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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gleichzeitig einen Menschen angriffen…
Zwei weitere Fiedelspinnen tauchten auf, sie krochen aus
der dunklen Falte mitten im Kassenbuch des Tankwarts. Sie
gesellten sich zu ihren Kameraden. Jetzt waren es zehn. Sie sahen ihn an. Er wußte es. Eine kam aus dem Haar des Tankwarts, krabbelte an seiner Stirn und Nase hinunter, über die
geschwollenen Lippen, über seine Wange. Wahrscheinlich
war sie auf dem Weg zu der Versammlung an der Schreibtischkante, aber Steve wartete es nicht ab. Er ging auf die
Werkstatt zu und stellte dabei den Kragen hoch. Möglicherweise wimmelte es in der gottverdammten Werkstatt von ihnen, Einsiedlerspinnen liebten dunkle Ecken.
Also mach schnell, ja?
Links von der Tür war der Lichtschalter. Steve drehte
daran. Ein halbes Dutzend Neonröhren leuchteten summend
in der Werkstatt auf. Er sah zwei Einstellplätze. Auf einem
stand ein Pickup auf hohen Reifen, der zu einem Geländewagen umgebaut worden war
- seidenblaue Metalliclackierung,
DESERT ROVER stand mit roten Buchstaben auf der Fahrertür, Aber die andere Bucht reichte für den Ryder aus, wenn
Steve einen Stapel Reifen und die Bereifungsmaschine wegschob.
Er winkte Cynthia zu, ohne zu wissen, ob sie ihn sehen
konnte oder nicht, und ging zu den Reifen. Er bückte sich gerade über sie, als eine Ratte aus dem dunklen Loch des Stapels
heraussprang und die Zähne in sein Hemd schlug. Steve schrie
vor Überraschung und Ekel auf, schlug sich mit der rechten
Faust auf die Brust und brach ihr das Rückgrat. Die Ratte zuckte
und strampelte mit den Hinterbeinen in der Luft, fiepste mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte, ihn zu beißen. »Oh, Scheiße!« schrie Steve. »Oh, Scheiße, du Scheißvieh, laß
los, du kleines Scheißvieh!«
Aber so klein war sie gar nicht - fast so groß wie eine ausgewachsene Katze. Steve beugte sich nach vorne, damit sich
sein Hemd bauschte (das machte er ohne nachzudenken,
ebensowenig, wie er bemerkte, daß er schrie und fluchte),
dann packte er den unbehaarten Schwanz der Ratte und zog.
Sein Hemd riß mit einem scharfen Ratschlaut auf, dann
klappte die Ratte auf den Wülsten ihres gebrochenen Rückgrats zusammen und versuchte, ihn in die Hand zu beißen.
Steve schwang sie am Schwanz wie ein durchgedrehter
Tom Sawyer, dann ließ er sie fliegen. Sie sauste durch die Garage, ein Ratteorit, und klatschte hinter dem DESERT ROVER
an die Wand. Dort lag sie dann bewegungslos am Boden und
streckte ihre Pfoten in die Luft. Steve blieb stehen, beobachtete
sie und vergewisserte sich, daß sie nicht wieder auf die Füße
kommen und ihn anfallen würde. Er zitterte am ganzen Körper, und die Geräusche, die er von sich gab, hörten sich an, als
wäre er erkältet Brr-rrrr-ruhli.
Rechts von der Tür stand eine lange, mit Werkzeugen
übersäte Werkbank. Steve griff sich ein Abzieheisen, hielt es
am flachen Ende und kickte den Reifenstapel um. Die Reifen
rollten davon wie Flohhüpfscheiben. Zwei weitere Ratten,
kleinere, liefen heraus, wollten aber nichts von ihm wissen; sie
rannten quiekend in die dunklen, tiefergelegenen Bereiche
der Werkstatt.
Er ertrug das eklige warme Rattenblut nicht eine Sekunde
länger am Körper. Er riß sein Hemd vollends auf und zog es
aus. Das machte er mit einer Hand. Auf gar keinen Fall würde
er das Abzieheisen aus der Hand legen. Mein Abzieheisen bekommst du nur über meine Leiche, dachte er und lachte. Er zitterte immer noch. Er untersuchte seine Brust gründlich, penibel, nach Bißspuren. Er fand keine. »Glück gehabt«, murmelte
er, als er die Bereifungsmaschine an die Wand schob und zum
Garagentor hastete. »Glück, verdammtes Glück, du gottverdammtes beschissenes Rattenvieh.«
Er drückte den Knopf neben dem Tor, das langsam in die
Höhe glitt. Er trat beiseite, um Cynthia Platz zu machen, und
hielt derweil überall nach Ratten und Spinnen und weiß Gott
was für anderen häßlichen Überraschungen Ausschau. Neben
der Werkbank hing ein grauer Mechanikeroverall an einem
Nagel. Während Cynthia den Ryder mit aufgeblendeten
Scheinwerfern und heulendem Motor in die Garage fuhr,
schlug Steve mit dem Abzieheisen auf diesen Overall ein, wobei er sich von den Beinen an aufwärts arbeitete wie eine Frau,
die einen Teppich klopft, und hielt Ausschau, ob etwas aus
den Bein- oder Armlöchern herauskäme.
Cynthia machte den Motor aus und kam vom Fahrersitz
heruntergerutscht. »Was machst du da? Wieso hast du dein
Hemd ausgezogen? Du wirst dir den Tod holen, die Temperatur ist schon runter auf

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