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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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»Wir haben noch nichts gefunden. Du kannst mir helfen«, berichtete ich ihm und wandte mich wieder dem Regal zu..
    »Was ist mit dem Lexikon?«, hörte ich Jaron fragen, während Darragh die Bretter wieder einsetzte.
    »Was für ein Lexikon?«
    »Das, was du offenbar rausgelegt hast.«
    Ich ging zu ihm. Er hielt das Buch aus der Truhe in der Hand.
    »Ich muss es vergessen haben, wieder zurückzutun; ich hab mir dabei nichts gedacht..«
    Zum ersten Mal, seit Jaron hier war, sah er mich an. Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Prompt erinnerte es mich an unseren letzten Abschied. »Wenn meine Auserwählte es als Einziges vergisst zurückzutun, denke ich, wir sollten es uns näher ansehen.« Der leicht flirtende Unterton war zurückgekehrt. Der Schauer von vorhin kehrte zurück, bloß war er wärmer – besser!
    War heute etwas im Wasser der Sehnsüchte gewesen?
    »Ich h abe nichts gespürt, als ich es berührt habe. Darragh meinte, ich würde es erkennen«, meinte ich und stellte mich neben ihn.
    Auch Darragh gesellte sich nun zu uns – aber keiner von uns sah ihn an. Stattdessen verfolgte ich, wie Jaron das Buch durchblätterte.
    »Ich glaube nicht, dass du etwas spürst, nur weil du es berührst. Es ist kein direktes Objekt dieser Welt, habe ich recht? Deine Vorgängerin soll es mitgebracht haben.«
    Darragh wirkte skeptisch. »Aber sie ist eine Auserwählte. Wenn sie nicht hierauf reagiert, wer dann?«
    Jarons Hand, die gefährlich nahe an meiner war, verkrampfte sich. »Ich weiß vielleicht nicht so viel wie du über die Vorkommnisse dieser Welt, aber ich verbringe jede Minute mit Cassim, wenn sie hier ist. Ich kann ihre Kraft immer besser einschätzen, ich kenne sie. Das Buch alleine wird bei ihr nichts auslösen, höchstens der Inhalt …
    »Jungs!« unterbrach ich die beiden. Meine Hand legte sich auf die au fgeschlagene Seite, als Jaron im Begriff war umzublättern. »Seid ihr bald fertig, euch wie ein altes Ehepaar zu streiten? Wenn ja, könntet ihr dann mal schauen, was Jaron gefunden hat?!«
    Jemand hatte den Mittelteil des Lexikons herausgeschnitten, sodass eine kleine Kuhle entstanden war. In das Versteck hatte jemand einen Stapel zusammengefaltetes Papier gelegt, das durch eine lederne Hülle und einer Schnur zusammengehalten wurde.
    »Damit habe ich nicht gerechnet«, gestand Darragh überrascht.
    Jaron sollte recht behalten : Ich fühlte nichts, als ich es vorsichtig aus seinem Versteck herausholte. Dennoch hätte ich jeden Eid abgelegt, dass wir gefunden hatten, wonach wir suchten.
    »Lasst uns gehen«, schlug Jaron vor. »Mir gefällt es in dieser Stadt nicht.«
    Darragh nahm sein Schwert, das er neben dem zerstörten Bett liegen gelassen hatte, und ging vor – ganz und gar der Beschützer. Auf dem Weg nach unten waren die Fußabdrücke wieder deutlich zu erkennen; den Einbrecher hatte ich beinahe vergessen. Jaron war der Einzige von uns, der sich daran nicht zu stören schien.
    »Du warst es«, flüsterte ich, als Darragh außer Hörweite war.
    »Was soll ich gewesen sein, Cassim?«, fragte Jaron ohne sich ein durchschaubares Lächeln verkneifen zu können.
    Ich zuckte zusammen, als er meinen Namen aussprach. »Du warst b ereits vor uns hier. Du bist durchs Haus gegangen und hast dann so getan, als seiest du weggelaufen.«
    Gerade so nah wie wir es uns erlauben konnten, beugte er sich zu mir. »Ich war nur sehr kurz bei Lillian. Auf der ein en Seite wollte ich zu ihr, gleichzeitig glaubte ich, dass ich euch helfen müsste. Dein Pflichtgefühl scheint ansteckend zu sein. Ich wusste, wohin genau Darragh wollte. Mit Ian war ich schneller als ihr. Ich bin durch eines der kaputten Fenster geklettert. Bevor du fragst: Weil das Haus verlassen ist, fühlte es sich nicht verboten an.«
    »Und warum hast du dich nicht zu erkennen gegeben, als wir da w aren?«
    Er zuckte mit den Schultern, als wir im Erdgeschoss ank amen. »Ich war mir nicht sicher, ob ihr es wirklich wart.«
    Unten angekommen stand Darragh noch immer in der Tür, seine Miene war besorgt. »Einige von diesen Gestalten stehen vor der Tür«, erwiderte Darragh. »Sie haben noch nichts gemacht, aber es scheint zu brodeln. Das muss an dem Buch liegen.«
    Durch eines der Fenster warf ich einen Blick nach draußen. Der Hi mmel hatte sich zugezogen, vereinzelte Tropfen fielen herunter. Auf der Straße schlichen mehrere der Wesen. Manche bewegten sich auf das Haus zu, manche liefen orientierungslos von rechts nach links und

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