Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
schwanzwedelnd vor der Tür. Schnell machte Valerie das Licht aus und beobachtete, wie Slade aus dem Pick-up stieg und, anstatt auf das Haupthaus zuzugehen, schnellen Schrittes zu ihrem kleinen Häuschen marschierte.
»Na dann«, sagte sie und war noch auf dem Weg zur Tür, als es schon klopfte. Bo drehte fast durch, als sie öffnete.
Ihr zukünftiger Ex-Mann stand auf der anderen Seite der Fliegengittertür unter der Verandabeleuchtung. Seine Gesichtszüge lagen im Schatten, sein Kinn war dunkel vor Bartstoppeln. Er deutete ein Grinsen an. »Hab ich dir genug Raum gelassen?«
»Du bist immer noch hier?«
Nun, Slade Houstons Anwesenheit ließ sich nicht leugnen. Seine breiten Schultern füllten fast den gesamten Türrahmen aus und erinnerten sie daran, wie kräftig er war. »Sei nett zu mir«, bat er.
»Ich bin immer nett.«
Sein Grinsen wurde breiter. »Richtig. Nette Leute bitten die, die auf ihrer Türschwelle stehen, herein.«
Bo jaulte und fing sich einen strengen Blick von Slade ein.
»Na schön«, sagte Val, öffnete die quietschende Fliegengittertür und trat zur Seite. »Komm rein. Ich hab was für dich.« Sie ging zu ihrem kleinen Schreibtisch, wo ihr in dem ganzen Stapel von Rechnungen ein paar dringende Zahlungsaufforderungen ins Auge fielen, die sie geflissentlich ignorierte. Sie griff nach einem großen Briefumschlag von ihrem Rechtsanwalt. »Damit habe ich mich beschäftigt«, sagte sie. »Das ist erst mal die Vorarbeit.« Sie reichte ihm den Umschlag, und er warf einen Blick auf den Absender. »Es müssen noch einige Details geklärt werden, aber wenn du schon einmal da bist …« Sie zuckte die Achseln und versuchte, ihre ganze Entrüstung heraufzubeschwören, die sie zu diesem Schritt bewogen hatte, ihren Wunsch, jeglichen Kontakt zu ihm abzubrechen, ihr verzweifeltes Verlangen, ihn wissen zu lassen, dass sie sich von einer unglücklichen Ehe nicht den Rest ihres Lebens verpfuschen lassen würde. Es gelang ihr nicht. All ihre Gefühle schienen mit Cammies Tod zu Eis gefroren zu sein.
»Ich habe schon eine Kopie davon im Pick-up.« Er warf den Umschlag auf ihren Couchtisch. »Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt.«
Da hatte er recht. »Nur damit du weißt, woran du bist.«
»Oh, das weiß ich.« Sein Gesicht war hart geworden. »Aber im Augenblick haben wir Wichtigeres zu tun, findest du nicht?«
Valerie nickte. »Sicher. Waffenstillstand, wenigstens vorübergehend.« Sie bot ihm einen Stuhl an, dann ging sie in die kleine Küche, öffnete die Kühlschranktür und rief über die Schulter: »Ich habe Tee, Kaffee oder Soda!« Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er sich vorbeugte und Bo hinter den Ohren kraulte. Bei diesem vertrauten Anblick schlug ihr Herz schneller. Wie oft hatte sie ihn so auf der Veranda des großen alten Ranchhauses gesehen, eine dunkle Silhouette vor der untergehenden Sonne? Hunderte Male hatte er sich vorgebeugt und den Hund gestreichelt, bevor er seine staubigen Stiefel auszog und in die Küche tappte.
Dort hatte er sich jedes Mal die Zeit genommen, sie zu küssen. Manchmal hatte er ihr nur einen flüchtigen Kuss auf die Wange gedrückt, aber meistens hatte er sie in seine Arme gezogen und seine heißen, hungrigen Lippen auf ihre gedrückt. »Ich glaube, wir haben noch Zeit für einen Quickie«, hatte er ihr nur halb im Spaß ins Ohr geflüstert. Er hatte nach Heu, Pferden und Staub gerochen, und in jenem ersten Jahr ihrer Ehe hatte sie sein Angebot für gewöhnlich angenommen. »Einen
Quickie?
Was meinst du denn damit?«, hatte sie ihn geneckt. Und dann fand sie sich lachend in seinen Armen wieder, und er trug sie ins Schlafzimmer, wo er sie ohne Eile geliebt hatte.
Andere Male war sie von der Arbeit gekommen und hatte etwas kaum Genießbares auf dem Herd köchelnd vorgefunden. Beim Geräusch ihrer Schritte hatte er über die Schulter geblickt und in gespieltem Erstaunen die Hände in die Luft geworfen. »Ich bin unschuldig, Detective«, hatte er gerufen und dabei schuldig wie die Sünde dreingeblickt.
»Das bezweifle ich«, lautete ihre Antwort, und er hatte sich wie aufs Stichwort umgedreht, die Hände im Rücken, und ihr mit einem verruchten Glitzern in den Augen vorgeschlagen: »Dann musst du mir wohl Handschellen anlegen.«
Und wieder waren sie im Bett gelandet.
Wie hatte es bloß dazu kommen können, dass dieses unbändige Liebesgeplänkel völligem Misstrauen und brodelndem Zorn gewichen war?
Der Grund dafür lag auf der Hand:
Camille.
Val sah Slade an
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