Desiderium
nichts anderes als meine Kräfte benötigen würde, um mich zu verteidigen. Ich brauchte nur sie, um Darragh zu finden.
Endlich konnte ich sie nutzen!
Ohne mich darauf konzentrieren zu müssen, rannte ich los, ließ mich von den Gefühlen in mir dorthin führen, wo Darragh war. Sobald ich auf einen derer traf, die uns angegriffen hatten, ereilte ihn dasselbe Schicksal wie die beiden Männer.
Schon bald war ich umgeben von Flammen. Aber mein Ziel hatte ich noch immer nicht erreicht.
Ich muss ihn finden!
Meine Gefühle reagierten wie ein Peitschenhieb. Die Luft zischte. Donnergrollen. Keine hundert Meter von mir explodierten zwei weitere Häuser. Gerade rechtzeitig sah ich, wie Darragh über die Trümmerteile hinweg sprang.
»Darragh!«
Als er mich sah, packte er ein nahestehendes Holzfass, das wie durch ein Wunder unversehrt war, und warf es nach mir.
Spöttisch grinsend duckte ich mich. »Soll diese Donkey Kong- Nu mmer alles gewesen sein? Verlassen dich die Kräfte?«
Unb ewusst hob ich eine Hand. Die Fässer und vereinzelte Steine flogen in die Luft. Sie taten sich zusammen und bildeten einen Strudel aus schwarz und grau, der direkt auf ihn zusteuerte.
In letzter Sekunde gelang es ihm, sich hinter den Überresten der Grundmauer zu verstecken, sodass die Teile über ihn hinweg flogen.
Verdammt!
Das nächste Haus ging in Flammen auf!
»Ich kann dieses Spiel noch stundenlang fortführen«, hörte ich ihn kichern. »Kannst du dasselbe von dir behaupten? Du wirst schwächer und schwächer, deine Kräfte zehren dich aus.«
Während er sprach , folgte ich seiner Stimme. Absichtlich verhinderte ich weitere Ausbrüche. Er hatte Recht, ich durfte meine Kräfte nicht mehr wahllos einsetzen. Abgesehen davon, dass ich bereits ein Dutzend Häuser in Brand gesteckt hatte und der Rauch mehr und mehr die Umgebung vernebelte.
Zwei Meter entfernt lugten ein paar Zentimeter Haut hervor. Dort zw ischen der Haustür, dem einzigen Gegenstand, der noch stand und Bruchstücken eines steinernen Kamins hatte er sich versteckt als würde er hoffen, er könnte mich von dort überraschen.
Lächerlich!
Ich stützte mich mit den Händen auf etwas ab, das einmal das Dach gewesen sein musste, und machte einen Überschlag – es sollte niemand sagen, ich würde mein Training nicht anwenden.
Wie geplant landete ich mit beiden Beinen auf Darraghs Brust. »Du wiederholst dich!«
Bevor ich mir ein siegessicheres Grinsen gönnen konnte, packte er mich am Knöchel und riss mich erneut zu Boden. In letzter Sekunde rollte ich mich ab. Darragh stand bereits hinter mir. Seine Haare waren, trotz der Tatsache, dass Sehnsüchte sich schnell regenerierten, noch nicht wieder nachgewachsen, seine Kleidung dreckig und zerknittert. Abdrücke meiner Schuhe prangten auf seinem Hemd. Aber noch stand er und war zumindest auf den ersten Blick unverletzt.
Das ließ sich ändern!
Ich rappelte mich auf und ließ seine Schuhe in Flammen aufgehen. Sie fraßen sich durch den Stoff und seine Hose hoch. Es begann nach verbranntem Fleisch zu riechen.
Darragh schrie. Panisch begann er umher zu rennen, um die Flammen zu ersticken. Er warf sich auf den Boden, strampelte mit den Beinen, versuchte so, die Schuhe abzustreifen, aber sie waren zu eng geschnürt. Und bei jedem Befreiungsversuch stachelte ich das Feuer mehr an.
Bis es wie durch Zauberhand verschwand.
Augenblicklich stoppte er seinen Rumpelstilzchentanz. Zögernd warf er einen Blick auf seine verbrannten Füße und Beine. Alles, was man noch erkennen konnte, waren Brandblasen, herabhängende Hautfetzen und Knochen.
Es kam einem Wunder gleich, dass sein Tonfall sich nicht veränderte: »Du kannst mich nicht umbringen.« Es war eine Feststellung. »Du bringst es nicht über dich, jemanden, den du kennst, umzubringen. Du bist zu schwach.«
»Du warst es doch, der mir vor Augen geführt hat, wie gerne ich R egeln überschreite. Gilt auch für die moralischen Bedenken.«
Dennoch gelang es mir nicht, ihn weitere Male zu treffen – weder mit dem Körper noch mit meinen Kräften – schon gar nicht tödlich.
Nein! Ich würde nicht zulassen, dass meine Gaben mich ausgerechnet in diesem Moment wieder verließen.
Und wieder jagte ich ihn durch die Stadt. Zwar war er durch seine Verletzungen eingeschränkt, langsam genug, dass ich ihn nicht mehr aus den Augen verlor, aber ich hatte schon langsamere Menschen gesehen, die sich nur einen Zeh gestoßen hatten.
Und bald kamen wir zurück zu den Türmen, wo der
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