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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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gegeneinander. Sie murmelte etwas, das aus der Entfernung nicht zu verstehen war.
    Plötzlich flog etwas durch eines der zerstörten Fenster und schlug hinter mir in eine der Treppenstufen rein. Sofort baute sich Jaron schützend vor mir auf. Ein weiteres Etwas landete in der Glasvitrine neben mir.
    »Ich bring dich hier raus«, rief Jaron mir zu. »Darragh. Versuch sie in Schach zu halten, egal wie. Ich lass dir Ian hier.«
    Mit einem Fußtritt zerstörte Jaron die letzte Scheibe in diesem Haus. Bemüht sich die Finger nicht aufzuschneiden, kletterte er nach draußen. Dann riss er die verblichenen Vorhänge herunter, wickelte sie um seine Hand und reichte sie mir.
    Mit seiner Hilfe gelang es mir gerade zu entkommen, als die ersten Sehnsüchte das Haus betraten. Darragh rief etwas Unverständliches.
    »Cassim, lass ihn!«, rief Jaron. »Er schafft das ohne uns. Lauf!« Schneller als wir es je beim Training getan hatten, rannten wir los. Die wenigen Gestalten, die sich nicht um das Haus scharrten, blickten auf, als wir an ihnen vorbei hetzten, taten aber nichts. Lediglich eine Katze versperrte uns kurzzeitig den Weg, indem sie eine Mülltonne umfallen ließ.
    Wer sehnte sich nach einer Katze?
    Wir hielten erst auf unserem Trainingsplatz an, wo ich mich erschöpft auf eine der Matten setzte.
    Darragh und Jarons Pferd Ian stießen bereits nach wenigen Minuten zu uns. Wie er von den vergessenen Sehnsüchten losgekommen war, sagte er nicht, aber seine zerrissene Kleidung und die aufgeschürfte Haut an Armen und Beinen sprachen für sich.
    Jaja, es gibt keine Gewalt in der Welt der Sehnsüchte, ist klar!
    »Es ist alles in Ordnung. Geht’s dir gut?« , fragte er mich.
    »Mir geht’s gut.« Meine unregelmäßige Atmung unterstützte meine Worte nicht gerade.
    »Sie können ihre Stadt nicht verlassen, hier kann nichts passieren.«
    »Davor habe ich keine Angst«, entgegnete ich und spürte, wie sich eine Art mentaler Schutzwall in mir aufbaute. »Behandelt mich wie ein rohes Ei und ihr werdet euch wünschen, ihr hättest niemals welche besessen. Kapiert?!«
    »Verstanden, du musst nicht aggressiv werden.« Die Anspannung fiel von Jaron ab. Lachend duckte er sich als erwarte er einen Schlag von mir.
    »Schau lieber nach, was wir da haben mitgehen l assen«, meinte Darragh, der erschöpft aussah, und sich noch immer unwohl zu fühlen schien, weil er gegen die Regeln verstoßen hatte.
    Ich blätterte durch den Papierstapel, verwundert darüber, wie viele Se iten es waren. Wer auch immer geschrieben hatte, er oder sie hatte sein gesamtes Leben als Auserwählter notiert.
    Dann jedoch stockte ich. »Den Daten zu Folge ist das ein Tagebuch, aber nicht von einer Vorfahrin.«
    »Also sind wir umsonst in die Stadt der Irren gegangen?«, fragte Jaron mürrisch.
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Nein. Es sind unterschiedliche Schriften, zu weitreichende Daten. Niemand lebt so lange. Das ist nicht das Tagebuch eines Vorfahren, sondern mehrerer.«
    »Dann muss das Wissen von Generationen von Auserwählten darin sein«, bemerkte Darragh mit einem gierigen Blick.
    »Die wenigen Geheimnisse derer, die dasselbe taten wie ich«, korrigierte ich ihn wie von selbst.
    Ein weiteres Mal blätterte ich durch das Tagebuch auf der Suche nach den Einträgen der letzten Durands:
     
    27. Juli 1996
     
    Mein Name ist Danielle Durands.
    Seit meinem neunzehnten Lebensjahr, 1982, bin ich die anerkannte Aus erwählte der Durands- Dynastie, die Einzige, die in meiner Generation beide Welten betreten kann. Meine bisherige Zeit war ruhig – wenn das eine Auserwählte von sich behaupten kann. Das Schlimmste waren im Grunde die Träume – und das Training mit Darragh. Der oberste Eingeweihte der Welt der Sehnsüchte, Darragh Chirac, ist beim Training wirklich hartnäckig.
    Seit ich weiß, dass ich schwanger bin schränke ich das Training ein, aber mit den Träumen lässt sich das nicht so einfach machen. Allmählich verfolgen mich die alten G eschichten, wahrscheinlich habe ich in letzter Zeit zu viel gelesen. Und maman verbessert das Ganze nicht gerade, wenn sie mir Vorwürfe macht, dass ich unverheiratet doch kein Kind bekommen könnte. Würde unsere Familie denn nicht schon genug Sünden begehen? Warum mache ich es nicht so wie mein perfekter Bruder mit seiner Nina und der kleinen Cassim?
    Das einzig Gute an all diesen Träumen ist, dass sie mich heute zu dem Tagebuch geführt haben.
    Ich werde das Werk unserer Vorgänger fortführen, für denjenigen,

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