Des widerspanstigen Zaehmung
Oberkörper.
„Nein", gab sie zurück und klang dabei ganz wie eine anständige junge Dame, die verzweifelt versuchte, Vernunft zu bewahren. „Sie irren sich."
Seine Nasenflügel blähten sich auf, als würde er ihr Verlangen wittern. „Wirklich?", fragte er leise.
Als seine Lippen ihre berührten, kam das einer Explosion von Gefühlen gleich, die Jane genauso intensiv erleben musste wie er selbst. Er spürte, wie ihre Knie weich wurden und sie zu Boden zu sacken drohte. Tonlos fluchend bekam er ihre Arme zu fassen, ehe sie fallen konnte. Jener Teil seines Gehirns, der von seiner Erregung noch unbeeinflusst geblieben war, ließ ihn erkennen, dass er von seinem Plan abwich. Er musste aufhören, bevor er mehr Schaden anrichtete, als er überhaupt hatte wiedergutmachen wollen. Bisher hatte er nie begriffen, dass auch die besten Absichten erhebliche Probleme nach sich ziehen konnten.
Widerwillig wich er zurück und sagte mit bedauerndem Tonfall: „Und genau darin liegt der Unterschied."
Jane musste mit sich kämpfen, um wenigstens einen Anschein von Normalität zu wahren. Sie kam sich vor wie eine reife Frucht, die man vom Baum gepflückt und dann achtlos weggeworfen hatte. Nein. Ja. Ja! „Der Unterschied?", wiederholte sie verwirrt. „Ah, ich verstehe. Sie meinen den Unterschied zwischen Chloe und ihrem Offizier und uns."
Ihre Stimme bebte leicht, aber fiel es ihm auf? Sie zitterte, aber bemerkte er es? Oh, natürlich bemerkte er es. Immerhin hatte er diese peinliche Erregung verursacht, und jetzt stand er da, als würde ihn nichts davon kümmern.
„Der Unterschied zwischen ihnen und uns", fuhr er leicht überheblich fort, „liegt im Charakter."
Jane ging an ihm vorbei, um die restlichen Stufen zurückzulegen. Dabei klammerte sie sich an der Wand fest, weil sie Halt brauchte. Wie konnte er nur vom Charakter reden, wenn sie sich Augenblicke zuvor allein von ihren niedersten Instinkten hatten leiten lassen? Die Steine, aus denen dieser Pavillon gebaut worden war, mussten mit einem magischen Trank versetzt worden sein. Jane hoffte, draußen wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
„Wir verhalten uns diskret", erklärte er, während er ihr folgte. „Chloe hat sich mir widersetzt und mich getäuscht, um sich heute mit diesem Mann 2u treffen. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass Sie jemals so etwas tun würden - oder sich in ein Täuschungsmanöver verstricken lassen. Könnten Sie sich das vorstellen, Jane?"
Sie murmelte hastig eine ausweichende Antwort, dann eilte sie aus dem Pavillon, ehe er zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Sie verschloss ihre Ohren vor seiner Stimme und konzentrierte sich einzig und allein auf den Gedanken an ihre eigene Verdammnis, die ohne Zweifel in naher Zukunft bevorstand.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie in ein Täuschungsmanöver verstrickt war. Niemals durfte er die Wahrheit erfahren!
Grayson war von dem Zwischenfall nicht so unbeeindruckt geblieben, wie er vorgab. Er begleitete Jane aus dem Pavillon und beobachtete sie schweigend.
Wer hätte gedacht, dass die angesehene Lady Jane ihn in seinen Grundfesten erschüttern würde? Er überlegte, wie sie darüber dachte und ob sie überhaupt ahnte, welch entwaffnende Wirkung sie auf ihn hatte und wie sehr ihn die Situation faszinierte. Sie musste das bestgehütete Geheimnis der Gesellschaft sein. Welche Überraschungen hatte sie wohl noch zu bieten? Niemals zuvor war er innerhalb so kurzer Zeit so erregt und zugleich so gehörig zurechtgewiesen worden wie heute. Er schüttelte den Kopf, blinzelte ins Licht und ließ ihre in Rosa gehüllte Gestalt dabei nicht eine Sekunde aus den Augen.
Er musste daran denken, wie süß ihre Lippen geschmeckt hatten, wie sanft und hingebungsvoll sich ihr Körper angefühlt hatte. Sah man sie jetzt - so würdevoll und sittsam -käme niemand auf den Gedanken, dass sie so reagieren könnte. Er würde alles geben, nur um zu wissen, auf was er gestoßen wäre, hätte er noch ein wenig tiefer graben können. Was für ein denkbar unerfreulicher Moment für ihn, dass er ausgerechnet jetzt sein Gewissen hatte entdecken müssen.
Ais er sich umsah, stellte er beruhigt fest, dass Simon und Damaris am Ende der Promenade standen und auf sie warteten. Wenigstens war so der Anstand gewahrt, niemand konnte ihm und Jane etwas vorwerfen. Bei Chloe wiederum war das etwas anderes.
Am Ende des Wegs angekommen, blieb er stehen, um mit Jane zu reden. War er wirklich ein Heuchler? Ihr Vorwurf schmerzte ihn
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