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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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faszinierende Augen. Und sie war sicher, dass sie sie schon einmal gesehen hatte. »Vielen Dank«, erwiderte sie knapp. »Ich muss jetzt gehen. Ich komme sonst zu spät.« Sie wandte sich um und hatte es beinahe bis zum Parkplatz des Arboretums geschafft, als sie eine Hand auf ihrer Schulter fühlte. Sie musste seine Stimme nicht hören, um zu wissen, dass es sich um Reagan handelte. Ihre Schulter begann zu kribbeln, als ob sich keine dicke Schicht Kleidung zwischen ihrer Haut und seiner Hand befand.
    »Soll ich Sie fahren, Kristen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Entschlossen blickte sie geradeaus. »Ich nehme ein Taxi. Mir wird nachher ein Mietwagen gebracht, ich komme also zurecht. Und jetzt muss ich wirklich los, Detective.«
    Er hob die Hand, und sie ging zur Straße, ohne sich noch einmal umzusehen. Doch in ihrem Rücken spürte sie seinen Blick.

Donnerstag, 19. Februar, 8.15 Uhr
    »Na, das ist allerdings interessant«, murmelte Zoe und nippte an ihrem Becher mit schwarzem Kaffee.
    Der Kameramann gähnte. »Was denn?«
    »Mayhew, die die Treppe zum Gericht hinaufgeht. Nimm sie mal auf.«
    »Wieso das denn?« Er runzelte die Stirn. »Entwickelst du irgendeine Besessenheit oder so was?«
    »Mach einfach. Und zoom ihre Füße ran.«
    »Du machst mir Angst.« Scott tat, als schauderte es ihn, gehorchte aber und filmte Kristen, bis sie oben im Gerichtsgebäude verschwand.
    Zoe nahm ihm die Kamera ab. »Lass mal sehen.« Sie spulte das Band zurück und starrte aufs Display. »Da, siehst du? Ihre Schuhe?«
    Scott griff nach seinem Becher. »Ja. Nike, Baseballstiefel. Passen nicht gerade zum Kostüm.«
    Zoe verdrehte die Augen. »Davon mal ganz abgesehen. Aber schau sie dir richtig an. Die Schuhe sind schlammig.«
    Scott zuckte die Achseln. »Na und? Sie ist heute Morgen gejoggt.«
    Zoe schüttelte den Kopf. »Nein, ist sie nicht. Sie joggt nicht. Sie macht zweimal die Woche Aerobic in einem Studio.«
    Scott verzog angewidert das Gesicht. »Du verfolgst sie. Du bist ja doch besessen.«
    Zoe stieß ungeduldig den Atem aus. »Sei kein Idiot. Ich verfolge sie nicht. Ich will mich nur mit ihrem Alltag vertraut machen. Damit ich weiß, wenn etwas vor sich geht – wie jetzt eben. Sie war heute Morgen noch vor Arbeitsbeginn unterwegs.« Ihre Augen verengten sich, und sie fühlte sich wie ein Hund, der aus Erwartungsfreude zu sabbern beginnt. Die Härchen in ihrem Nacken hatten sich aufgerichtet. Gute, investigative Berichterstattung setzte Instinkt und Beharrlichkeit voraus. Und Vorbereitung. Und an diesem Morgen zahlte sich ihre Vorbereitung anscheinend endlich aus. »Bei unserer hingebungsvollen Staatsanwältin braut sich etwas zusammen.« Mit einem zufriedenen Lächeln wandte sie sich Scott zu. »Und das heißt, dass wir bald einen Treffer landen werden.«

Donnerstag, 19. Februar, 10.15 Uhr
    John starrte aus dem Fenster, die Schultern angespannt, der Rücken steif. Seine Hände umklammerten seine Oberarme, und Kristen sah, dass die Knöchel immer stärker hervortraten, während sie ihm berichtete, was geschehen war.
    »Ich habe vorhin von Mitchell eine Nachricht in der Voice-Mail gehabt. Sie haben die Leichen der drei Gangmitglieder gefunden. Alles wie bei den anderen, nur ohne den Schuss in die Weichteile.« Sie sah sein Spiegelbild in der Scheibe und setzte hinzu: »Sie wollten nun zum letzten Schauplatz – Ross King.«
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«, fragte John ärgerlich wie ein Vater, der seine Tochter schalt, weil sie zu spät zum Essen kam, und der Tonfall wiederum ärgerte sie.
    »Ja, John. Meine Uhr geht sehr genau.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles erst jetzt? Zwölf Stunden später?«
    Kristen runzelte die Stirn. »Ich habe versucht, Sie anzurufen. Ich habe Ihnen drei Nachrichten hinterlassen und gesagt, dass es dringend ist.«
    Er wandte sich vom Fenster ab und sah sie mit zusammengezogenen Brauen an. »Drei Nachrichten? Ich habe keine bekommen.« Er holte sein Handy aus der Tasche und gab eine Nummer ein. »Lois soll die Telefongesellschaft anrufen. Das ist doch das Letzte.« Seine Miene wechselte zu Besorgnis. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    Kristen zuckte die Achseln. »Irgendwie hoffe ich, dass noch jemand aus dem Büro diese Art von Überraschungspaket bekommt – dann muss ich wenigstens nicht mehr denken, dass er sich absichtlich mich ausgesucht hat.« Sie erinnerte sich lebhaft an jedes nächtliche Ächzen und Knarren im Haus, weil sie hellwach gelegen und bei jedem Geräusch

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