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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließlich war sie schwanger«, sagte Lucia.
    »Aber sie hat nicht Vater O’Toole erwähnt?«
    »Nein.« Lucia schluckte. »Doch ich habe die beiden ein paarmal gesehen, wie sie sich umarmt oder geküsst haben. Wenn sie sich unbeobachtet glaubten.«
    »Haben noch andere Camille und Vater Frank zusammen gesehen?«
    »Ich denke schon.« Sie zuckte steif die Achseln. »Sie haben sich bemüht, diskret zu sein, aber hier ist immer jemand um einen herum.«
    »Wie stand Schwester Camille zu ihrer Schwangerschaft?«, fragte Montoya.
    »Sie war … verstört, glaube ich. Sie sagte, sie wisse nicht, was sie tun soll, aber vermutlich würde sie den Konvent verlassen.«
    »Sie wollte das Baby also bekommen?«
    »Wie bitte? Oh!« Ihre Augen weiteten sich, als sie verstand, dass er darauf anspielte, ob Camille einen Schwangerschaftsabbruch erwogen hatte. »Oh, selbstverständlich wollte sie das Baby bekommen! Sie hätte niemals eine Abtreibung vornehmen lassen. Nein, auf gar keinen Fall.« Lucia schüttelte heftig den Kopf. »Schwester Camille war selbst ein Adoptivkind, und sie hat alles darangesetzt, ihre leiblichen Eltern ausfindig zu machen. Offenbar hat sie nicht geglaubt, dass sie tot sind. Dieses Baby … nein, sie hätte ihm niemals etwas angetan. Sie wollte das Kind großziehen.« Lucia reckte entschlossen das Kinn, als verspürte sie das Bedürfnis, den Ruf ihrer Freundin zu verteidigen.
    »Hat sie Druck auf Vater O’Toole ausgeübt?«
    »Ich … ich weiß es nicht. Sie hat mit ihm geredet, aber sie hat nichts anderes gesagt, als dass sie das Baby behalten würde. Wenn du wissen willst, ob sie ihn gebeten hat, das Priesteramt niederzulegen und sie zu heiraten, kann ich dir nicht weiterhelfen – davon weiß ich nichts.«
    »Wie hat er die Nachricht von ihrer Schwangerschaft aufgenommen?«, fragte Montoya.
    »Sie sagte, er sei aufgebracht gewesen.«
    »Wie aufgebracht?«
    Lucia schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht … vielleicht solltet ihr ihn einfach fragen.«
    »Das tun wir.«
    »Er hat sie nicht umgebracht«, sagte sie mit fester Stimme. »Er hat mir geschworen, dass er es nicht getan hat!«
    »Du hast ihn gefragt?«
    »Nein, natürlich nicht. Er hat es mir später von sich aus gesagt.« Sie erzählte Montoya von ihrem Gespräch mit dem Priester, doch währenddessen schien sie in sich zusammenzusinken, als wüsste sie, dass sie das nicht hätte hinausposaunen sollen. Dass sie sowohl an Camille als auch an Vater Frank Verrat beging.
    Montoya wurde klar, dass es ein Fehler gewesen war, sie persönlich zu befragen. Schwester Lucy war völlig eingeschüchtert. Nervös. Vielleicht weil er ein Mann war, vielleicht wegen seiner Ähnlichkeit mit Cruz. Womöglich hätte sich Lucia einer Beamtin gegenüber eher geöffnet.
    Er erkundigte sich, ob Camille ein BlackBerry oder Handy besessen hatte.
    »Davon weiß ich nichts, aber sie führte ein Tagebuch, glaube ich, vielleicht war es aber auch nur irgendein Notizheft«, erwiderte Lucia zögernd.
    Ein Tagebuch. Das könnte aufschlussreich sein. Merkwürdig, dass Bentz nicht darauf gestoßen war, als er Camilles Zimmer durchsucht hatte.
    Montoya fragte die Ex-Freundin seines Bruders, was genau sie über das Tagebuch wusste, doch sie hatte nie einen Blick hineingeworfen.
    Eine weitere Sackgasse, dachte Montoya. Die Vernehmung hatte mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gebracht. »Danke«, sagte er schließlich.
    Erleichtert ließ Lucia die Schultern sinken, offensichtlich war sie froh, dass die Vernehmung vorbei war.
    Draußen auf dem Gang vor dem kleinen Zimmer schritt Schwester Charity auf und ab. Ihre Finger glitten über die Perlen ihres Rosenkranzes, ihre Lippen waren fest zusammengepresst.
    »Sind Sie fertig?«, erkundigte sie sich. Ihre durchdringenden Augen hinter den Brillengläsern waren auf Montoya gerichtet.
    »Noch nicht.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das hier ist ein Gotteshaus«, sagte sie leise, »kein Vernehmungsraum. Ich weiß, dass Sie nur Ihre Arbeit tun, aber wir können diese Belästigungen nicht länger dulden.« Für einen Augenblick schien ihr eisernes Rückgrat ein wenig einzuknicken, in ihre Augen trat ein flehentlicher Ausdruck. »Natürlich möchten wir, dass Sie Schwester Camilles Mörder finden. Er muss vor Gericht gestellt werden. Aber zu welchem Preis? Alle Schwestern sind mit den Nerven am Ende. Argwohn macht sich breit. Klatsch, Mutmaßungen und Angst sind an die Stelle von Hoffnung, Glaube und Liebe getreten.« Sie

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