Des widerspanstigen Zaehmung
ja richtig furchterregend, Gray. Das hört sich nach diesem Auge-um-Auge-Unsinn aus der Bibel an."
In Graysons Blick war kaum etwas von Gnade zu erkennen. Jane hatte ihn auf eine Weise verletzt, die ihm nicht einmal im Traum in den Sinn gekommen wäre. „Der Herr lässt es auf die Gerechten und die Ungerechten gleichermaßen regnen."
„Ja, aber bei dir hört es sich mehr so an, als wolltest du ein Unwetter auf Jane niedergehen lassen", meinte Heath. „Was genau hast du vor?"
„Ich werde sie heiraten."
„Heiraten?", wiederholte Heath ungläubig.
Grayson lachte lauthals, als er die Miene seines Bruders sah. „Nachdem ich sie habe bezahlen lassen."
„Und was schwebt dir da vor?" Heath klang so, als würde er die Antwort fast lieber nicht hören.
„Ich werde mit ihr spielen, so wie sie mit mir gespielt hat. Tatsache ist, dass ich Jane liebe."
Ein Funke von Bewunderung verdrängte etwas von der Angst, die Heath zur Schau gestellt hatte. Es gelang ihm nicht, seine Erleichterung zu verbergen. „Dann darf ich annehmen, dass es eine süße Rache werden wird? Jedenfalls süß für dich, meine ich."
Grayson verschränkte die Hände hinter dem Kopf, dann schloss er nachdenklich die Augen. „Eine Verführung ist immer süß, nicht wahr? Die Rache wird dem Ganzen nur ein wenig Würze geben."
Kaum hatte Heath das Zimmer verlassen, schickte Grayson nach seinem Sekretär. Zwar war es bereits spät, doch das störte ihn nicht. Die besten Pläne wurden schließlich nachts geschmiedet.
Hatte seine clevere kleine Maus sich ihren Plan auch in der Nacht ausgedacht?
Warum hatte sie es getan? Sein anfänglicher Zorn war inzwischen so weit verflogen, dass er wieder klarer denken konnte.
Die Antwort auf diese Frage war offensichtlich. Sie und Nigel, die beiden mutigen jungen Dummköpfe, glaubten an ein immerwährendes Liebesglück. Hätte sie sich offen gegen ihre Eltern gestellt, wäre sie gegen ihren Willen entweder doch mit Nigel oder notfalls einem anderen Mann verheiratet worden - oder aber man hätte sie enterbt.
Jane liebte ihre Familie über alles. Also hatte sie ein Komplott geschmiedet, um ihren Kopf durchzusetzen, ohne dass es jemandem auffiel. Doch ihr Plan war fehlgeschlagen, so wie es bei Plänen dieser Art meist geschah.
Er selbst würde viel verschlagenere Methoden anwenden. Alle Mittel, die ihm zur Verfügung standen - rechtliche, spirituelle, finanzielle und auch sexuelle -, würde er bedenkenlos einsetzen. Ihr Täuschungsmanöver war für ihn eine Blankovollmacht, um seine heimlichsten Fantasien Wirklichkeit werden zu lassen.
Endlich, endlich! Der Lebemann in ihm hatte wieder die Oberhand gewonnen. Der Held hatte obsiegt, er fühlte sich nicht länger verwirrt. Ihn kümmerte nicht mehr dieses Labyrinth, durch das Jane ihn geführt hatte, denn jetzt war er auf vertrautes Terrain zurückgekehrt. Er hatte sich endlich wieder im Griff.
Umso bedauerlicher für Jane.
Die Ironie des Ganzen war ihm sehr wohl bewusst. Er plante, eine Frau zu heiraten, die einen kühnen Ausweg gewählt hatte, um einer Eheschließung zu entgehen. Diesem Schicksal war er seit vielen Jahren erfolgreich aus dem Weg gegangen.
Grayson war nicht dumm, stattdessen liebte er diese verdammte Frau, selbst wenn - oder vielleicht gerade weil - sie ihn so getäuscht hatte. Natürlich war er außer sich, dass sie sich ein solches Spiel mit ihm erlaubte, doch die Rollen waren ab sofort vertauscht. Von nun wäre er nicht länger ihr Joker, ihr Spielball, sondern würde aktiv eingreifen.
War es ein Spiel aus Rache? Vielleicht zum Teil. Vor allem aber war es ein Spiel aus Liebe.
Etwas sagte ihm, Jane würde ihn nur dann respektieren, wenn er der Vereitelung ihrer eigenen Hochzeit etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen hatte. Eine Frau von solcher Leidenschaft und mit dem Verstand, ihr eigenes Schicksal nach ihrem Willen zu steuern, würde von einem Partner mindestens die gleiche Fähigkeit erwarten. Und wer außer Jane war schon in der Lage, es mit ihm aufzunehmen? Wer konnte in ihm diese Begierde zum Leben erwecken, den Spielermut, sich auf eine Ehe einzulassen?
Er wollte sie, und er konnte einfach nichts anderes tun, als sich seinem Verlangen unterzuordnen, auch wenn er sich nicht so einfach geschlagen geben wollte.
In Jane hatte er eine gleichwertige Partnerin gefunden, doch bevor er sie zu ihrer Schläue beglückwünschte, würde er sich erst den Spaß erlauben, sich für diese Täuschung zu rächen. Sie musste sich seine Vergebung
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