Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
bedankte sich für meine Teilnahme, aber ich wusste es besser, als dass ich ihr glaubte.
Zwei Tage vergingen, bevor sie am Samstagnachmittag wieder auftauchte, Jay im Schlepptau. Ich sah hoch und entdeckte sie am Ende der Schlange, blass und mit Sonnenbrille. Sie starrte die Tafel hinter mir an.
Zögerlich lächelte ich Jay an.
Die Schlange bewegte sich und wie aus einem Trancezustand erwachend, fing Minerva an, in ihrer Handtasche zu kramen. »Ich nehme einen Chai-Smoothie und …«
»Minerva, alles klar?«
Sie schaute mich zuerst an, als ob ich sie beleidigt hätte. Dann sah sie Jay an, nach dem Motto:
Kümmere du dich darum
, und ging zu ihrem üblichen Tisch, mit dem Rücken zur Theke.
Jay seufzte. »Den Smoothie und einen Keks der Woche für sie. Und kann ich einen Erdbeer-Milchshake bekommen?«
Ich kümmerte mich um ihre Bestellung und machte dann mit den Gästen nach ihnen weiter. Als ich eine freie Minute hatte, ging ich zu ihrem Tisch.
»Wie geht es dir?«, fragte ich, meine Stimme voller Mitgefühl. Ich fühlte mich sehr mütterlich.
»Ich schmeiß es hin«, antwortete sie.
Ich schaute sie schockiert an.
»Du meinst Hinschmeißen wie in
Ich schmeiß die Schule hin
? Wie in
Aufhören
?«
Sie nickte nicht und schüttelte auch nicht den Kopf, aber ich wusste die Antwort.
»Min, ich weiß, es ist …«
»Nein, ich bin fertig damit.«
»Wow«, sagte ich. »Scheint ziemlich endgültig zu sein.«
»Weil es das ist«, schnappte sie zurück.
»Meinst du nicht, du solltest eine Weile darüber nachdenken? Noch eine Woche weitermachen? Das Semester beenden?«
Sie starrte mich an, als spräche ich klingonisch.
»Du hast es doch selbst gesagt: Es ist schrecklich und herzzerreißend, aber es wird passieren.« Sie schüttelte ihren Kopf, während ich sprach. »Das heißt doch nicht, dass du aufgeben sollst.«
»Was, das hier wird etwa auch vorübergehen?«, blaffte sie. Ihre Worte, obwohl sie so schnoddrig dahingesagt waren, trafen mich im Magen wie ein Orkan.
Ich schluckte meine Wut herunter, weil ich wusste, dass sie ihren eigenen Schmerz und ihre Trauer auf mich übertrug und rational zu sein versuchte. »Das ist nicht das, was ich meinte, und das weißt du.«
»Eva! Es ist vorbei. Ich kann das nicht machen, verstanden? Ich hab meine Entscheidung gefällt.«
»Na ja, vielleicht solltest du es dir anders überlegen.«
»Wird nicht passieren.«
»Was wirst du denn ansonsten machen?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Vielleicht werde ich Friseurin.«
Mir blieb der Mund offen stehen. »Du machst doch Scherze, oder?«
»Warum nicht? Die sind kreativ und die heilen auch auf ihre eigene Art. Und ich muss nicht mein Erstgeborenes verkaufen, um mir die Ausbildung leisten zu können. Mit den richtigen Kunden kriege ich das, was ich reingesteckt habe, in weniger als einem Jahr wieder raus. Nicht zu vergessen die ganzen tollen Produkte. Das ist jetzt gar nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen. Als Teenager wollte ich immer Friseurin werden. Aber die ganzen Berufsberater und meine Mutter haben mir immer wieder gesagt, ich sei zu schlau, zu talentiert, bla, bla, bla …«
»Vielleicht weil sie recht hatten?«, fragte ich.
»Beleidige Friseure nicht so.«
Später, als sie gerade gehen wollten, brachte Jay sein leeres Milchshake-Glas zum Geschirrkorb.
Ich ging zu ihm. »Jay, du musst mir helfen.«
Er lächelte auf eine Art, die eher Verständnis ausstrahlte als Distanziertheit, und betrachtete seine Frau, wie sie den Tisch abwischte. »Natürlich hast du recht, Eva. Sie wäre eine großartige Hebamme, das wissen wir alle. Und wir haben viel durchgemacht, um bis hierher zu kommen. Aber, weißt du, ich kann nichts machen. Sie ist fertig damit und so sieht’s aus.«
Ich fragte mich, wie viele Runden er mitgemacht hatte, bis er so abgeklärt geworden war.
»Was ist, wenn sie in zwei Jahren merkt, dass es doch genau das ist, was sie immer wollte?«
»Dann tut mir der Idiot leid, der mit ihr über die Kurse streiten wird, die sie bereits bestanden hat.«
»Jay, sie hat ein Talent.«
»Ich weiß«, sagte er. Sein Blick wurde ernst. »Aber auf keinen Fall werde ich mitansehen, wie sie sich für jede Wachstumsstörung bestraft, die passieren wird. Und sie gehört nicht zu der Sorte Mensch, für die so was jemals leichter wird. Sie ist nicht wie ihre Mutter und diese Babys sind keine Tiere auf einem Bauernhof.«
»Vielleicht ändert sie ja ihre Meinung«, sagte ich in dem Versuch, sowohl mir als auch
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