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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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zusammengefahren war. Dann waren ihre Gedanken zu Abe Reagan gewandert, der ihr ganzes Haus abgesucht hatte, Abe Reagan mit den faszinierenden blauen Augen und dem umwerfenden Lächeln, und sie hatte erst recht nicht mehr schlafen können. »Ich denke zwar nicht, dass ich in unmittelbarer Gefahr bin, aber es ist dennoch ein ungutes Gefühl.«
    John summte Lois über die Sprechanlage an. »Lois, bitte setz für heute Nachmittag eine dringende Belegschaftsversammlung an. Verbindlich. Wer zum Gericht muss, soll sich nachher bei mir blicken lassen.« Er warf Kristen einen Blick zu. »Wenn er das mit jemand anderem machen will, dann sind wir vorbereitet.«

Donnerstag, 19. Februar, 12.00 Uhr
    »Vielen Dank, dass Sie uns noch reingequetscht haben, Miles«, sagte Mia, als sie mit Abe im Schlepptau das Büro von Dr. Miles Westphalen, dem Psychologen der Abteilung betraten. »Wir stehen vor einer einzigartigen Situation.«
    »Was ist passiert?« Westphalen fixierte Mia, während sie ihn auf den neusten Stand brachte. »Lassen Sie mich die Briefe sehen«, sagte er schließlich, und Mia reichte ihm Kopien von allen drei Schreiben. Er las sie zweimal, bevor er aufschaute und seine Brille abnahm. »Interessant.«
    »Ich dachte mir schon, dass Sie das finden würden«, sagte Mia. »Und?«
    »Er ist aufrichtig«, sagte Westphalen. »Und gebildet. Entweder hat er einen akademischen Hintergrund im Bereich Literatur oder ist passionierter Leser. Der Text liest sich beinahe … mit einem dichterischen Rhythmus. Bildung und Kultur. Er schreibt wie ein kultivierter Großvater, der seine Enkel an seinem Wissen teilhaben lassen will. Er ist religiös, auch wenn er weder Gott noch irgendeine religiöse Richtung erwähnt.«
    Abes Lippen pressten sich zusammen. »Er ist ein Heuchler, der behauptet, Opfer zu rächen, während er doch nur Staatsanwältin Mayhew nachstellt.«
    Westphalen zog eine ergraute Braue hoch und wandte sich an Mia. »Was denken Sie?«
    Mia stieß den Atem aus. »Er hegt eine besondere Abneigung gegen Sexualstraftäter. Wir haben heute fünf Leichen gefunden. Der Vergewaltiger und der Pädophile hatten beide Schussverletzungen in der Leistengegend, während die Mörder mit Kopfschuss getötet wurden. Der letzte Typ, King …«
    »Der Pädophile«, ergänzte Westphalen.
    Mia schnitt eine Grimasse. »Genau der. Jedenfalls ist er entweder mit voller Wucht gegen eine Betonwand gerannt oder unser ergebener Diener hat ihn zu Brei geprügelt. Seine eigene Mutter hätte den Mann nicht wieder erkannt.«
    »Kristen schon«, bemerkte Abe.
    Mia runzelte die Stirn und fuhr herum, um ihn zu mustern. »Was soll denn das heißen?«
    Abe zuckte linkisch die Achseln. »Nichts weiter. Sie hat wahrscheinlich ein gutes Auge für Details.«
    Mias Augen verengten sich. »Du bist noch immer sauer.«
    Abe schüttelte den Kopf. »Nein, bin ich nicht. Ja, vorhin war ich es, aber jetzt nicht mehr.« Westphalen sah ihn abwartend an, und Abe fluchte innerlich, als er merkte, dass er sich verpflichtet fühlte, eine Erklärung abzugeben. »Sie hatte eine Liste von allen Personen erstellt, die mit den ursprünglichen Straftaten im Zusammenhang standen, und auch die Polizisten vermerkt. Ich war nur … überrascht.«
    Mia drehte sich zu Westphalen um. »Der Täter kennt Einzelheiten, die er nicht kennen dürfte.«
    »Einzelheiten? Zum Beispiel?«
    »An Rameys Hals fanden wir Spuren von Strangulierung. Es sieht aus, als hätte ihn jemand mit einer Kette gewürgt«, erklärte Mia. »Damals hat Ramey das mit seinen Opfern gemacht. Aber dieses Detail wurde niemals in der Presse erwähnt.«
    Westphalen lehnte sich zurück und betrachtete die Polizisten. »Und das macht Ihnen Sorgen.«
    Abes Brauen zogen sich zusammen. »Selbstverständlich. Es sieht so aus, als hätten wir eine Sicherheitslücke.«
    »Oder es ist einer von uns«, fügte Mia hinzu. Dieselbe Formulierung hatte sie am Morgen vor Rameys Grab verwendet, und sie irritierte Abe jetzt genauso wie zuvor.
Einer von uns.
Der Gedanke, dass ein Cop das Gesetz in die Hände nehmen, dass er eine Frau verfolgen und in ihrem Zuhause beobachten konnte, war abstoßend. Und was ihn noch mehr irritierte, war die Tatsache, dass er nicht wusste, welche Vorstellung er abstoßender fand: dass ein Cop sich als Rächer gefiel oder dass er Kristen Mayhew nachstellte.
    Er beschloss, das Thema zu wechseln. »Warum hat er uns die Kleidung mitgeliefert?«
    Westphalen legte die Fingerspitzen aneinander. »Was hätte er

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