Des Todes Liebste Beute
jedenfalls«, murmelte Mia.
»Sie ist allein hingegangen«, sagte Scott.
»Oh – dann wohl eher einen Dachschaden«, verbesserte Mia sich. »Und sie ist nicht zurückgekommen?«
»Doch, ist sie. Brodelnd und kochend und fluchend. Sie würde Conti fertig machen, an die Wand nageln, bloßstellen und so weiter. Dann rief sie heute Morgen an und sagte, sie würde sich eine Auszeit nehmen, bis die Sache mit Alden vergessen ist.«
»Und das glauben Sie nicht«, sagte Abe.
»Sie würde sich diese Story bestimmt nicht entgehen lassen. Sie wollte Conti, aber Mayhew noch mehr.«
»Sie meinen, es ging um die Rächer-Geschichte«, präzisierte Mia.
»Natürlich. Die Story war ihre Fahrkarte nach oben. CNN hat schon angerufen, NBC auch, du lieber Himmel. Aber sie kann Mayhew wirklich nicht ausstehen. Niemals würde sie jetzt einfach so aufgeben.«
»Warum kann sie Kristen denn nicht ausstehen?«, wollte Mia wissen.
Scott schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich will’s auch gar nicht wissen. Hat mir schon gereicht, das alles immer zu filmen. Ich könnte sagen, ich hab ja nur meinen Job gemacht, aber ich weiß, dass das keine gute Ausrede ist. Sagen Sie Miss Mayhew, dass es mir Leid tut.«
Abe biss die Zähne zusammen, und Mia fuhr fort. »Ich werde es ihr sagen, Mr. Lowell. Haben Sie Richardson als vermisst gemeldet?«
Scott zuckte die Achseln. »Ich fand nicht, dass es Sinn hat. Sie hat schließlich selbst angerufen und sich abgemeldet. Ich wollte es Ihnen nur sagen, falls es wichtig werden könnte. Ich muss jetzt wieder los. Ich bin heute einem anderen Reporter zugeteilt worden. Viel Glück.«
Er ging davon, und Mia seufzte. »Ein Mörder, der den Abschaum wegschafft. Reicher Abschaum, der alte Männer zusammenschlagen lässt und eine Reporterin entführt. Ich weiß nicht mehr genau, wer jetzt eigentlich die Guten sind.«
Freitag, 27. Februar, 16.45 Uhr
»Leahs Mutter ist tot«, verkündete Abe, als sie sich wieder im Konferenzraum versammelten. »Sie ist vor drei Jahren an Krebs gestorben.«
»Wir haben mit mehreren Leuten gesprochen, und niemand hat Leah seit einem Jahr gesehen«, fuhr Mia fort. »Ihr Pastor sagte, sie sei immer depressiver geworden und eines Tages einfach nicht mehr zur Kirche gekommen. Sie forschten nach und stellten fest, dass sie umgezogen war. Ohne eine Adresse zu hinterlassen. Tut mir Leid, Kristen.«
Kristen versuchte, die Traurigkeit zu unterdrücken, aber es fiel ihr nicht leicht. »Arme Leah.«
»Wir haben Paul Worths Haus durchsucht«, sagte Jack. »Wir fanden einen Haufen unterschiedlicher Abdrücke aber keiner passte zu dem Teilabdruck auf Contis Leiche. Julia hat ihn übrigens heute freigegeben. In Worths Garage stand ein altes Auto ohne Nummernschilder, und zwischen Tischsäge und einem Werkzeugkistchen auf Rollen befanden sich im Staub Umrisse, die exakt zu der Schraubzwinge passen, wie sie bei Skinner verwendet wurde. Das Haus selbst steht leer. Alle paar Wochen kommt ein Reinigungsdienst. Niemand hat irgendwas gesehen.«
»Jedenfalls können wir festlegen, ob Paul Worth etwas damit zu tun hat oder nicht«, warf Miles ein. »Nämlich nicht. Er ist nicht bei klarem Verstand und war es auch seit seinem Schlaganfall letztes Jahr nicht mehr. Ich war selbst im Pflegeheim, um ihn mir anzusehen.«
»Irgendwelche Besucher?«, fragte Abe.
»Nein.« Miles schüttelte traurig den Kopf. »Scheußliche Art, den Lebensabend zu verbringen.«
»Oh«, sagte Mia, »und Zoe Richardson ist verschwunden.«
Dies erzeugte einiges an Gemurmel, bis Spinelli mit der erhobenen Hand um Ruhe bat. »Es gibt nichts, was wir tun können, bevor sie nicht offiziell als vermisst gemeldet worden ist. Wir sollten uns davon nicht von unserem Ziel ablenken lassen, Leute. Wir wissen, dass Robert Barnett der uneheliche Sohn von Hank Worth und Genny O’Reilly und der Neffe von Paul Worth ist, aber worin besteht die Verbindung zwischen den Worths und Leah Broderick?«
»Bisher haben wir noch keine finden können«, sagte Abe.
»Und es gibt auch keine Bilder von ihr in Paul Worths Haus«, fügte Jack hinzu. »Tut mir Leid.«
Spinelli seufzte. »Was noch?«
»Murphy und ich haben angefangen, die Sterberegister nach Leah Broderick abzufragen«, sagte Kristen. »Murphy hat ihr Bild an die Staatspolizei gesendet, bevor ich ihn zum Schlafen nach Hause geschickt habe. Julia hat mir geholfen, Kopien an die Leichenbeschauer und Dienststellen der Gerichtsmedizin in Illinois weiterzuleiten. Sie meint, sie
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