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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kreischender Besucher und
lauter Musik »Feuer« schreit. Die Spalte zwischen ihren Beinen war nahe, verlangend. Er konnte sie direkt unter den
Jeans spüren, und sie brannte. Brannte.
She said her name was Emergency and asked to see my gun, dachte Steve. Die wirst du zu sehen bekommen, Süße, klar doch,
eine achtunddreißiger Pistole mit einem fünfundvierziger Kolben,
schießt Grabsteinpatronen mit Kugel und Kette.
Er unternahm eine immense Anstrengung, sich wieder in
den Griff zu bekommen, suchte krampfhaft nach irgendwas,
womit er den Reaktorkern abschalten konnte, bevor die
Brennstäbe durchschmorten. Was er in den Griff bekam, war
ein Bild
- ihr neugieriger, wachsamer Gesichtsausdruck, als
sie ihn an der offenen Beifahrertür des Busses betrachtet hatte,
ohne sofort einzusteigen, wie sie ihn mit ihren großen blauen
Augen begutachtete und abzuschätzen versuchte, ob er der
Typ Mann war, der zubiß oder möglicherweise versuchen
würde, ihr etwas abzureißen. Zum Beispiel ein Ohr. Sind Sie
ein netter Kerl? hatte sie gefragt, und er hatte geantwortet: Ja,
ich schätze schon, und dann hatte er sie, weil er so ein netter
Kerl war, in diese Stadt der Toten gebracht, seine Hand lag
zwischen ihren Beinen, und er überlegte sich, daß er sie ficken
und ihr gleichzeitig weh tun wollte, eine Art Experiment,
könnte man sagen, eins, das mit Lust und Schmerz zu tun
hatte, Zuckerbrot und Peitsche. Klar. So wurde es gemacht im
Haus des Wolfs, so wurde es gemacht im Haus des Skorpions,
das war’s, was in Desperation als Liebe durchging.
Sind Sie ein netter Kerl? Kein irrer Serienkiller oder sowas? Sind
Sie nett, sind Sie nett, sind Sie ein netter Kerl?
Er zog schaudernd die Hand von ihr weg. Er drehte sich
zum Fenster um und sah in die tosende Dunkelheit hinaus,
wo der Sand wie Schnee tanzte. Er konnte den Schweiß auf
Brust und Armen und in den Achselhöhlen spüren, und obwohl es inzwischen etwas besser war, fühlte er sich immer
noch wie ein kranker Mann zwischen Anfällen von Delirium.
Jetzt, wo er an den Wolf aus Stein gedacht hatte, schien es, als
könne er ihn nicht mehr wegdenken; er sah den irre verdrehten Kopf und die hervortretenden Augen. Er schwebte in Steves Kopf wie eine unbefriedigte Sucht.
»Was ist los?« stöhnte sie neben ihm. »Himmel, Steve, ich
wollte das nicht, was ist bloß los mit uns?«
»Ich weiß nicht«, sagte er heiser, »aber ich will dir was sagen, was ich weiß - wir haben gerade eine kleine Kostprobe
von dem bekommen, was hier in dieser Stadt passiert ist, und
es gefällt mir nicht. Ich muß dauernd an dieses beschissene
Ding aus Stein denken.«
Schließlich fand er den Mut, sie anzusehen. Sie saß dicht an
die Beifahrertür gedrängt, wie ein verängstigter Teenager
beim ersten Rendezvous, und obwohl sie äußerlich ruhig aussah, waren ihre Wangen feuerrot, und sie wischte sich mit
einer Hand Tränen weg.
»Ich auch nicht«, sagte sie. »Ich hatte einmal einen winzigen
Glassplitter im Auge. Genauso fühlt sich das hier an. Ich
denke immerzu, daß ich dieses Steinding nehmen und an
meiner … du weißt schon, was … reiben möchte. Aber es ist
nicht wie denken. Es ist ganz und gar nicht wie denken.« »Ich weiß«, sagte er und wünschte sich sehnlichst, sie hätte
das nicht gesagt. Denn nun war der Gedanke auch in seinem Kopf. Er stellte sich vor, wie er dieses verdammte häßliche
Ding - häßlich, aber mächtig - an seinem erigierten Penis rieb.
Und dann sah er, wie sie beide auf dem Boden unter den Haken miteinander fickten, unter den baumelnden Leichen,
während sie das bröcklige graue Stück Stein zwischen sich
hielten, in den Zähnen.
Steve verdrängte die Bilder … aber er hatte keine Ahnung,
wie lange ihm das gelingen würde. Er sah sie wieder an und
brachte ein Lächeln zustande. »Nenn mich nicht Rehlein«,
sagte er. »Nenn mich nicht Rehlein, dann nenn ich dich nicht
Böckchen.«
Sie stieß einen langen, zitternden, halb artikulierten Seufzer
aus, der fast an ein Lachen grenzte. »Ja, so was in der Art jedenfalls. Ich glaube, es wird ein wenig besser.«
Er nickte vorsichtig. Ja. Er hatte immer noch einen Weltklasseständer, den er liebend gern losgeworden wäre, aber seine
Gedanken schienen wieder mehr ihm selbst zu gehören. Wenn
es ihm gelang, sie beide noch eine Weile von diesem Steingebüde abzulenken, dachte er, würde er sich erholen. Aber ein
paar Sekunden lang war es schlimm gewesen; möglicherweise
die schlimmste Situation, in der er sich je befunden hatte.

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