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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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der nach mir kommen wird.
     
    »Irgendetwas Interessantes?«, fragte Jaron, der es sich im Gras gemütlich gemacht hatte.
    »Vor Viviannes Geburt war meine Tante definitiv noch in Ordnung. Sie wirkt nicht verrückt. Die Streitigkeiten in der Familie werden auch nicht direkt angesprochen.«
    »Sonst irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte? Hinweise auf die übrigen Portale oder ähnliche Regelverstöße wie dieses Mal?«, fragte Darragh.
    »Du meinst, dass der wichtigste Eingeweihte der Sehnsuchtswelt in ein Haus in der Stadt der Echos einbricht und etwas stiehlt? Nein, ich glaube nicht, dass ich so etwas finden werde.«
    »Dann lies weite r!«
    »Darragh.« Jaron setzte sich auf und stützte sich versehentlich auf dem Buch ab. »Au«, murmelte er dann überrascht.
    »Was denn?« Wieder sprachen Darragh und ich gleichze itig.
    » Es wehrt sich gegen mich. Es verbrennt meine Haut.« Ähnlich wie du , wenn wir uns berühren, fügte er mit einem Blick hinzu. »Egal. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass du noch genügend Zeit haben wirst zu lesen. In den nächsten Tagen. Aber bin ich der Einzige, der das Piepen hört?«
    Er hatte Recht. Es war das Geräusch, das meine Armbanduhr von sich gab. Eine Warnung.
    »Geh zurück«, sagte Jaron zu mir. »Ich weiß, du willst das nicht hören, aber der Tag war nicht der Leichteste. Die Stadt der Echos schafft Jeden.« Er warf mir einen Blick zu, der dem Am-liebsten-würde-ich-dich-töten- Blick von früher an Überzeugungskraft in Nichts nachstand.
    Abermals piepte die Uhr.
    »Mit dir zu diskutieren bringt noch weniger als mit meiner Mutter. Und die sitzt in einer Nervenanstalt und hört mir die Hälfte der Zeit nicht einmal zu.« Ich erhob mich und klopfte mir den Schmutz von der Hose.
    »Schon mal darüber nachgedacht, dass das an dir liegen könnte? Mangelnde Gefühle schützen definitiv nicht vor Sturheit.«
    Ich schnaubte.
    »Geh endlich, Auserwählte, sonst versuche ich dich noch einmal absichtlich bis zur letzten Sekunde hier zu halten.« Das Lächeln ließ sich nicht aus seinem Gesicht vertreiben.
    »Ist ja gut, Trainer. Apropos trainieren.« Ich warf ihm das Tag ebuch meiner Vorfahren zu. Er fing es, zischte jedoch ungehalten. »Ich muss alles für jeden noch so unwahrscheinlichen Fall lernen. Dann kannst du auch lernen mit den Schmerzen umzugehen. Bewahre es für mich auf, wenn ich weg bin.«
    »Warum gibst du es mir nicht einfach, Cassim?«, mischte Da rragh sich ein. Auch er hatte sich in der Zwischenzeit erhoben.
    »Weil du nicht immer verfügbar bist. Jaron hingegen muss seltener seinen freien Willen aufgeben. Ihn sehe ich öfter.«
    Ich verschwand unter der Steinkuppel und tauchte im Keller meiner Großeltern wieder auf. Henry erwartete mich bereits.
    »Ihre Schwester hat ausdrücklich nach einem Abendessen mit der Familie verlangt. Sie werden bereits erwartet.«
    Überrascht ging ich mit ihm hoch. Bevor ich mich jedoch dem Es szimmer zuwandte, aus dem ich leise Gespräche hörte, verschwand ich in meinem Zimmer, um mich umzuziehen. Ich zog es vor, Noemie nicht erklären zu müssen, warum ich aussah, als hätte ich mich im Schlamm gewälzt.
    »Cassim, schön, dass du es noch geschafft hast«, begrüßte mamé mich, als ich eine Viertelstunde später zu meiner Familie stieß.
    Meine Schwester schenkte mir ein Lächeln, als ich mich neben sie setzte. Mein Großvater sagte nichts. Ich war mir nicht sicher, ob das auf seine Art zurückzuführen war oder aber weil er mitbekommen hatte, dass ich aus der Schule geflüchtet war.
    So oder so würde ich noch mit ihm reden müssen.
    Ariane und Henry brachten das Essen hinein; mein Magen knur rte bei dem Geruch. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie hungrig ich war. Da kümmerte es mich noch weniger als ohnehin, dass ich nicht einmal wusste, was für ein Auflauf mir vorgesetzt wurde. Geschweige denn, dass meine Augen dank der Farben bei mir nicht mitaßen, sondern sich lieber auf die nächste Toilette zurückziehen würden.
    Einige Minuten später, als ich bereits die zweite Portion auftischt b ekommen hatte, sprach mamé mich ein weiteres Mal an:
    »Was hast du heute so gemacht?«
    Aus dem Augenwinkel sah ich deutlich wie mein Großvater beinahe sein Messer fallen ließ. Mein Gott! Glaubte er wirklich, ich würde in Gegenwart meiner Schwester spontan die Wahrheit erzählen?
    Noemie, der keinesfalls entgangen war, dass wir uns in letzter Zeit noch seltsamer verhielten als ohnehin, blickte auf.
    »Nach der Schule …« Ich

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