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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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erzählt, dass ich nicht weit von Barton House einen Hof habe. Es war nicht schwierig, mich zu finden.«
    »Sie gehen sonst nie ans Telefon«, sagte ich argwöhnisch, »und rufen nie zurück, wenn man eine Nachricht hinterlässt.«
    »Aber diesmal habe ich's getan. Sie hat so lange klingeln lassen, bis ich rangegangen bin.« Jess hielt meinem Blick ruhig stand. »Zuerst dachte ich, Sie wären es, weil sie sich mit Marianne meldete. Ihre Stimmen sind einander ziemlich ähnlich, aber sie hat einen stärker ausgeprägten Akzent.«
    »Ist sie hier?«
    »Nein. Deshalb hat sie mir ja die Mails geschickt. Um mir zu erklären, warum
ich
das tun muss und sie es nicht selbst erledigen kann. Sie hat Angst, diesen Scheißkerl direkt zu Ihnen zu führen.«
    »Und was genau müssen Sie tun?«
    »Ihnen sagen, wie unmöglich Sie sich benehmen – Ihnen klar machen, dass Sie mit dem Selbstmitleid aufhören sollen.« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich habe ihr erklärt, dass ich keine große Rednerin bin, aber das hat sie gar nicht interessiert. Sie ist eine ziemlich hartnäckige Person, das muss ich sagen. Sie hätte mir ohne mit der Wimper zu zucken Ihre ganze gottverdammte Lebensgeschichte erzählt, wenn ich nicht gesagt hätte, ich würde sowieso zu Ihnen rübergehen –« Jess brach abrupt ab. »Ihre Mutter hat mir diktiert, was ich Ihnen sagen soll. Sie meinte, Sie würden es bestimmt hören wollen.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte ich trocken. »Mein Vater ist eingeschnappt, meiner Mutter geht seine Launenhaftigkeit auf den Geist, ich soll bitte wieder anrufen, sie hassen das Leben im Hotel … Was noch? Ach ja, ich bin schließlich ihr einziges Kind und all ihre Liebe und ihr ganzes Trachten gelten allein mir.«
    Jess griff in ihre Tasche und zog einen Zettel heraus. »Ganz so kitschig war's nicht.« Sie entfaltete den Zettel und begann vorzulesen. »Ihr Vater ist in die Wohnung zurückgekehrt. Ihre Mutter meint, er wolle etwas beweisen. Bezüglich der bösen Geister. Er weigert sich, darüber zu sprechen, und will auch nicht sagen, dass die Polizei davon weiß. Er erklärt ihr nur immer wieder, dass Japera ein Riesenfehler war, und er keine Reprise will. Er hat Ihre Mutter in ein anderes Hotel gebracht und ihr verboten, ihn anzurufen. Er hat ihr den Laptop dagelassen, und sie bittet Sie, ihr zu mailen oder sie anzurufen. Sie hat mir die Nummer ihres neuen Hotels gegeben.« Sie schaute auf. »Das ist alles. Sie sagte, die Anspielungen auf die bösen Geister und Japera würden Sie schon verstehen.«
    Zornig riss ich Jess den Zettel aus der Hand. »Ich habe ja gleich gewusst, dass ich niemandem etwas hätte sagen sollen. Solange keiner etwas wusste, war alles in Ordnung. Was zum
Teufel
bildet er sich eigentlich ein?«
    Jess trat einen Schritt zurück. »So, wie es Ihre Mutter beschrieben hat, will er Fallen stellen – genau das, was Sie tun sollten.«
    »Er hat doch überhaupt keine Chance«, zischte ich. »Er wird im November fünfundsechzig.«
    »Aber er versucht's wenigstens.«
    Wenn sie nicht mehr zu bieten hatte, um mich aufzurütteln, würde das Gespräch nicht sehr lange dauern. »Ich
habe
es versucht, Jess. Ich habe Alan Collins alles erzählt. Und das hier« – ich schwenkte den Zettel – »ist das Resultat! Mein Vater fühlt sich bemüßigt zu beweisen, dass er kein Feigling ist. Er schämt sich, weil er glaubt, er hätte die Farm zu schnell aufgegeben – und jetzt versucht er, seinen Stolz zu retten, indem er sich wie ein Idiot verhält.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dann liegt das wohl in der Familie. Denn Sie machen's ja nicht viel anders. Sie schämen sich und verhalten sich wie eine Idiotin, nur dass von Stolz nicht viel zu merken ist.«
    »Damit kriegen Sie mich bestimmt nicht da hin, wo Sie mich haben wollen«, schnauzte ich.
    »Na und? Ich bin nicht für Sie verantwortlich.« Sie schickte sich an, die Treppe hinunterzugehen. »Ich hänge jetzt gleich mein Telefon aus. Wenn Sie also nicht wollen, dass Ihre Mutter die Polizei benachrichtigt, weil sie nicht durchkommt, sollten Sie sich schnell mit ihr in Verbindung setzen.«
    Ich glaube, sie erwartete irgendwie, ich würde sie bitten zu bleiben, denn auf der untersten Stufe blieb sie stehen und sah mich an. Aber als ich nichts sagte, verschwand sie durch die grüne Tür. Ich brauchte gar nichts zu sagen. Ich wusste, sie würde wiederkommen.

    Ich beschloss, zuerst mit meinem Vater zu sprechen, da meine Mutter das ohnehin von mir verlangen würde. Zwar

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