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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein paar tolle Wände und für den
Anfang ein paar kleine Sprüche wie LUTSCH MEINEN
SCHWANZ und ICH HABE DEINE SCHWESTER GEFICKT!«
Tom Billingsley sah zur Tür ins Treppenhaus, dann zu
David. Er sprach so laut, daß die anderen es hören konnten, aber
er sah David an, David schien er es sagen zu wollen. »Und ich
will dir noch was verraten«, sagte er. »Er ist größer.«
»Was meinen Sie damit?« Aber David glaubte, daß er es ohnehin wußte.
»Was ich gesagt habe. Collie war nie ein Zwerg - ich würde
sagen, einen Meter neunzig, und er wog wahrscheinlich hundertzehn Kilo. Aber jetzt…«
Er sah wieder zur Tür ins Treppenhaus
- wo stampfende,
dröhnende Schritte näher kamen. Von zwei Menschen. Dann
sah er wieder David an.
»Jetzt würde ich sagen, ist er mindestens sieben Zentimeter
größer, meinst du nicht? Und rund sechzig Pfund schwerer.«
»Das ist verrückt!« schrie Ellen. »Das ist vollkommen verrückt!«
»Richtig«, stimmte der weißhaarige Tierarzt zu. »Aber es
stimmt.«
Die Tür zum Treppenhaus wurde aufgestoßen, und ein
Mann mit blutigem Gesicht und schulterlangem grauem Haar
-ebenfalls blutverkrustet und
-verklebt - wurde in den Raum
gestoßen. Er durchquerte ihn nicht mit der Anmut einer Ballerina wie Mary Jackson, sondern stolperte auf halbem Weg und
fiel auf die Knie, wobei er die Hände ausstreckte, damit er
nicht gegen den Schreibtisch prallte. Der Mann, der ihm
durch die Tür folgte, war derselbe, der sie alle hierher gebracht hatte, und doch wieder nicht - er war zu einer Art BlutMedusa geworden, einem Geschöpf, das sich direkt vor ihren
Augen aufzulösen schien.
Er betrachtete sie aus der schmelzenden Wüste seines Gesichts und verzog den Mund zu einem so breiten Grinsen, daß
die Lippen aufzuplatzen schienen. »Nun schau sich uns einer
an«, sagte er mit einer belegten, rührseligen Stimme. »Schau
sich uns einer an, ja? Heiliger Strohsack! Sind wir nicht eine
große, glückliche Familie?«
Zweiter Teil
Desperation: In dieser Stille
könnte etwas erwachen
Kapitel 1
1
    »Steve?«
»Was?«
»Ist das wirklich das, wofür ich es halte?«
Sie deutete zum Fenster hinaus, nach Westen.
»Wofür halten Sie es denn?«
»Sand«, sagte sie. »Sand und Wind.«
»Jawoll. Das würde ich auch sagen.«
»Fahren Sie einen Moment rechts ran, ja?«
Er sah sie fragend an.
»Nur einen Moment.«
Steve Ames steuerte den Ryder an den Rand der Straße, die
vom Highway 50 nach Süden zur Stadt Desperation führte.
Sie hatten sie mühelos gefunden. Dann saß er am Steuer und
betrachtete Cynthia Smith, die ihm trotz seines Unbehagens
damit geschmeichelt hatte, daß sie ihn ihren netten neuen
Freund nannte. Jetzt freilich sah sie ihren netten neuen Freund
nicht an; sie sah auf ihr schräges Peter-Tosh-Shirt hinunter
und zupfte nervös daran.
»Ich bin ein hartgesottenes Kind«, sagte sie, ohne aufzuschauen. »Ein bißchen hellseherisch begabt, aber trotzdem
hartgesotten. Glauben Sie mir das?«
»Ich denke schon.«
»Und praktisch. Glauben Sie mir das?«
»Sicher.«
»Darum habe ich mich über Ihre Intuition oder was auch
immer lustig gemacht. Aber Sie haben gedacht, daß wir hier
draußen an der Straße etwas finden würden, und so war es.«
»Ja. So war es.«
»Also war es eine gute Intuition.«
»Würden Sie bitte zur Sache kommen, Cynthia? Mein
Boß-«
»Richtig. Ihr Boß, Ihr Boß, Ihr Boß. Ich weiß, Sie denken an
ihn, praktisch nur an ihn, und das macht mir Sorgen. Weil ich
kein gutes Gefühl dabei habe, Steve. Eine schlechte Intuition.«
Er sah sie an. Langsam, fast widerwillig hob sie den Kopf
und erwiderte seinen Blick. Was er in ihren Augen sah, erschreckte ihn sehr - es war der matte Glanz der Angst.
»Was ist es? Wovor haben Sie Angst?«
»Ich weiß nicht.«
»Sehen Sie Cynthia … wir werden nur einen Cop suchen und wenn wir keinen finden, eine Telefonzelle - und Johnny
als vermißt melden. Außerdem eine Familie namens Carver.«
»Trotzdem -«
»Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein. Ehrenwort.«
»Würden Sie noch mal versuchen, mit dem Handy 911
anzuwählen?« fragte sie mit einer piepsigen, zaghaften
Stimme, die nicht viel Ähnlichkeit mit ihrer normalen hatte.
Er tat es ihr zu Gefallen, obwohl er nicht damit rechnete,
durchzukommen, und schaffte es auch nicht. Diesmal meldete sich nicht einmal eine Tonbandstimme. Er konnte es nicht
mit Sicherheit sagen, glaubte aber, daß der aufkommende
Sturm, der Sandsturm oder wie immer man hier draußen
dazu sagte, etwas damit zu tun hatte.
»Tut mir leid«,

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