Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Gegenstands. Behutsam zog er einen langen, schmalen, leicht zerknitterten Umschlag heraus.
Auf dem Umschlag stand keine Adresse, doch er war versiegelt, ein rotbrauner Klecks prangte auf der zugeklebten Umschlaglasche.
»Blut?«, fragte Bentz.
»Sieht so aus.«
»Könnte ein Fingerabdruck sein.«
»Verstehe.« Montoya unternahm keinen Versuch, sich daran zu schaffen zu machen, möglicherweise waren auf dem Umschlag Speichel oder Fingerabdrücke zu finden, und vielleicht war das Siegel tatsächlich aus Blut. Ohne es zu beschädigen, schlitzte er den Umschlag mit der dünnsten Klinge seines Messers an der Seite auf und entnahm ihm ein einzelnes Blatt Papier, einen Brief, gerichtet an »Meinen Geliebten«, unterzeichnet mit »C«.
Der Brief war von eiliger Hand verfasst und beschrieb in anschaulichen Details, was sich die Verfasserin von ihrem Geliebten wünschte. Anstelle von süßlicher Blümchenromantik wurde hier die Erfüllung spezieller sexueller Vorlieben gefordert, inklusive Bondage.
Selbst Montoya, der in dieser Hinsicht keine Scheu kannte, war erstaunt.
»Ist das Schwester Camilles Handschrift?«, fragte er, und die Mutter Oberin, die Lippen fest zusammengepresst, überflog die Zeilen voller Abscheu.
»Das könnte sein«, gab sie zu. Dann wich ihr demonstrativ zur Schau gestellter Abscheu Mitleid, und sie bekreuzigte sich. »Schwester Camille war eine gepeinigte Seele.«
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Kapitel dreiundzwanzig
V al saß mit angezogenen Beinen in ihrem Lieblingssessel in der Nähe der Verandatür. Ihre Notizen, Camille betreffend, lagen auf dem Tisch neben ihr. Eine einzelne Lampe brannte. Draußen brach langsam die Nacht herein. Im Fernseher lief ein Nachrichtensender. Bo lag zu ihren Füßen, zu einem Ball zusammengerollt, und schnarchte leise vor sich hin. Sie hatte gerade ihr Telefongespräch mit Detective Montoya beendet und war noch dabei, die Neuigkeiten zu verdauen, als der Hund plötzlich den Kopf hob und tief in der Kehle zu knurren anfing.
»Aus!«, sagte sie, aber Bo rappelte sich auf die Füße und drückte seine Nase gegen die Scheibe. Wieder gab er ein tiefes, warnendes Knurren von sich.
»He!«, befahl sie. »Hör auf damit.«
Aber der Blick des Hundes war fest auf die Fenstertür gerichtet, seine Nackenhaare stellten sich auf, seine Lefzen kräuselten sich.
»Was ist denn?«, fragte sie und machte die Lampe aus, damit man von draußen nicht sehen konnte, wie sie zur Verandatür ging und vorsichtig hinaus in die Dunkelheit spähte.
Das Grundstück wurde von der Verandalampe und ein paar Gartenlichtern erleuchtet, die bläuliche Lichtpfützen auf die Wege gossen. Die Eichen warfen unheimliche Schatten, aber Val bemerkte nichts Ungewöhnliches. Aus Freyas Zimmern und dem Haupteingang drang warmer Lichtschein, ebenso aus manchen der Gästezimmer. Slades Gartenblick-Zimmer im obersten Stock war dunkel.
»Da ist nichts«, sagte sie zu dem Hund und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass er lediglich ein räuberisches Opossum, einen Waschbären oder eine streunende Katze aus der Nachbarschaft gewittert hatte.
Und obwohl sie leicht angespannt war, knipste sie das Licht wieder an und ging in die Küche, wo sie Wasser in der Mikrowelle erhitzte und einen Teebeutel hineinhängte.
Sie hatte sich gerade wieder in ihren Sessel gesetzt, als Bo die Ohren spitzte und ein leises Bellen ausstieß.
»Genug«, sagte sie. »Hast du verstanden?« Dann hörte sie das tiefe Dröhnen eines Pick-ups. Noch bevor sie aus dem Fenster geschaut hatte, wusste sie, dass Slade zurück war.
Großartig. Genau das, was ihr zur Krönung des Tages fehlte. Seit ihrem Telefonat mit Detective Montoya hatte sie über ihr Leben nachgedacht, ihre Entscheidung von damals angezweifelt.
Sie schloss kurz die Augen und kämpfte gegen das Verlangen an, das sie tief in sich verspürte, gegen die weibliche Seite in ihr, die Slade noch immer berührte.
Hör auf, dich dagegen zu wehren. Sei froh, dass er bei dir ist. Er könnte dir helfen, Camilles Mörder zu finden, und wenn nicht, bietet er dir wenigstens moralische Unterstützung.
»Moralische Unterstützung?«, verhöhnte sie sich selbst. Ausgerechnet von dem Mann, der versucht hatte, ihre Schwester zu verführen?
Das war doch wohl ein Witz.
Doch vielleicht hatte Cammie gelogen. Hatte sie diese Möglichkeit eigentlich schon einmal ernsthaft in Betracht gezogen? So oder so, es würde schwierig sein, mit Slade umzugehen.
Bo winselte wie verrückt und stand
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