Des widerspanstigen Zaehmung
dass er noch einen Termin wahrnehmen muss ", antwortete sie ruhig.
„ Sein Glück, sonst hätte er seinen nächsten Termin mit dem Totengräber vereinbaren dürfen", sagte er mit schallender Stimme.
Jane räusperte sich. „Beruhigen Sie sich, Mylord. Er ist gegangen."
Auf einmal wirbelte Chloe herum und sah mit Tränen in den Augen Jane an. „Was sucht sie nach gestern eigentlich hier? Grayson, sag nicht, du hast sie zu deinem nächsten Opfer auserwählt. Das ist wieder mal so typisch für dich, dass ich es nicht ertrage!"
Langsam erhob sich Jane. Sie hatte dabei das ungute Gefühl, dass ihr Gesicht einen intensiven Rotton aufwies. „Es gibt dafür eine völlig logische Erklärung."
„Die Chloe nicht zu hören bekommen wird", fiel Grayson ihr ungehalten ins Wort. „Tatsache ist, du hast dich meiner ausdrücklichen Anweisung widersetzt, Chloe. Gestern Abend und heute hat dein Verhalten gezeigt, dass du über keinerlei Urteilsvermögen verfügst. Keine anständige Frau würde sich in einem Pavillon mit einem Mann erwischen lassen!"
Jane riss den Mund ungläubig auf. Hatte sie das gerade richtig verstanden?
„Such den nächstbesten Diener und lass die Kutsche nach vorn bringen, Chloe", forderte er sie ernst auf. Die Hände hatte er in die schmalen Hüften gestützt. „Du hast genug Abenteuer für einen ganzen Monat erlebt."
Chloe ging um ihn herum und warf Jane einen mitfühlenden Blick zu. „An Ihrer Stelle würde ich davonrennen und mich nicht noch einmal umsehen."
„Die Dame ist nur hier, um deine Tugend zu beschützen", stellte er mit eisiger Stimme klar. „Beleidige sie niemals wieder."
„Es ist wahr, Grayson", redete sie weiter und straffte die Schultern. „Jane ist eine anständige junge Dame, die keine Ahnung hat, was aus ihr werden wird, wenn du erst mal entschieden hast, wie ... "
„Das reicht, Chloe." Seine Augen glühten vor Zorn.
„Es ist wahr", beharrte sie trotzig.
Jane schüttelte den Kopf, da ihr beide leid taten, und sah zu Boden. „Hören Sie auf damit, Sie beide. Sie sind viel zu aufgebracht, um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können."
„Fliehen Sie vor ihm, Jane", flüsterte Chloe ihr zu und wischte sich mit dem Handschuhrücken über die Wange.
Seine Miene verfinsterte sich. Jane hatte das Gefühl, dass er genauso verärgert war wie seine Schwester, wusste aber nicht, was sie dagegen tun sollte. Zwei Menschen mit unbändigem Temperament - und sie stand genau dazwischen. „Diesmal hast du mich wirklich an den Rand meiner Beherrschung getrieben", murmelte er Chloe zu.
„Es tut mir leid", sagte sie zu Jane und berührte deren Hand. „Es tut mir leid, dass ich Sie beleidigt habe. Aber noch mehr bedauere ich, dass Sie irgendwie in die Fänge meines Bruders geraten sind."
„Chloe!", brüllte er sie an.
Unverhofft rannte sie um ihn herum und stürmte die Treppe hastig nach unten, sodass ihre Schritte im Pavillon nachhallten. So bestürzt sah Grayson ihr nach, dass Jane ihn bedauert hätte, wäre er mit der Situation besser umgegangen.
9. KAPITEL
Grayson fuhr sich durchs Haar und machte einen etwas verlegenen Eindruck, nachdem die Konfrontation vorüber war. „Hm, was war das für eine Szene", sagte er in dem Bemühen, scherzhaft zu klingen. „Ist euch jungen Frauen eigentlich klar, welcher Einsatz erforderlich ist, um euch vor Schwierigkeiten zu beschützen?"
„Oh, ist das für Männer wie Sie denn mühsamer, als uns in diese Schwierigkeiten zu bringen?"
Er stutzte. „Was soll das heißen?"
„Nichts. Überhaupt nichts."
„Sagen Sie", fuhr er argwöhnisch fort, „verteidigen Sie auch noch meine leichtsinnige Schwester?"
„Ich weiß nicht." Sie biss sich auf die Lippe, damit sie ihm nicht sagte, dass er sich wie ein Tyrann aufgeführt hatte.
„Aber ja, das tun Sie!" Er war völlig verblüfft. „Oder etwa nicht?"
„Schon gut", gab Jane zurück. „Sie haben recht, ich bin auf Chloes Seite." „Wieso?"
Sie ging an ihm vorbei zur Treppe und fühlte sich geschmeichelt, dass es ihn tatsächlich interessierte, was sie dachte - auch wenn sie denkbar ungeeignet war, wenn es darum ging, eine ehrliche Meinung zu äußern.
„Sie sind ziemlich grob mit Chloe umgesprungen, oder finden Sie nicht?", sprach sie über die Schulter zu ihm. „All dieser Unsinn, ich sei nur hier, um ihre Tugend zu beschützen. Und Ihre Drohungen, sie aufs Land zu schicken. Sie haben uns allen eine schreckliche Angst eingejagt."
Sedgecroft machte einen Schritt auf sie zu.
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