Des Todes Liebste Beute
den Schultern. »Ganz sicher?« Ihre Stimme bebte, aber es kümmerte sie nicht. »Er hat gesagt, das nächste Mal holt er sich die Jungen, und ich dachte an Rachel, und dann –« Ihre Kehle verschloss sich, ihre Augen quollen über, und Aidan zog sie an sich und streichelte ihr den Rücken, während sie verzweifelt gegen die Tränen anzukämpfen versuchte.
»Du kannst ruhig weinen«, murmelte er beruhigend. »Ich kenne das – ich habe zwei Schwestern.«
Kristen griff in sein Sweatshirt und hielt sich an ihm fest. »Ich dachte, sie hätten drei Brüder«, presste sie hervor und spürte, wie sich seine Brust in lautlosem Gelächter hob und senkte.
»Alles eine Frage der Perspektive, Schätzchen. Aus meiner sieht es so aus, als ob du eine richtig miese Woche gehabt hast. Wenn du also weinen willst, dann tu dir keinen Zwang an.«
Sie biss die Zähne zusammen. »Ich will nicht weinen.«
»Dann brauchst du das auch nicht.« Er drückte ihr ein Taschentuch in die Hand, und sie tupfte sich die Augen so verstohlen wie möglich.
Dann schließlich ließ sie ihn los und holte tief Luft. »Danke. Wann hast du Sean angerufen? Du bist doch die ganze Zeit bei mir gewesen.«
»Ich habe telefoniert, als du mit der Krankenschwester gesprochen hast.«
»Aber ich habe dich nicht reden hören.«
Aidan hielt das Handy hoch. » SMS . Ich habe Abe auch eine geschickt, aber er ist wahrscheinlich gerade nicht erreichbar, jedenfalls hat er nicht reagiert. Eben habe ich mit Spinelli telefoniert, um ihn über die Sache mit Vincent zu informieren. Er hat ein Team auf diese Drohungen angesetzt, Kristen. Die Kerle kriegen wir.«
»Es ist Conti«, brachte sie hervor. »Ich weiß es.«
»Ich auch. Aber Abe hat Recht. Solange wir keine Beweise haben, nützt uns das wenig.«
Kristen sah über die Schulter zu Owen, der wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl saß. »Ich muss wieder zu ihm.«
»Ich warte hier. Wir können bleiben, solange es nötig ist.«
Sie brachte ein Lächeln zustande und berührte zögernd seinen Arm. »Danke. Wirklich.«
Aidans Wangen verfärbten sich. »Schon gut. Geh zu deinem Freund.«
»Ist mit dem Mädchen alles in Ordnung?«, fragte Owen, als sie sich neben ihm niederließ.
»Ja.«
»Gut. Sie schien mir ein nettes kleines Ding zu sein.«
»Owen, es tut mir Leid. Ich hätte Sie und Vincent warnen müssen. Ich fürchte, ich bin hierfür verantwortlich.«
Seine Lippen pressten sich zusammen. »Sind Sie auch bedroht worden?«
»Sonntagnacht ist jemand bei mir eingebrochen.« Owen wurde blass und packte ihre Hand. »Schon gut«, sagte sie, »mir ist nichts passiert. Abe hat ihn verscheucht. Aber der Mann hat gesagt, wenn ich ihnen den Rächer nicht ausliefern würde, dann müssten alle, die mir nahe stehen, sterben. Ich hätte Sie warnen müssen. Es tut mir so Leid.«
»Er hätte Sie töten können«, sagte er tonlos. »Lieber Gott. Wer noch?«
»Man hat meine Mutter bedroht.«
Owen sah sie überrascht an. »Ich dachte immer, Ihre Eltern sind tot.«
»Meine Mutter hat Alzheimer. Sie … sie erkennt mich nicht mehr. Ich besuche sie, sooft ich kann, aber mein Dad will nicht, dass ich sie hierher verlegen lasse. Aber ihr ist nichts geschehen. Es gab nur eine Drohung.«
»Noch jemand, Kristen? Ist noch jemandem etwas zugestoßen?«
»Abes Vater. Er ist auch zusammengeschlagen worden. Wie Vincent.« Ihre Lippen zitterten, und sie schürzte sie entschlossen. »Aber bei ihm war es nicht so schlimm. Armer Vincent.«
Owen nahm ihr Kinn. »Sie sind nicht schuld daran, Kristen.« Sie erwiderte nichts, und er verdrehte die Augen. »Sie müssen hier nicht endlos warten. Ich rufe Sie an, wenn Vincent aus dem OP kommt. Gehen Sie wieder zu Ihrem jungen Mann. Er wartet auf Sie.«
Kristen warf Aidan einen Blick zu. Er lehnte an der Wand und beobachtete sie. »Das ist nicht Abe. Das ist sein Bruder Aidan. Abe hat ihn gebeten, heute ein Auge auf mich zu haben.«
Owen musterte Aidan abschätzend, bevor er zustimmend nickte. »Gut. Die Familie hat Sie also akzeptiert. Vincent und ich haben uns oft Gedanken gemacht, warum Sie nicht bei Ihren Angehörigen sind, sondern so viel Zeit in Gesellschaft zweier alter Männer verbringen.«
Kristen drückte Owens Hand. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich werde keine Minute ohne Beobachtung sein.« Sie verzog leicht das Gesicht. »Obwohl es mich langsam ziemlich nervös macht, nie mehr allein sein zu können, aber es kann ja nicht mehr lange dauern. Hören Sie, Aidan
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