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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sand, der in dem Blut klebte,
das eigentliche Problem bildete), nickte. Ja, er konnte den
altmodischen Baldachin sehen, der von rostigen Ketten an
der Fassade eines verwitterten Backsteingebäudes gehalten
wurde. Nur ein Buchstabe war noch an dem Baldachin befestigt, ein schiefes R.
Er bog nach links auf den Asphalt der Conoco-Tankstelle
ab. Das Schild mit der Aufschrift GÜNSTIGSTE ZIGARETTENPREISE IN DER STADT war umgefallen. Sand häufte
sich wie Schneeverwehungen an der Bordsteinkante der Betoninsel mit der Zapfsäule darauf.
»Wohin fährst du? Hat der Junge nicht gesagt, wir sollen
zum Kino kommen?«
»Er hat auch gesagt, ich soll nicht in der Nähe parken. Und
damit hat er recht. Das wäre nicht… he, da ist jemand drin.« Steve machte eine Vollbremsung. Es war tatsächlich ein
Mann in der Conoco-Tankstelle, er saß zurückgelehnt auf
seinem Stuhl und hatte die Füße auf dem Tisch liegen. Wäre
nicht seine Haltung gewesen
- besonders der unnatürlich abgewinkelte Kopf
-, hätte man denken können, er
schliefe.
»Tot«, sagte Cynthia und legte Steve, der die Tür aufmachte, eine Hand auf die Schulter. »Spar dir die Mühe, ich
kann’s von hier erkennen.«
»Wir brauchen trotzdem ein Versteck für den Wagen. Setz
dich ans Steuer. Wenn in der Werkstatt Platz ist, mach ich die
Tür auf. Du fährst rein.« Er brauchte nicht zu fragen, ob sie
das konnte; er hatte gesehen, wie geschickt sie den Wagen auf
dem Highway 50 gewendet hatte.
»Okay. Aber mach schnell.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, sagte er. Er wollte aussteigen, zögerte aber. »Ist doch alles in Ordnung mit dir, oder?«
Sie lächelte. Es kostete sie sichtlich Mühe, war aber dennoch
ein ehrliches Lächeln. »Im Moment schon. Und mit dir?«
»Alles in Butter.« Er stieg aus, schlug die Tür hinter sich zu
und lief auf dem Asphalt zum Eingang der Tankstelle. Erstaunt stellte er fest, wieviel Sand sich bereits angesammelt
hatte. Es schien, als wäre der Westwind begierig darauf, die
Stadt zu begraben. Nach allem, was er bisher von ihr gesehen
hatte, war das keine schlechte Idee.
Eine Windhexe war in der versenkten Tür eingeklemmt;
ihre Skelettzweige raschelten. Steve versetzte ihr einen
Fußtritt, und sie flog in die Nacht davon. Er drehte sich um,
sah Cynthia, die schon am Steuer des Ryder saß, und salutierte knapp in ihre Richtung. Sie hielt die Fäuste vor ihr
ernstes, angespanntes Gesicht und ließ beide Daumen hochschnellen. Bodenkontrolle, wir sind okay. Steve grinste, nickte
und ging hinein. Herrgott, sie konnte komisch sein. Er hatte
keine Ahnung, ob sie es wußte oder nicht, aber sie konnte komisch sein.
Der Mann auf dem Drehstuhl brauchte eine Grabstelle. Sein
Gesicht unter dem Schatten der Schirmmütze war purpurn,
die Haut straff gespannt und glänzend. Sie wurde von etwa
zwei Dutzend schwarzen Malen durchbohrt. Keine Schlangenbisse, sogar zu klein für Skorpionstiche
Ein Pornoheft lag auf dem Tisch. Steve konnte den Titel Lesbo Sweethearts verkehrt herum lesen. Etwas krabbelte an
der Schreibtischkante hoch und über die nackte Frau auf dem
Umschlag. Gefolgt von zwei Freunden. Die drei kamen zur
Schreibtischkante, wo sie sich fein säuberlich in einer Reihe
aufstellten, wie Soldaten bei einer Parade.
Drei weitere kamen unter dem Schreibtisch hervor und
wuselten auf dem schmutzigen Linoleumboden auf Steve zu.
Steve wich einen Schritt zurück, wappnete sich und stampfte
heftig mit dem Stiefel auf. Er erwischte zwei von den dreien.
Die dritte schwenkte nach rechts und verschwand im Nebenzimmer, wahrscheinlich der Toilette. Als Steve wieder zum
Schreibtisch sah, stellte er fest, daß sich mittlerweile acht Kameraden an der Kante versammelt hatten, wie Film-Indianer
auf einem Höhenzug.
Es waren braune Einsiedlerspinnen, auch Fiedelspinnen
genannt, weil das Muster auf ihrem Rücken vage an eine
Country-Fiedel erinnerte. In Texas hatte Steve eine ganze
Menge davon gesehen, war sogar mal von einer gestochen
worden, während er als Junge im Holzstapel seiner Tante
Betty herumgewühlt hatte. Das war drüben in Arnette gewesen und hatte teuflisch weh getan. Wie ein Ameisenbiß, nur heiß. Nun wurde ihm klar, warum der tote Mann trotz des
trockenen Klimas so übel roch. Tante Betty hatte darauf
bestanden, den Biß sofort mit Alkohol zu desinfizieren, und
ihm gesagt, wenn man sich nicht um den Biß einer Fiedelspinne kümmerte, begänne das Fleisch um die Wunde herum
zu verfaulen. Da war etwas in ihrem Speichel. Und wenn
genügend von ihnen

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