Deserteure (Orion 04)
hatte vollkommen recht.
»Richtig!« flüsterte Cliff. »Das ist richtig!«
Mario de Monti kam näher und musterte Tamara.
»Und wie sehr das stimmt. Tamara war allein an Bord, als Hasso mein Prüfgerät brachte.«
Helga pflichtete ihm bei.
»Sie waren angeblich in Ihrer Kabine und haben geschlafen. Warum sollen Sie weniger verdächtig sein als Hasso?«
Tamara biß sich auf die Lippen, dann antwortete sie langsam und zögernd: »Aber ich habe meine Kabine nicht verlassen, bevor nicht Sigbjörnson hier heraufgerufen wurde.«
»Können Sie das beweisen?« fragte Cliff.
Tamara senkte den Kopf.
»Nein«, sagte sie leise.
8
Es war eine bizarre Situation. Es stand fest, daß die Koordinaten programmiert worden waren, die zu dem Standort einer Station oder eines Schiffes der Fremden führten.
Wer war es gewesen?
Hasso Sigbjörnson, der zuverlässige Ingenieur, der seit zehn Jahren mit McLane und den verschiedensten Schiffen flog ...? Oder Leutnant Tamara Jagellovsk, die ehrgeizige und kühle Beamtin des Sicherheitsdienstes? Für den Commander waren beide Möglichkeiten gleich unsinnig – er glaubte an etwas anderes. An eine Einwirkung von außen. Von den Extraterrestriern? Möglich. Mit einer langen Diskussion und mit viel Mühe konnte das Rätsel geklärt werden.
Und mit etwas Glück.
»Sie haben, wie Hasso, keinen Zeugen für Ihre Unschuld«, sagte Helga und deutete mit einem spitzen Zeigefinger auf Tamara. »Keinen Zeugen, keinen Gegenbeweis. Dann muß also Commander McLane Sie wegen des dringenden Verdachtes der Sabotage im Raum festnehmen – und paralysieren!«
Helga schien sich direkt darauf zu freuen; wenigstens machte es den Eindruck.
»Er wird sich hüten!« sagte Tamara drohend.
»Glauben Sie etwa, einer von uns hätte Angst vor Ihnen?« erkundigte sich Helga spitz.
»Ich bin immerhin Offizier des Galaktischen Sicherheitsdienstes!« rief Tamara aus.
»Dienstgrad oder Zugehörigkeit zu verschiedenen Gattungen spielen keine Rolle bei Verfahren dieser Art«, sagte Helga.
»Nach Paragraph 291 der Sicherheitsordnung ...«, begann Tamara.
»Hören Sie doch endlich mit Ihren Paragraphen auf! Sie sind ebenso verdächtig wie Hasso. Es müßte in Ihrem eigenen Interesse liegen, daß die Angelegenheit genau untersucht wird. Also!«
»Was wollen Sie eigentlich von mir?« fragte Tamara beunruhigt.
»Da Commander McLane nicht bereit zu sein scheint«, sagte Helga in unnatürlicher Ruhe, »sich mit Ihnen anzulegen – bitte, geben Sie mir Ihre beiden Waffen!«
Tamara ging einen weiteren Schritt rückwärts und stieß gegen den Träger, an dem sie sonst schweigend zu lehnen pflegte.
»Bevor ich Ihnen meine HM 4 übergebe«, sagte Tamara mit einem seltsam starren Gesichtsausdruck, »werde ich mich wehren bis zum Letzten.«
Helga stand nur wenige Zentimeter von Tamara entfernt. Die beiden Frauen maßen sich mit Blicken, die genauso drohend waren wie entsicherte Strahler.
»So«, murmelte Helga, »glauben Sie?«
In diesem Moment höchster Spannung beschloß Professor Sherkoff, einzugreifen. Er blieb neben Cliff stehen und sagte unüberhörbar laut:
»So kommen wir nicht weiter, meine Herrschaften!«
»Richtig!« echote Mario de Monti.
»Es hat keinen Sinn, uns gegenseitig zu verdächtigen und zu beschimpfen. Nur weil wir etwas erlebt haben, wofür wir keine Erklärung finden.«
»Für mich ist der Fall klar!« sagte Tamara trotzig.
»Nichts ist klar.« Sherkoff begann aufzuzählen.
»Überlegen wir einmal genau. Da sind ein paar Koordinaten und Zusatzzahlen programmiert worden, ohne Befehl des Kommandanten. Sie hätten uns vermutlich zu den Fremden geführt.
Da sind zwei aus unserer Mannschaft verdächtig.
Sie, Tamara und Sie, Hasso.
Wenn wir davon ausgehen, daß keine anderen Voraussetzungen als der Wunsch, das Schiff zu übergeben, in Frage kommen, wäre gegen diese Verdächtigungen nichts einzuwenden. Da ich jedoch der Meinung bin, und sie als Wissenschaftler auch beweisen kann, daß hier an Bord kein Mitglied der Crew die Absicht hat, Selbstmord zu begehen, fällt für mich dieser Grund – Verrat! – weg.
Denken Sie an die seltsamen Vorgänge in Station Destroy II.
Denken Sie an die gestörten Robots, an die ausgefallenen Geräte, an die zwei Relaisstationen, die uns nicht angerufen haben. Könnten nicht auch andere Ursachen als Verrat zutreffen? Ursachen, die uns fremd sind?«
»Cliff?«
McLane wandte sich an de Monti.
»Was willst du, Mario?«
»Ich möchte einen Versuch
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