Desiderium
Zeugin damals entführt und das Haus hatte einstürzen lassen, damit sie ihm nichts verriet, hatte ich mir bereits gedacht. Weshalb ich nur mit halbem Ohr zuhörte.
Darragh wollte uns töten. Er hatte von Anfang an vorgehabt mich, die mächtigste Auserwählte, auszuschalten. Offenbar weil er neuerdings einen Hass auf meine Sorte entwickelt hatte. Jetzt wollte er zusätzlich Jaron töten, weil wir seiner Meinung nach eine verbotene, unnatürliche Verbindung eingingen. Warum sollte ich mir noch seinen Schwachsinn anhören?
Was bezweckst du damit, Jaron?
Ich sprach die Frage nicht laut aus, noch stellte ich sie ihm direkt, indem ich wie bewusst unsere Verbindung nutzte.
Trotzdem musste er sie gehört haben
Denn im Nachhinein war ich mir nicht mehr sicher, ob das eine Wort, das in meinem Kopf auftauchte, von mir selbst oder von ihm kam:
Wut!
Sie war durchaus schon die ganze Zeit da, alles andere wäre nach den letzten Wochen selbst für mich sonderbar gewesen. Sie brodelte in mir und verlangte danach, Darragh zurückzuzahlen, was er getan hatte. Aber wie so oft konnte ich sie nicht entladen.
Versuch es! Konzentrier dich! Diese Worte kamen definitiv direkt von Jaron. Sie waren zu deutlich, als dass sie aus einer Erinnerung oder durch meine Vorstellungskraft kommen konnten.
Als ich nach seinem Blick suchte, nickte er kaum merklich.
Während Jaron Darragh davon abhielt, mir mehr Aufmerksamkeit zu schenken, führte ich mir noch einmal bewusst vor Augen, was in den letzten Stunden geschehen war. Lillian, die Angriffe, der Kampf im Keller, der Einsturz, Darragh, der im Namen der Moral folterte. Nicht dass ich das auch nur eine Sekunde vergessen hatte, aber die Erfahrung hatte gezeigt, dass ständiges Wiederholen mir half.
Die Ketten und der Bund in Darraghs Hand begannen zu wackeln. Der Boden unter meinen Füßen vibrierte. Niemand sonst schien es zu b emerken. Ein Anfang. Noch längst nicht genug.
Derweil verschwand die diebische Freude aus Darraghs Stimme. Zurück blieb nur das Wahnsinnige. »Ich muss es tun. Wie könnt ihr das nicht verstehen? Es muss hier enden!«
Und statt das einfach zu sagen oder aus dem Club der Eingeweihten auszutreten, wollte er mich umbringen. Und Jaron! Es war mir egal, ob es möglicherweise besser für ihn war, wenn er starb, sobald ich nicht mehr war. Niemand brachte ihn um! Erst recht nicht nur wegen einem übergroßen Ego und mir!
Die Luft begann zu knistern. Schwarzer Rauch begann das Fenster zu vernebeln. Hitze stieg auf.
Darraghs Blick bohrte sich in meinen. »Cassim, ich dachte, wir hätten uns geeinigt.«
Betont langsam zückte er einen weiteren Schlüssel hervor, womit er Jarons Fesseln öffnete. Alle, bis auf die, die seinen ohnehin verletzten Fuß umschloss.
Funken sprühten aus allen Winkeln des Raumes, sie glühten in der Luft, aber aus ihnen wurden keine Flammen ; meine Panik blockierte mich. Es gab nichts, das ihn davon abgehalten hätte, das zu tun, was er nun tat: Jaron fiel wie ein Stein zu Boden. Als er sich aus Reflex auf seinen Händen abstützte, spürten wir beide einen erneuten, reißenden Schmerz durch die Arme zucken. Durchgeschwitzt und voller Blut lag er zusammengekrümmt zu meinen Füßen.
»Jaron!« Ich konnte kaum sprechen, Angst und Panik lähmten mich.
Darragh nahm zum wiederholten Mal das aufgetauchte Schwert und zwang Jaron damit, sich so weit es ihm möglich zu erheben. Dabei verdrehte er den noch angeketteten Fuß, sodass der Knochen weiter gegen die Haut drückte – als wolle er sich gänzlich einen Weg ins Freie suchen. Zusätzlich schabte das Metall der Fessel darüber.
Jaron keuchte abgehackt. Die Sehnen an seinem Hals spannten sich an, bis sie zu zerplatzen drohten.
»Das tut bestimmt weh«, bemerkte Darragh mitleidlos. Er hob das Schwert an und ließ die scharfe Seite, an der noch das Blut klebte, auf Jarons Fuß schnellen.
Fünf Mal hackte er auf den Knochen, fünf Mal verloren sowohl Jaron als auch ich die Beherrschung und schrien, bis uns die Stimmen we gbrachen.
Für wenige Sekunden standen Darraghs Haare in Flammen. Fluchend zog er sich sein blutbeschmiertes Oberteil aus und versuchte damit die Flammen zu ersticken. Ein überflüssiges Vorhaben. Sie verschwanden bereits von selbst und hinterließen nichts weiter als Brandwunden und den Geruch nach verbrannten Haaren.
Zur Strafe packte er Jaron am Kragen, zog ihn bis auf Brusthöhe und schlug seinen Kopf, das Gesicht voran, gegen die Steinwand.
»Verdammte Scheiße, ich bring
Weitere Kostenlose Bücher