Des Teufels Werk
der Polizeiakademie in Bagdad gesehen hatte. Ich konnte ihren Atem auf meinen Oberschenkeln spüren, wenn sie um mich herumstanden, sie hatten also die richtige Größe für Schäferhunde. Zweimal feuerte er sie an, mich zu lecken, und ich hörte den Camcorder surren.
(kann im Moment nicht mehr darüber sprechen)
… So viel hing davon ab, dass sie MacKenzie gehorchten. So viel hing davon ab, dass er
bereit
war, Befehle zu geben. Ich weiß nicht, ob er so klug war, den psychologischen Faktor dabei zu erkennen oder ob er diese Technik einfach von den Folterern und Mördern übernommen hatte, mit denen er zusammengearbeitet hatte, aber ich hätte alles getan, nur um nicht diesen Hunden ausgesetzt zu sein. Darum habe ich die Kiste lieben gelernt. In einem Käfig zu sitzen, war sicherer als alles andere …
14
In den letzten Tagen der Apartheid schrieb ich einen Artikel über südafrikanische Goldminenarbeiter mit Staublunge und Emphysem. Den Statistiken zufolge erkrankten mehr schwarze Arbeiter als weiße, weil sie tiefer unten in den Gruben arbeiteten und nach Sprengungen dem feinen Staub stärker ausgesetzt waren, aber es war überraschend schwierig, lang erkrankte Schwarze aufzutreiben. Hingegen fand ich mühelos eine ganze Reihe älterer Weißer, die an diesen Krankheiten litten.
Als ich einen Arzt fragte, wieso Weiße mit Atemwegserkrankungen offenbar länger lebten, führte er das entgegen meinen Erwartungen nicht darauf zurück, dass ihnen bessere Medikamente zur Verfügung standen, sondern erklärte es mit den Strapazen im täglichen Leben. »Je mehr ein Mensch von seinem Körper verlangt, desto mehr Sauerstoff braucht er. Könnte ein Schwarzer mit einem Emphysem den ganzen Tag in einem Sessel sitzen und sich bedienen lassen, so würde er genauso lange leben wie der weiße Kollege. Jemanden, der nicht richtig atmen kann, bringt es schon um, wenn er nur aufstehen und sich eine Mahlzeit kochen muss.«
An diesen Arzt musste ich denken, als ich mich keuchend durchs Haus schleppte, um mir ein Waffenarsenal zusammenzustellen. Er hätte hinzufügen sollen, dass es einen genauso umbringt, wenn man sich nichts zu essen macht, jede Maschine gibt ohne Treibstoff irgendwann den Geist auf. Auf dem Weg, mir die Axt zu holen, erlag ich der Doppelattacke einer unkontrollierbaren Angst, die mich am ganzen Leib zittern ließ, und eines Schwächeanfalls. In drei Wochen hatte ich zwölf Kilo abgenommen, so dass ich erschöpft auf einen Holzstoß im Schuppen sackte. Es war der reine Witz, mir einzubilden, ich könnte MacKenzie axtschwingend entgegentreten, wenn ich kaum die Kraft hatte, das Ding zum Haus zurückzutragen.
Vor mir, fünfzig Meter über den Rasen, war der Fischteich, an dem Jess damals Lily gefunden hatte. Ich starrte ihn ein paar Minuten lang an, nur um meinen Blick auf irgendetwas zu konzentrieren, und weil es weit weniger beängstigend war, an Lily zu denken als an MacKenzie, begann ich von neuem, mir über sie Gedanken zu machen. Was hatte sie an einem kalten Winterabend an den Teich geführt? Peter hatte gesagt, Alzheimer kenne keine Logik – vielleicht sei sie von einer alten Erinnerung geführt worden, vielleicht von einem inneren Befehl, die längst nicht mehr existierenden Fische zu füttern, sei dabei ausgerutscht und gestürzt. Es hätte überall geschehen können.
Jess war ausnahmsweise einmal seiner Meinung. »Ich würde es Madeleine zwar ohne weiteres zutrauen, dass sie Lily einen Stoß gegeben hat – damit wären ja alle ihre Probleme mit einem Schlag gelöst gewesen –, aber sie war nicht da gewesen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Früher waren mal Fische im Teich, aber ich kann mich nicht erinnern, dass Lily sie je gefüttert hat. Vielleicht wollte sie nur nachsehen, ob sie noch da sind.«
Mir kam, wie ich so im Holzschuppen saß, der Gedanke, Lily könnte vielleicht herausgekommen sein, um Holzscheite für ein Feuer im Kamin zu holen. Mochte Peter über Logik sagen, was er wollte, es war das Naheliegende an einem kalten Abend. Der Fischteich, der so nahe war, hatte sie vielleicht von ihrem ursprünglichen Vorhaben abgelenkt. Ich verstand immer noch nicht, warum sie sich nicht einfach in die Küche gesetzt hatte. Der Herd erzeugte mehr Wärme als die Kaminfeuer und brannte praktisch von selbst, solange Öl im Tank war. Wieso hatte nicht der Überlebenstrieb über Snobismus und Demenz triumphiert?
Ich fragte mich sogar, ob vielleicht irgendeine bis dahin verschüttete Erinnerung sie
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