Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Kojoten auf der anderen Straßenseite. Sie waren gleichzeitig mit ihnen stehengeblieben.
»Aber wenn Sie es unbedingt so haben wollen, warum holen
wir dann nicht einfach einen Tisch irgendwo raus und saufen
uns mitten auf der beschissenen Straße die Hucke voll?«
Niemand achtete auf sie. Billingsley sah immer noch die
Flasche Jim Beam an. Johnny und Ralph hatten nur Augen für
den Jungen, der so versiert wie ein geübter Videospieler mit
dem Finger auf die NAME/MENU-Taste drückte, Johnnys
Agenten und seine Ex-Frau und seinen Lektor übersprang
und schließlich bei STEVE landete.
»David, was ist denn?« fragte Ralph.
David ignorierte ihn und wandte sich an Johnny. »Ist er das,
Mr. Marinville? Ist der Mann in dem Bus Steve?«
»Ja.«
David drückte SEND.
4
    Steve hatte vom rettenden Gongschlag gehört, aber das hier
war lächerlich.
Als sich seine Finger gerade um den Türgriff schlössen
-
und er konnte hören, wie Cynthia auf der anderen Seite nach
ihrem griff
-, stieß das Funktelefon seinen nasalen, fordernden Schrei aus: Biep! Biep!
Steve erstarrte. Sah das Telefon an. Sah über den Sitz hinweg zu Cynthia, die ihre Tür tatsächlich einen Spalt geöffnet
hatte. Sie sah ihn ebenfalls an, und das Grinsen verschwand
von ihren Lippen.
    Biep! Biep!
»Nun?« fragte sie. »Willst du nicht rangehen?« Ihr Tonfall
hatte etwas an sich, etwas so Hausfrauliches, daß er lachen mußte.
Draußen hob der Wolf die Schnauze in die Dunkelheit und
heulte, als hätte er Steves Lachen gehört und mißbilligte es.
Die Kojoten schienen dieses Heulen als Signal zu verstehen.
Sie erhoben sich und verschwanden dorthin, von wo sie gekommen waren; sie trotteten mit gesenkten Köpfen in den
Sandsturm hinein. Die Skorpione hatten sich schon verzogen.
Das heißt, falls sie überhaupt dagewesen waren. Möglicherweise hatte es sie nie gegeben; Steves Kopf fühlte sich an wie
ein Spukhaus, das von Halluzinationen und falschen Erinnerungen heimgesucht wurde, statt von Gespenstern.
Biep! Biep!
Er riß das Telefon vom Armaturenbrett, drückte die SENDTaste und hielt es ans Ohr. Dabei starrte er den Wolf an. Und
der Wolf starrte zurück. »Boß? Boß, sind Sie das?«
Natürlich war er es, er mußte es sein, wer sonst würde ihn
anrufen? Nur war er es nicht. Es war ein Junge.
»Ist Ihr Name Steve?« fragte der Junge.
»Ja. Wie bist du an das Telefon vom Boß gekommen? Wo -«
»Unwichtig«, sagte der Junge. »Sind Sie in Schwierigkeiten? Das sind Sie, richtig?«
Steve machte den Mund auf. »Ich ver-« Machte ihn wieder
zu. Draußen heulte der Wind um die Fahrgastzelle des Ryder.
Er drückte das kleine Telefon an die Wange und sah über die
Reste des toten Geiers hinweg zu dem Wolf hinaus. Auch das
Ding davor sah er deutlich, das Bruchstück einer Skulptur.
Die rohen Bilder von Sex und Gewalt, die sein Denken beherrscht hatten, verblaßten allmählich, aber er konnte sich so
daran erinnern, welche Macht sie auf ihn ausgeübt hatten, wie
man sich an gewisse lebhafte Alpträume erinnern kann.
»Yeah«, sagte er. »So könnte man es wohl nennen.«
»Sind Sie in dem Bus, den wir gesehen haben?«
»Wenn ihr einen Bus gesehen habt, waren das wahrscheinlich wir, ja. Ist mein Boß bei dir?«
»Mr. Marinville ist hier. Es geht ihm gut. Ist mit Ihnen alles
in Ordnung?«
»Ich weiß nicht«, sagte Steve. »Da ist ein Wolf, und der hat
dieses Ding gebracht… eine Art Skulptur, nur -«
Cynthias Hand verschwand im unteren Bereich seines Gesichtsfelds und drückte auf die Hupe. Steve zuckte zusammen. Der Wolf an der Zufahrt des Parkplatzes ebenfalls. Steve
konnte sehen, wie er die Zähne zu einem Knurren fletschte.
Das Tier legte die Ohren flach an den Kopf an.
Er mag die Hupe nicht, dachte Steve. Dann kam ihm ein anderer Gedanke, einer von den ganz einfachen, bei denen man
glaubte, man müßte sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlagen, als wollte man sein träges Gehirn bestrafen. Wenn er
nicht ausweicht, kann ich das Mistvieh einfach überfahren, oder
nicht?
Ja. Ja, das konnte er . Schließlich war er derjenige mit dem Bus.
»Was war das?« fragte der Junge schneidend. Und dann, ab
wäre ihm klar geworden, daß das die falsche Frage war.
»Warum tun Sie das?«
»Wir haben Besuch. Wir versuchen, ihn loszuwerden.«
Cynthia hupte wieder. Der Wolf stand auf. Die Ohren hatte
er immer noch angelegt. Er sah verärgert aus, aber auch verwirrt. Als Cynthia zum drittenmal hupte, legte Steve beide
Hände auf ihre und half ihr. Der Wolf sah sie noch einen Moment

Weitere Kostenlose Bücher