Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
zu unterschätzen, John Wayne zu spielen.
Aber wenn da hinten Menschen sind -
Sie schüttelte knapp und nachdrücklich den Kopf. Nein.
Darauf würde sie nicht reinfallen. Möglicherweise waren Menschen da hinten, Ärzte und Anwälte und Indianerhäuptlinge, aber da hinten lauerte auch etwas sehr Schlimmes.
Leute waren gestorben. Wenn sie etwas für mögliche Opfer in
Desperation tun wollten, dann war es das beste, Hilfe zu
holen.
Außerdem hab ich gar nichts gesehen. Ich bin mir fast sicher, daß
ich nichts gesehen habe.
Sie schaltete das Radio ein, empfing die gesamte Skala rauf
und runter nur statisches Sperrfeuer, nachdem sie den Suchlauf gedrückt hatte, und schaltete wieder ab.
»Vergiß es, Steve. Sogar der hiesige Schnulzensender ist-«
»Verdammte Scheiße!« sagte er mit einer hohen, kreischenden Stimme, die keine Ähnlichkeit mit seiner normalen
hatte. »Verdammte Riesenscheiße!«
»Ich verstehe nicht -« begann sie, aber dann sah sie es. Etwas war vor ihnen, ein riesiger Schemen, der im wirbelnden
Sand aufragte. Er hatte große gelbe Augen. Sie schlug die
Hände vor den Mund, aber diesmal nicht schnell genug, um
den Schrei zu unterdrücken. Steve trat mit beiden Füßen auf
die Bremse. Cynthia, die sich nicht angeschnallt hatte, wurde
gegen das Armaturenbrett geschleudert und konnte gerade
noch rechtzeitig die Unterarme hochreißen, um sich nicht den
Kopf anzustoßen.
»Großer Gott«, sagte Steve. Seine Stimme klang etwas gefestigter. »Wie, zum Teufel, ist das auf die Straße gekommen?«
»Was ist es?« fragte sie, wußte es aber, noch ehe sie die Frage
richtig ausgesprochen hatte. Kein Monster aus Jurassic Park (was ihr erster Gedanke gewesen war, Gott helfe ihr), und
keine übergroße Bergbaumaschine. Auch keine großen gelben
Augen. Was sie irrtümlich für Augen gehalten hatte, war die
Spiegelung ihrer eigenen Scheinwerfer in einer Fensterscheibe
gewesen. Einem Panoramafenster, um genau zu sein. Es war
ein Wohnwagen. Auf der Straße. Versperrte die Straße.
Cynthia schaute nach links und sah, daß der Zaun zwischen
der Straße und dem Campingplatz niedergerissen worden
war. Drei Wohnwagen - die größten - waren nicht mehr da;
sie konnte ihre ursprünglichen Positionen an den Betonfundamenten erkennen, auf denen sie gestanden hatten. Diese
Wohnwagen hatte man auf die Straße geschleppt, den größten
zuerst, die beiden kleineren dahinter wie eine zweite Schutzwand, falls die erste Verteidigungslinie genommen wurde.
Einer dieser beiden war der rostige Airstream, auf dem die Satellitenschüssel des Rattlesnake-Campingplatzes montiert gewesen war. Diese Schüssel lag nun verkehrt herum an der
Grenze des Geländes wie eine zu groß geratene schwarze
Radkappe. Beim Herabstürzen hatte sie die Wäscheleine einer
Hausfrau mit sich gerissen; nun flatterten Hosen und Blusen
daran wie grelle Wimpel.
»Fahr drumherum«, sagte sie.
»Nicht auf dieser Straßenseite
- die Böschung ist zu steil.
Die Seite beim Campingplatz ist auch ziemlich steil, aber -«
»Du kannst es«, sagte sie und kämpfte gegen das Zittern ihrer Stimme an. »Und du schuldest es mir. Ich bin mit dir in dieses Haus gegangen -«
»Okay, okay.« Er griff nach dem Schalthebel, wahrscheinlich
um den ersten Gang einzulegen, aber seine Hand erstarrte in
der Bewegung. Er legte den Kopf schief. Sie hörte es einen
Augenblick später, und ihr erster bestürzter Gedanke war (sie sind hier, o Gott, sie sind irgendwie in den Wagen gekommen) der an Schlangen. Aber es war etwas anderes. Es handelte
sich um ein schroffes, surrendes Geräusch, als wäre ein Blatt
Papier in einen Ventilator geraten, oder
Etwas kam aus der wirbelnden Luft über ihnen gefallen; etwas, das wie ein großer schwarzer Stein aussah. Es traf die
Windschutzscheibe so heftig, daß sich an der Aufprallstelle
ein milchiger Fleck bildete, von dem sich silbrige Risse in alle
Richtungen ausbreiteten. Blut
- das in diesem Licht schwarz
aussah - spritzte wie ein Tintenklecks über die Scheibe. Ein
garstiges, knirschendes Krachen ertönte, als der Kamikazeflieger zusammengefaltet wurde wie ein Akkordeon, und
einen Moment sah Cynthia, wie eines seiner gnadenlosen,
brechenden Augen zu ihr hereinblickte. Sie schrie wieder,
aber diesmal versuchte sie nicht, es mit den Händen zu unterdrücken.
Ein zweites lautes Poltern ertönte, jetzt über ihren Köpfen.
Sie schaute nach oben und sah, daß das Dach des Busses eingedellt war. »Steve, bring uns hier raus!« schrie sie.
Er schaltete die

Weitere Kostenlose Bücher