwischenzeit Fotografien von anderen Geiseln gesehen, bei denen das Isolierband über den Augen mit Mull unterlegt war, und ich glaube, so war das bei meinen Fesseln auch. Obwohl ich mehrmals versucht habe, meine Hände frei zu bekommen, fand der Arzt, der mich hinterher untersuchte, nur ›geringfügige Quetschungen an den Handgelenken‹.
Mehrmals saugte sich der Mull über meinen Augen mit Wasser voll und wurde erneuert – vermutlich, um zu verhindern, dass das Klebeband sich löste –, aber ich kann mich nicht erinnern, wann oder wie das geschah. (Schlafmittel?)
Ebenso habe ich keine Erinnerung daran, wie ich in das ausgebombte Gebäude gebracht wurde, in dem Dan Fry mich am Montagmorgen fand. Dan sagte, ich sei ›wacklig auf den Beinen und desorientiert‹ gewesen, aber als mich drei Stunden später der Arzt untersuchte, war das schon vorbei.
Es ist möglich, dass ich in einem Hundezwinger oder in nächster Nähe davon festgehalten wurde. Als ich MacKenzie damals in der Polizeiakademie in Bagdad

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