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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und breit das einzige auf der Straße ist.«
»Vorerst ist jeder Unterschlupf recht«, sagte Mary.
»Jeder Unterschlupf, ja, aber je weiter von Entragians Stützpunkt entfernt, desto besser«, sagte Johnny. »Das ist jedenfalls
die Meinung des Arschlochs.«
Mary sah ihn wütend an. Johnny erwiderte ihren Blick unbeirrt. Nach einem Moment schlug sie die Augen nieder.
Ralph sagte: »Vielleicht tun wir gut daran, uns zu verstecken, wenigstens eine Weile.«
»Wo?« fragte Mary.
»Was schlagen Sie vor, Mr. Billingsley?« fragte David.
»Im American West«, sagte er nach kurzem Nachdenken.
»Ich schätze, das wäre für den Anfang nicht schlecht.«
»Was ist das?« fragte Johnny. »Eine Bar?«
»Ein Kino«, sagte Mary. »Ich habe es gesehen, als er uns in
die Stadt gefahren hat. Sah aus, als wäre es geschlossen.«
Billingsley nickte. »So ist es. War schon vor zehn Jahren
abgerissen worden, wenn man statt dessen was anderes
dorthin bauen könnte. Ist abgeschlossen, aber ich kenne
einen Weg hinein. Kommt mit. Und vergeßt nicht, was ich
über die Tiere gesagt habe. Schießt nur, wenn es nicht anders
geht.«
»Und bleibt dicht zusammen«, fügte Ralph hinzu. »Gehen
Sie voran, Mr. Billingsley.«
Wieder bildete Johnny die Nachhut, als sie, mit trotzig dem
starken Westwind entgegengereckten Schultern, auf der
Main Street in Richtung Norden aufbrachen. Johnny sah nach
vorne zu Billingsley, der ganz zufällig einen Weg kannte, in
das alte, geschlossene Kino der Stadt hineinzukommen. Billingsley, der, wie sich herausstellte, alle möglichen Meinungen zu allen möglichen Themen hatte, wenn man ihm etwas
auf den Zahn fühlte. Du bist ein Alkoholiker im Endstadium,
mein Freund, oder nicht? dachte Johnny. Es steht dir förmlich ins
Gesicht geschrieben.
Wenn ja, hielt sich Billingsley aber ausgezeichnet für einen,
‘ der eine ganze Weile keinen Schluck mehr zu sich genommen
hatte. Johnny wollte etwas haben, um das Pochen in seiner
Nase zu lindern, und er hatte den Verdacht, es wäre eine sinnvolle Investition in ihrer aller Zukunft, wenn er dabei gleichzeitig dem alten Tommy einen Drink einflößte.
Sie gingen unter dem mitgenommenen Baldachin des Owl
Club von Desperation hindurch. »Moment mal«, sagte Johnny.
»Muß einen Moment da rein.«
»Sind Sie bescheuert?« fragte Mary. »Wir müssen von der
Straße runter!«
»Außer uns ist niemand auf der Straße«, sagte Johnny, »ist
Ihnen das nicht aufgefallen?« Er senkte die Stimme und versuchte, einen vernünftigen Eindruck zu machen. »Hören Sie,
ich möchte mir nur ein paar Aspirin holen. Meine Nase bringt
mich um. Dreißig Sekunden. Höchstens eine Minute.«
Er drehte am Türknauf, bevor sie antworten konnte. Es war
abgeschlossen. Er schlug die Scheibe mit dem Gewehrkolben
ein und wartete nur darauf, daß der Einbruchsalarm losgehen
würde, aber außer dem unablässigen Heulen des Windes war
nur das Klirren von Glas zu hören, das auf der anderen Seite
auf den Boden fiel. Johnny stieß ein paar gezackte Glasscherben heraus, die noch in dem Türrahmen steckten, dann
streckte er die Hand hindurch und tastete nach dem Schloß.
»Seht mal«, murmelte Ralph und zeigte auf die andere Straßenseite.
Vier Kojoten standen vor einem klobigen Backsteingebäude, dessen zwei Schaufenster die Worte WASSER und
WERK zierten, auf dem Bürgersteig. Sie bewegten sich nicht,
ließen aber die kleine Gruppe auf der anderen Straßenseite
nicht aus den Augen. Ein fünfter kam von Süden über den
Bürgersteig näher und gesellte sich zu ihnen.
Mary hob die Rossi und richtete sie auf die Kojoten. David
Carver stieß die Waffe wieder nach unten. Sein Gesicht wirkte
distanziert, geistesabwesend. »Nein, schon gut«, sagte er. »Sie
beobachten uns nur.«
Johnny ertastete das Schloß, drehte daran und machte die
Tür auf. Die Lichtschalter waren links. Eine Reihe altmodischer Neonröhren, die wie umgekehrte Eiswürfeltabletts aussahen, leuchteten auf. Die Lichter erhellten einen kleinen Imbißbereich (verlassen), eine Gruppe Spielautomaten (dunkel)
und zwei Blackjack-Tische. An einer Lampe hing ein großer
grüner Papagei. Johnny war zuerst überzeugt, daß der Vogel
ausgestopft sein mußte, aber als er näherkam, bemerkte er die
hervorquellenden Augen und den weißen Guanoflecken auf
dem Holz darunter. Er war echt genug. Jemand hatte ihn erhängt.
Entragian scheint nicht gefallen zu haben, wie er »Polly will
einen Keks« gesagt hat, dachte Johnny und mußte ein Lachen
unterdrücken.
Im Owl’s roch es

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