Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
Vom Netzwerk:
trübselig graue Seidenkleid würde niemals seiner Forderung entsprechen, dennoch zog sie es an. Dabei fiel ihr auf, dass im Haus Grabesstille herrschte.
    Sie ging nach unten und grüßte freundlich das Dienstpersonal. Die traurigen Seufzer und die bedauernden Blicke erinnerten sie daran, dass eine am Altar stehen gelassene Braut nicht mit fröhlicher Miene durchs Haus spazierte.
    Augenblicklich wurde sie langsamer, senkte den Kopf und dachte an den Hund, den sie verloren hatte, da sie hoffte, so zumindest ein Gefühl von Traurigkeit auszustrahlen.
    „Wo sind denn alle, Bates?", fragte sie den großen Butler mit dem hageren Gesicht, der darüber wachte, dass andere Bedienstete die Messingbeschläge im Flur ordentlich polierten.
    „Ihre Schwestern erhalten Unterricht im Sommerhaus", sagte er ernst. „Seine Lordschaft hat eine Verabredung in der St. James's Street. Lady Belshire kümmert sich um den Garten."
    „Danke, Bates", erwiderte sie und wandte sich ab.
    „Im Namen des Personals, Lady Jane", erklärte er, als halte er eine Grabrede, „möchte ich Ihnen unser tiefstes Mitgefühl für Ihren Verlust aussprechen."
    Sie zögerte und fühlte ihre Schuldgefühle wegen des Täuschungsmanövers wie kleine Nadelstiche. „Das ist sehr nett von Ihnen, Bates." Unnötig, dennoch nett.
    „Das gilt auch für mich, Lady Jane", fügte eine grauhaarige Frau an, die sich am anderen Ende des Flurs aufhielt.
    Jane drehte sich steif in ihre Richtung und lächelte der zierlichen Haushälterin zu, die sich mit dem Schürzenband eine Träne wegtupfte. O Gott, mit einer so peinlichen Situation hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Kopf hoch, Mrs. Bee. Wir sind die Belshires."
    „Ja, in der Tat. Das sind wir, Mylady", meinte Mrs. Bee schniefend.
    Nachdem ihre gute Laune einen leichten Dämpfer erhalten hatte, begab sich Jane in den üppig blühenden Garten. Gerade rückte ihre Mutter dem Unkraut zwischen den Lupinen mit einer Nähschere zu Leibe, angetan mit einem Strohhut und einem hellblauen Kleid. Diese häusliche Szene strahlte etwas Tröstendes aus. Ganz gleich, welche Komplikationen es da draußen gab, das Leben im Garten ging ungerührt weiter.
    „Hallo, mein armer Schatz." Lady Belshire betrachtete auf-merksam das Gesicht ihrer Tochter, um einen Hinweis auf deren gebrochenes Herz zu entdecken. „Hast du überhaupt schlafen können? Ich habe allen gesagt, sie sollen so ruhig wie möglich sein."
    „Ich konnte schlafen ... " Jane hielt inne, weil sie an den Traum denken musste, der sie hatte wach werden lassen. Zu ihrer heimlichen Bestürzung war das Abbild des nackten Marquess ein wenig undeutlich geworden. Bestimmt würde sie nie wieder unbefangen eine römische Statue bewundern können, doch wenn ihr die Erinnerung an den unbekleideten Sedgecroft abhanden kam - dann konnte sie sich auch dieses erregende Zwischenspiel nicht mehr in allen Einzelheiten ins Gedächtnis zurückrufen. „Liebes, fühlst du dich nicht wohl?"
    Jane zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass ihre Mutter mit einem Lupinenstiel vor ihr hin und her wedelte. „Nein, mir geht es gut. Hat Sedgecroft zufällig etwas von sich hören lassen? Nicht, dass ich es wirklich möchte ... "
    „Er konnte nicht wie geplant heute früh herkommen, Jane", erklärte Lady Belshire mit einem schweren Seufzer. „Ich hoffe, das ist für dich nicht eine weitere Enttäuschung. Allerdings glaube ich, dass dein verletztes Herz nach dem gestrigen Tag eine solche Kleinigkeit wohl kaum zur Kenntnis nehmen würde. Sedgecroft ist aufgrund einer familiären Angelegenheit verhindert. Er hat eine Nachricht geschickt, dass er ... "
    „Es ist schon gut, Mama. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass er sein Versprechen halten würde. Sicher bedauert er längst, dieses Angebot unterbreitet zu haben. Ich werde bestimmt nicht auf seine Worte pochen." Jane eilte um die Steinbank herum und fühlte sich vor Erleichterung ganz schwindlig. Ein Aufschub! Eine Chance, ihr Gleichgewicht zurückzuerlangen. Selbstverständlich war nicht mit Sedgecroft zu rechnen. Was würde er auch schon mit der langweiligen Lady Jane anfangen wollen, die man vor dem Altar hatte stehen lassen? Dennoch war es ihm gelungen, dass sie sich ein paar Minuten lang für begehrenswerter hielt, als sie es sich je erträumt hätte. Aber im Grunde bewies es nur, dass sie von Anfang an recht gehabt hatte.
    „Sind meine Schwestern noch bei Madame Dumas?", fragte sie, während sie sich von ihrer Mutter entfernte.
    „Ja,

Weitere Kostenlose Bücher