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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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leise und heiser. »Sofort.« Sie warf einen Blick über die Schulter, sah kurz
Cynthia an, schien sie aber vollkommen zu ignorieren, da sie
sich wieder Steve zuwandte. Cynthia hatte so etwas schon
häufig erlebt und störte sich nicht daran. Wenn es hart auf
hart ging, sahen bestimmte Frauen nur den Macker. Manchmal, weil sie so erzogen worden waren, aber häufiger schien
es fest in ihren kleinen Barbiepuppen-Gehirnen verankert
zu sein.
Nun konnte Cynthia sie trotz Dunkelheit und Sandsturm
besser sehen. Eine ältere Frau (mindestens dreißig) mit intelligentem Gesicht, nicht unattraktiv. Lange Beine ragten aus
einem kurzen Kleid, das irgendwie verquer aussah, als wäre
•die Tussi, die darin steckte, nicht gewöhnt, Kleider zu tragen.
Dennoch wirkte sie alles andere als linkisch, wenn man in Betracht zog, wie sie jeder Bewegung Steves folgte. Es sah fast
wie ein Tanz aus. »Haben Sie ein Auto?« platzte sie heraus.
»Das nützt nichts. Die Straße zur Stadt hinaus ist versperrt.«
»Versperrt? Wie meinen Sie das?«
»Mit Wohnwagen«, sagte er.
»Wo?«
»Beim Gebäude der Bergbaugesellschaft«, sagte Cynthia,
»aber das ist nicht das einzige Problem. Es sind eine Menge
Tote-«
»Was Sie nicht sagen«, antwortete die Frau und lachte
schrill. »Collie ist übergeschnappt. Ich hab mit eigenen Augen
gesehen, wie er ein halbes Dutzend umgebracht hat. Er ist ihnen mit seinem Streifenwagen nachgefahren und hat sie auf
offener Straße erschossen. Abgeknallt, als wären sie Schweine
und die Main Street der Schlachthof.« Sie hielt Steve immer
noch fest und schüttelte ihn, während sie sprach, als wollte sie
ihn zurechtweisen, aber sie hatte ihre Augen überall. »Kommen Sie, wir müssen von der Straße runter. Wenn er uns erwischt … kommen Sie hier rein. Da ist es sicher. Ich bin seit gestern vormittag hier. Er ist einmal reingekommen. Ich hatte
mich unter dem Schreibtisch im Büro versteckt. Ich dachte,
er würde dem Geruch meines Parfüms nachgehen und mich
finden …um den Schreibtisch herumkommen und mich finden … aber das hat er nicht getan. Vielleicht war seine Nase
verstopft.«
Sie lachte hysterisch, dann schlug sie sich unvermittelt
selbst ins Gesicht, damit sie wieder aufhörte. Das war auf eine
schockierende Art und Weise komisch; so etwas machten
manchmal die Figuren in den alten Zeichentrickfilmen von
Warner Brothers.
Cynthia schüttelte den Kopf. »Nicht in die Wäscherei. Ins
Kino. Dort sind noch ein paar andere Leute.«
»Ich hab seinen Schatten gesehen«, sagte die Frau. Sie hielt
Steve immer noch an den Schultern fest und sah ihm immer
noch voller Vertrauen ins Gesicht, als glaubte sie, er wäre
Humphrey Bogart, sie Ingrid Bergman, und sie würden durch
einen Weichzeichner gefilmt. »Ich hab seinen Schatten gesehen, er fiel auf den Schreibtisch, und ich war sicher … aber er
hat mich nicht gefunden, und ich glaube, in dem Büro sind
wir sicher, während wir darüber nachdenken, was wir als
nächstes tun sollen —«
Cynthia streckte den Arm aus, nahm das Kinn der Frau in
die Hand und drehte ihr Gesicht zu sich.
»Was soll das?« fragte die dunkelhaarige Frau wütend.
»Was, zum Teufel, wollen Sie von mir?«
»Ihre Aufmerksamkeit, hoffe ich.«
Cynthia ließ das Kinn der Frau los, aber die drehte sich
doch, verdammt noch mal, im selben Augenblick wieder zu
Steve um, genauso gedankenlos, wie sich eine Blume auf
ihrem Stengel nach der Sonne dreht, und plapperte weiter.
»Ich war unter dem Schreibtisch … und … und … wir müssen … hören Sie zu, wir müssen …«
Cynthia streckte wieder den Arm aus, packte sie wieder am
Kinn und drehte sie wieder zu sich.
»Hören Sie, Teuerste, achten Sie auf meinen Mund. Das
Kino. Dort sind noch ein paar andere Leute.«
Die Frau sah sie stumm an und runzelte die Stirn, als würde
sie zu ergründen versuchen, was das alles zu bedeuten hatte.
Dann sah sie an Cynthia vorbei zum Baldachin des American
West an seinen Ketten.
»Das alte Kino?«
»Ja.«
»Sind Sie sicher?« flüsterte sie. »Ich wollte gestern nach Einbruch der Dunkelheit rein. Es ist abgeschlossen.«
»Wir sollen zur Rückseite kommen«, sagte Steve. »Ich habe
einen Freund, und der hat mir gesagt, daß wir dorthin kommen sollen.«
»Wie hat er das gemacht?« fragte die dunkelhaarige Frau
argwöhnisch, aber als Steve in die Richtung ging, folgte sie
ihm. Cynthia gesellte sich dazu und ging auf der anderen
Seite, so daß sie und Steve die Frau zwischen sich hatten. »Wie
konnte er das

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