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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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tun. Die ist ausschließlich Papas Werk. Papa legte auch sofort mit einer gewaltigen Rede los. »Norwegens neue Verfassung, meine Herren, verteidigt die Menschenrechte, für die ich bereits als Fünfzehnjähriger in Frankreich ins Feld gezogen bin. Diese Union ist mehr als eine geographische Notwendigkeit, sie ist mir ein Herzensbedürfnis!« Aber auf die Norweger machte es keinen Eindruck. Die werden uns die Blindgänger und Leuchtraketen niemals verzeihen… Ich begleitete Papa in sein Schlafzimmer und sah zu, wie er alle Orden abnahm und angewidert auf den Toilettentisch warf. Er sagte noch: »Gestern hat deine Mama Geburtstag gehabt, hoffentlich sind unsere Briefe rechtzeitig angekommen.« Dann zog er die Bettvorhänge zusammen. Liebe Mama, mir tut Papa schrecklich Leid.Aber man kann nicht Kronprinz und Republikaner zugleich sein. Bitte schreibe ihm einen lieben, lustigen Brief, wir sind Ende des Monats wieder in Stockholm. Und jetzt fallen mir die Augen zu, und der Kurier wartet. Sei innig umarmt und geküsst
    von deinem Sohn Oscar.
    PS. Kannst du vielleicht in Paris die 7. Symphonie von Monsieur Beethoven auftreiben und mir schicken?
    Der Kurier überbrachte auch ein Schreiben des Grafen Brahe an von Rosen. »Von nun an ist bei festlichen Anlässen die norwegische Fahne neben der schwedischen auf dem Haus Eurer Hoheit zu hissen. Wir sollen auch das norwegische Wappen auf den Wagen malen lassen«, verkündete er aufgeregt. »Seine Hoheit, der Kronprinz, ist größer als Carl XII.« Ich bat ihn um eine Landkarte und suchte das zweite Land, in dem ich jetzt Kronprinzessin bin.

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    Paris, 5. März 1815.
    D er heutige Nachmittag begann wie viele andere Nachmittage. Ich setzte mit Hilfe meines Neffen Marius ein Gesuch an den achtzehnten Louis auf, um Julies Aufenthaltsbewilligung als mein Gast zu verlängern. Julie saß im kleinen Salon und schrieb einen langen nichts sagenden Brief an Joseph in der Schweiz. Da trat Graf von Rosen ein und meldete einen Besuch. Den Herzog von Otranto, Monsieur Fouché. Dieses voll beschriebene Blatt von einem Menschen ist mir unbegreiflich. Als in den Tagen der Revolution die Mitglieder der Nationalversammlung ihre Stimme über das Schicksal des Bürgers Louis Capet abgeben sollten, hat der Abgeordnete Fouché laut und deutlich die Worte »la morte« ausgesprochen. Und jetzt setzt er Himmel und Hölle in Bewegung, damit ihn der Bruder des Hingerichteten in Gnaden empfängt und ihm einen Posten gibt. »Wir lassen bitten«, sagte ich angewidert. Joseph Fouché war in angeregter Stimmung. Auf dem pergamentfarbenen Gesicht brannten rote Flecken. Ich ließ Tee servieren. Er rührte vergnügt in seiner Tasse herum. »Ich habe Hoheit doch nicht bei einer wichtigen Beschäftigung gestört?« Ich antwortete ihm nicht. »Meine Schwester hat gerade für mich ein Gesuch an Seine Majestät aufgesetzt«, sagte Julie. »An welche Majestät?«, fragte Fouché. Es war die dümmste Frage der Welt. »An König Louis natürlich«, sagte Julie irritiert. »Meines Wissens regiert keine andere Majestät in Frankreich.«
    »Ich hätte noch heute Vormittag die Möglichkeit gehabt, Ihr Gesuch zu unterstützen, Madame.« Er trank ein Schlückchen und sah Julie amüsiert an. »Seine Majestät hat mir nämlich eine Stellung angeboten. Sogar eine sehr einflussreiche. Die – des Polizeiministers.« »Nicht möglich!«,entfuhr es mir. »Und?«, fragte Julie mit großen Augen. »Ich habe es abgelehnt.« Joseph Fouché trank mehrere zierliche Schlückchen. »Wenn der König Ihnen die Stellung eines Polizeiministers anbietet, fühlt er sich unsicher. Und dazu hat er weiß Gott keinen Grund mehr«, mischte sich Marius ins Gespräch. »Warum nicht?«, fragte Fouché erstaunt. »Die Liste. Die heimliche Liste, auf die er nicht nur die Anhänger der Republik, sondern auch die des Kaiser setzen lässt. Die heimliche Aufzeichnung dieser Namen genügt, um ihm unumschränkte Macht zu verleihen«, behauptete Marius. »Man sagt, dass Ihr Name als erster auf der Liste steht, Herzog!« »Der König hat die Anfertigung dieser Liste unterbrochen«, meinte Fouché und stellte die Teetasse auf ein Tischchen. »An seiner Stelle würde ich mich auch unsicher fühlen. Schließlich rückt er unaufhaltsam vor.«
    »Sagen Sie einmal, von wem sprechen Sie eigentlich?«, erkundigte ich mich. »Vom Kaiser natürlich.« Der ganze Raum begann sich zu drehen, vor meinen Augen tanzten Schatten. Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu

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