Deserteure (Orion 04)
machen.«
Cliff nickte.
»Genehmigt!«
Monti ging mit wenigen raschen Schritten zum Komputer-Eingabeelement und musterte die Tastatur. Dann begann, er, die Koordinaten des gewünschten Raumkubus zu tippen.
Wieder erklang der hohe, geheimnisvolle Ton.
Fast im Ultraschallbereich.
Die Schreibapparatur hämmerte los, und ein Lochstreifen schob sich aus dem Ausgabeschlitz.
McLane blieb neben Mario de Monti stehen und blickte den Streifen an.
Dann richtete er seinen Blick auf Mario, der apathisch durch den Commander hindurchzusehen schien. Auch Sherkoff bemerkte die Veränderung, die in dem großen, breitschultrigen Mann mit dem grobflächigen Gesicht vorgegangen war und lächelte ganz kurz. Er wußte, wie die Diskussion enden würde.
»Wieder das gleiche!« stellte Cliff fest.
Ein erschrockenes Einatmen war die Reaktion. Jeder der Crew hielt den Atem an.
»361 mit Zusatzkoordinaten?« fragte Atan.
»Genau!« erwiderte Cliff.
»Ich verstehe das nicht«, ereiferte sich der Astrogator.
»Mario hat also ebenfalls den dringenden Wunsch, uns in die Gefangenschaft der Fremden zu bringen. Meine Freunde – wir haben bereits drei Verräter an Bord. Das wird aber eine sehr lustige Komödie. Wir sollten das Bordbuch abschreiben und das Ganze einem Dramatiker übergeben. Wir verdienen noch nach dem Abmustern an den Tantiemen.«
McLane lachte kurz und grimmig.
»Wenn das so weitergeht«, prophezeite er, »dann werden wir alle zu Verrätern und Deserteuren. Das ist ansteckend.«
»Keine Panik!« sagte Sherkoff.
»O nein«, bestätigte Cliff. »Jetzt nicht mehr. Wir werden der Sache auf den Grund gehen, ehe wir starten.«
Tamara fragte im Tonfall des ironischen Geheimdienstchefs Villa:
»Wie kamen Sie dazu, Leutnant Monti?«
Langsam näherte sich Mario der Gruppe. Die Lethargie schien von ihm abgefallen zu sein. Er musterte mit überraschten Augen die Personen.
Sherkoff unterbrach Tamara. Er sagte schnell:
»Das ist allerdings kein Fall für einen Sicherheitsbeamten, sondern einer für einen Arzt. Also ist es mein Fall.«
»Ja?« fragte Mario benommen. Er machte keinen sehr geistreichen Eindruck, wie er mit zusammengekniffenen Augen und hängenden Schultern vor ihnen stand.
»Können Sie mich klar und deutlich verstehen?« fragte ihn der Professor.
»Ja, warum nicht?« fragte Mario verwundert zurück.
»Wissen Sie genau, was eben passiert ist?« fragte Sherkoff weiter. Seine Stimme war schneidend.
»Wann?« erkundigte sich Mario schwerfällig.
»Eben. Vor einigen Minuten – denken Sie genau nach!«
»Ich saß hier am Eingabeelement des Komputers«, erinnerte sich de Monti zögernd. Er sprach, als lähme etwas seine Zunge.
»Ich habe ...«
Dann sagte er überraschend klar und deutlich:
»Nein. Sonst war nichts.«
Die sieben Personen standen völlig im Bann des seltsamen Geschehens. Ihre Mienen drückten Bestürzung und nervliche Anspannung aus; es geschahen zu viele seltsame Dinge zu schnell hintereinander.
»Wirklich nicht?« fragte Professor Sherkoff in die Stille hinein.
»Nein, wirklich nichts!« erwiderte Mario de Monti.
»Und Sie erinnern sich auch nicht, daß Sie die Flugkoordinaten programmiert haben?«
»Ich erinnere mich, es gewollt zu haben«, sagte Mario finster. »Wer hat Koordinaten programmiert?«
»Sie!« sagte Sherkoff einfach.
»Und welche?«
»Die fraglichen. Die uns zu den Fremden bringen.«
Fassungslos stammelte de Monti:
»Ich soll ... Sie behaupten, ich hätte ...«
Hart erwiderte Sherkoff, der noch immer die Hand im Ausschnitt seiner Jacke stecken hatte:
»Ich behaupte gar nichts.«
»Aber ...«
»Ich frage nur, ob Sie sich entsinnen können?«
Mario schüttelte in einer verzweifelten Bewegung den Kopf.
»Nein. Ganz ausgeschlossen.«
Mit einem befreienden Grinsen wandte sich Sherkoff an McLane und sagte etwas lauter:
»Nun, Commander, was sagen Sie jetzt?«
»Ich weiß noch nicht recht, was ich denken soll.«
»Ist Ihnen nicht aufgefallen«, fragte Sherkoff leise, »daß sowohl Hasso als auch Mario, als sie diese merkwürdigen Gedächtnislücken zeigten, vor dem Eingabeelement des Digitalrechners saßen?«
»Ja, richtig!«
Tamara schaltete sich ein und sagte:
»Jeder, der hier an Bord Flugkoordinaten programmieren will, muß dort vor dem Element sitzen.«
Ungerührt fuhr Sherkoff fort:
»Und beide haben sich nachher an nichts mehr erinnern können.«
»Woher?«, rief Tamara aufgeregt aus, »wissen Sie, Professor, daß sie sich erinnern wollten?«
»Sehen
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