Des Teufels Werk
sah, bildete er Hundeführer aus, und während meiner Gefangenschaft wurden regelmäßig Hunde in den Keller gebracht. Außerdem war das einzige wiederkehrende Geräusch, das ich von draußen hörte, Hundegebell. In Sierra Leone bewachte übrigens ein rhodesischer Ridgeback MacKenzies Haus.
Ich vermute, dass ich entweder im Keller oder Souterrain des Hauses festgehalten wurde, in dem MacKenzie zum Zeitpunkt meiner Entführung lebte; oder im Keller oder Souterrain eines leerstehenden Gebäudes, in dem er während meines Aufenthalts ›hauste‹. Ich wurde ungefähr 68 Stunden lang gefangen gehalten, und ich glaube, ich kann mich erinnern, dass MacKenzie mindestens zehnmal in den Keller kam. Es bereitet mir gewisse Schwierigkeiten, einzelne Episoden auseinander zu halten, es kann also auch sein, dass die Zahl höher ist. KLEINER als zehn ist sie auf keinen Fall.
Wenn man die Zeit berücksichtigt, die er bei mir verbrachte (ich schätze mindestens 45 Minuten jeweils), vergingen zwischen seinen Besuchen nie mehr als sechs Stunden, vorausgesetzt natürlich, dass sie innerhalb der 68 Stunden in regelmäßigen Abständen erfolgten. Er hätte in den Zwischenzeiten sicherlich wegfahren und wieder zurückkommen können, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass er das getan hat, da das regelmäßige Hin und Her seines Wagens den Patrouillen sicherlich aufgefallen wäre. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er solche Fahrten nach der Sperrstunde unternommen hätte, denn das hätte ja ebenfalls Aufmerksamkeit erregt. Alles in allem habe ich nur
zwei
mal ein Fahrzeug wegfahren und zurückkommen hören.
Ich habe zu keiner Zeit die Anwesenheit irgendeiner anderen Person in dem Gebäude wahrgenommen. Das Bellen der Hunde war zu hören, aber keinerlei ›menschliche‹ Geräusche – z. B. Stimmen, Radio, Fernsehen, Handyklingelzeichen, Schritte, das Knarren oder Scharren von Möbelstücken. Die beiden Male, als ich ein Fahrzeug hörte, bekam ich unmittelbar darauf etwas zu essen. Darüber hinaus bekam ich während meiner Gefangenschaft keine Nahrung. In Sierra Leone wiederum wagte sich niemand in die Nähe von MacKenzies Haus. Er war berüchtigt für seine Feindseligkeit gegenüber Besuchern oder Arbeitern. Er aß für gewöhnlich außer Haus, normalerweise in Paddy's Bar.
MacKenzie hat mich während meiner Gefangenschaft auf Video aufgenommen. Wenn das Mikrofon dabei eingeschaltet war, wird man ihn hören, wie er mir und den Hunden Befehle erteilt. Ich glaube, dieses Video war für ihn eine ›Trophäe‹ zu seinem Privatvergnügen, denn sie ist bisher offenbar nirgends aufgetaucht. Wenn meine Vermutung richtig ist, könnte er die Aufnahme bei seiner eventuellen Festnahme bei sich haben.
Da mir bei meiner Freilassung lediglich die Kleider zurückgegeben wurden, die ich vor der Entführung angehabt hatte, kennt MacKenzie zweifellos Adresse und Telefonnummer meiner Eltern, die auf meinem Laptop und meinem Handy gespeichert waren. Wenn er sich diese Angaben aufgeschrieben hat, wird man die Aufzeichnungen bei einer Festnahme vielleicht ebenfalls bei ihm finden. Anmerkung: Ich kann eine Aufstellung der Gegenstände machen, die sich in meinem Koffer, meiner Reisetasche und meiner Handtasche befanden, für den Fall, dass er sonst noch etwas behalten hat.
In den Tagen vor meiner Entführung ist regelmäßig jemand in mein Hotelzimmer eingedrungen. Ich hatte keinen Beweis dafür, dass es MacKenzie war, aber einmal fand ich meinen Laptop aufgeklappt vor und auf dem Bildschirm meinen Brief an Alastair Surtees mit Angaben über die Morde in Sierra Leone.
Ich vermute, dieses Eindringen in mein Hotelzimmer hatte den Zweck, mich einzuschüchtern. Man wollte mich dazu bringen, meine Recherchen aufzugeben und den Irak zu verlassen (vielleicht um eine Entführung zu erleichtern). Das ist gelungen. Ich vermute weiter, dass die Entführung den Zweck hatte, alles Interesse, das ich daran haben könnte, die Story in Großbritannien weiterzuverfolgen, abzuwürgen. Auch das hat bis heute ganz gut funktioniert.
Vom Aussehen her kann ich MacKenzie nicht als meinen Entführer identifizieren, weil ich den nie zu Gesicht bekommen habe. Er hat mir auch nie seinen Namen genannt. Ich habe jedoch seine Stimme erkannt, und er spielte mit gewissen Bemerkungen auf ein Gespräch an, das ich in Freetown mit ihm geführt hatte. Nämlich: »Jetzt hol ich mir die Gefälligkeit, die du mir schuldest.« »Und, mögen Sie mich jetzt, Ms. Burns? Ich hab Sie davor
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