Desperation
Ihre
Angelegenheit. Aber beeilen Sie sich.«
Damit ging er hinaus und ließ Steve und Johnny allein.
Der Boß ging in den hinteren Teil des Pulvermagazins, so
weit von der Tür weg wie möglich. Steve folgte ihm. Nun
konnte seine Nase die Leiche in der Truhe trotz des in dem
Raum vorherrschenden Ölgeruchs wahrnehmen, und er
wollte so schnell wie möglich hier raus.
»Er wollte sichergehen, daß Sie nicht ein paar von diesen can tahs an sich haben, richtig? Wie Audrey.«
Johnny nickte. »Er ist ein kluges Kind.«
»Das ist er wohl.« Steve trat von einem Bein aufs andre, betrachtete seine Füße und wieder den Boß. »Hören Sie, Sie
müssen sich nicht entschuldigen, weil Sie verduftet sind.
Wichtig ist, daß Sie zurückgekommen sind. Warum gehen wir
nicht einfach -«
»Ich schulde Ihnen eine Menge Entschuldigungen«, sagte
Johnny. Er nahm seine Sachen zurück und verstaute sie rasch
wieder in den Taschen, aus denen er sie geholt hatte. Als letztes
nahm er den Hammer, den er wieder in den Bund der Überhose
steckte. »Es ist wirklich erstaunlich, wieviel ein Mensch im Verlauf seines Lebens versauen kann. Aber was das angeht, sind
Sie wirklich meine kleinste Sorge, Steve, besonders jetzt. Halten Sie einfach den Mund und hören Sie zu, einverstanden?«
»Gut.«
»Und dies hier muß schnell gehen. David vermutet schon,
daß ich etwas im Schilde führe; auch das ist ein Grund,
warum ich meine Taschen umdrehen sollte. Es wird ein
Augenblick kommen - dauert nicht mehr lange -, da müssen
Sie sich David schnappen. Wenn es soweit ist, dann achten Sie
darauf, daß Sie ihn gut festhalten, denn er wird sich mit aller
Kraft wehren. Und achten Sie darauf, daß Sie nicht loslassen.« »Warum?«
»Wird Ihre Freundin mit der kreativen Frisur Ihnen helfen,
wenn Sie sie darum bitten?«
»Wahrscheinlich, aber -«
»Steve, Sie müssen mir vertrauen.«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich auf dem Weg hierher eine Offenbarung hatte.
Aber der Ausdruck ist viel zu gestelzt; Davids Wort dafür gefällt mir besser. Er fragte mich, ob ich von einer Gott-Bombe
getroffen wurde. Ich sagte nein, aber auch das war eine Lüge.
Glauben Sie, darum hat sich Gott am Ende für mich entschieden? Weil ich so ein gerissener Lügner bin? Das ist irgendwie
komisch, aber auch irgendwie schrecklich, wissen Sie?«
»Was wird passieren? Wissen Sie es etwa schon?«
»Nein, nicht völlig.« Johnny nahm die .30-06 in eine Hand
und den schwarzen Helm mit dem Visier in die andere. Er ließ
den Blick zwischen den beiden hin und her schweifen, als
wollte er ihren relativen Nutzen abschätzen.
»Ich kann nicht tun, was Sie verlangen«, sagte Steve brüsk.
»Ich vertraue Ihnen nicht genug, um zu tun, was Sie verlangen.«
»Sie müssen«, sagte Johnny und gab ihm das Gewehr. »Sie
haben jetzt nur noch mich.«
»Aber -«
Johnny kam einen Schritt näher. Steve fand, er sah nicht
mehr wie der Mann aus, der mit seiner absurden, knirschenden
neuen Lederkluft in Connecticut auf die Harley Davidson gestiegen war und jeden einzelnen Zahn in seinem Mund gezeigt
hatte, während die Fotografen von Life und People und den Daily News ihn umkreisten und drauflosklickten. Die Veränderungen drückten sich nicht nur in ein paar Blutergüssen und
einer gebrochenen Nase aus. Er sah jünger und kräftiger aus.
Der anmaßende Ausdruck war aus seinem Gesicht verschwunden, ebenso das irgendwie hektisch Verschwommene. Erst
jetzt, als er dessen Abwesenheit bemerkte, wurde Steve klar,
wie häufig dieser Ausdruck dagewesen war
- als würde
Marinvilles ganze Aufmerksamkeit, was er auch sagte oder tat,
von etwas in Anspruch genommen, das nicht da war. Etwas wie
ein verlegter Gegenstand oder eine vergessene Aufgabe.
»David denkt, Gott möchte, daß er stirbt, um Tak wieder in
sein Bolzenloch einzusperren. Das letzte Opfer, sozusagen.
Aber David irrt sich.« Johnnys Stimme brach beim letzten
Wort, und Steve stellte erstaunt fest, daß der Boß beinahe
weinte. »So leicht wird es für ihn nicht werden.«
»Was -«
Johnny packte ihn am Arm. Sein Griff war so fest, daß es weh
tat. »Seien Sie still, Steve. Halten Sie ihn einfach fest, wenn es
soweit ist. Es liegt an Ihnen. Kommen Sie jetzt.« Er beugte sich
in die Truhe, schnappte sich einen Beutel ANMO an der Schnur
und warf ihn Steve zu. Er selbst nahm auch einen.
»Wissen Sie, wie wir diese Scheiße ohne Dynamit oder Zünder hochgehen lassen sollen?« fragte Steve. »Sie glauben
schon, richtig? Was wird passieren? Wird Gott einen Blitzstrahl vom Himmel
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