Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
zu freuen, dass jemand da sein wird, auf mich wartet, glücklich, mich zu sehen. Ich mag es, mich mit jemandem nach einem langen Tag auf dem Sofa zusammenzukuscheln, jemand, mit dem ich einen Teller Pommes frites teilen kann bei einem Diner nach zehn Uhr abends.
Keine Verabredungen. Das Urteil ist gefallen : Ich mag keine Verabredungen. Oder eher, ich mag es nicht, zu einer Verabredung zu gehen. Ganz besonders nicht erste Verabredungen. Und ganz besonders nicht schlechte erste Verabredungen. Sich mit jemandem zu treffen ist etwas anderes – es ist vertraut, es ist Routine, es ist sicher. Aber Verabredungen – der Stress des Unbekannten, die Bemühungen, Eindruck zu schinden, die unvermeidliche Anspannung – mir fehlt nichts davon.
Und jetzt kommt’s: Was ich am Singleleben mag, ist die Tatsache, dass du dir nie Sorgen machen musst, etwas Gutes zu verlieren. Du musst dir niemals deine bessere Hälfte anschauen und dich fragen, ob er morgen immer noch hier sein wird, sei es physisch, emotional, geistig oder was auch immer. Es wird dich niemals ein Blitz aus heiterem Himmel auf deinen Kopf oder in dein Herz treffen. Du musst dich niemals fragen, ob das alles eineLüge gewesen war und du viel zu lange ein Idiot gewesen warst. Manche werden dir sagen, dass das Singleleben eine falsche Art von Sicherheit ist, die Art, die mit vergitterten Fenstern einhergeht, ein selbst gemachtes Gefängnis, das dich wegschließt vor einer erfundenen Angst. Doch das Singleleben ist sicher. Weil man nämlich die, die man liebt, nicht halten kann. So was existiert nicht.
Wenn dieses Wissen nur schon ausreichen würde.
Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon. Ich schaute nach der Nummer und nahm ab.
»Hey, Scott.«
»Ich hab gerade deinen WILS-Eintrag gelesen.«
»Jetzt schon? Meine Güte, die Tinte ist noch nicht mal getrocknet – im übertragenen Sinne gesprochen, meine ich.«
»Das mit Jan und Dean hat dich wirklich mitgenommen, oder?«
Ich seufzte traurig. »Jaaaa.«
»Ich weiß. Mich auch. Ich bin wirklich deprimiert deswegen.«
Ich sagte nichts.
»Willst du, dass ich rüberkomme?«, fragte er. Ich war überrascht, dass er fragte, weil er mir etwas früher am Tag gesagt hatte, dass er sich an den nächsten paar Abenden auf eine Konferenz in Denver vorbereiten müsse.
»Klar«, sagte ich. »Warum? Willst du etwa nicht?«
»Doch, natürlich will ich. Nur ich … ich weiß nicht. Ich dachte, du wolltest vielleicht alleine sein.«
»Sollte ich wahrscheinlich auch, aber nein. Komm ruhig rüber. Und bring Eiscreme mit.«
»Okay.«
Als er in die Einfahrt fuhr, öffnete ich die Tür, hinter der ich fast die ganze Zeit gestanden und gewartet hatte, und beobachtete ihn, wie er den Fußweg und dann die Veranda hochstapfte, zwei große Packungen Eiscreme von Ben & Jerry’s dabei (Cherry Garcia für ihn und Chocolate Chip Cookie Dough für mich). Ich erwürgte ihn geradezu, als ich meine Arme um seinen Hals warf undihn drückte, die Tür immer noch auf, sodass meine Nachbarn uns sehen konnten. Er drückte mich auch und ich konnte die kalten Eisboxen an meinem Rücken spüren.
Stunden später, in der Dunkelheit meines Schlafzimmers, auf den Schlaf wartend, der dem Sex folgt, sagte Scott mit ganz weicher Stimme, fast genuschelt: »Ich bin froh, dass du denkst, das hier ist eine Beziehung, Eva. Ich will, dass es eine ist.«
»Ich auch«, murmelte ich und schmiegte mich an ihn wie eine Katze an ihren Besitzer.
Ich wollte es wirklich, wirklich, wirklich.
Überraschenderweise machte niemand viele Kommentare, seit ich Scott und mich auf WILS geoutet hatte, aber die Stimmung im Grounds hatte sich definitiv entspannt. Mir war nicht klar gewesen, wie verkrampft ich versucht hatte, das Ganze so lange geheim zu halten, und wie verkrampft alle getan hatten, als wüssten sie von nichts. Es war, als ob die Luft wieder zum Atmen da war.
Doch wir alle vermissten Jan und Dean. Jan hielt Kontakt zu Tracy, ich glaubte aber, dass keiner von beiden wieder ins Grounds kommen würde, aus Angst, den anderen hier zu sehen. Vielleicht war es aber auch einfach nur zu hart. Nachdem Shaun und ich uns getrennt hatten, habe ich sofort aufgehört, an die Orte zu gehen, zu denen wir immer zusammen gegangen waren.
Seit wir entschieden hatten, den Leseraum zu verschönern, ging Norman jeden Tag die Craigslist durch und schaute nach gebrauchten Sofas und Sesseln. Er und Scott nahmen dann Scotts Pick-up und schauten sich alles an, was
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