Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
Vom Netzwerk:
wie mir geschah, überfiel sie mich mit einer Umarmung und Frischgebackenem.
    »Deinetwegen habe ich heute das erste Mal seit ihrer Geburt vier Stunden am Stück geschlafen«, sagte Heidi, setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl und verlagerte das Baby in ihrem Arm. »Es kam mir vor wie ein Wunder.«
    »War echt kein Problem«, antwortete ich. Und wünschte mir im Stillen, sie würde nicht weiter auf dem Thema herumreiten.
    »Ich meine das ernst«, fuhr Heidi beharrlich fort. »Momentan bist du offiziell mein absoluter Lieblingsmensch. Auf der ganzen Welt!«
    Super, dachte ich. Schälte den Muffin aus seiner Manschette und biss hinein, statt zu antworten. Er war noch warm und schmeckte köstlich und ich kam mir plötzlich richtig abscheulich vor, wegen allem, was ich je über sie gedacht hatte, seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. »Köstlich«, sagte ich.
    »Freut mich!«, erwiderte sie. Das Telefon begann zu klingeln. »Wie gesagt, das war ja wohl das Mindeste.«
    Ich biss noch einmal in den Muffin, während sie mit dem Baby im Arm aufstand und sich das Telefon angelte, das auf der Arbeitsfläche lag. »Hallo? Hi, Maggie. Sehr gut. Ich habe mich schon gefragt, ob die Lieferung inzwischen angekommen ist   … Moment mal, geht es dir nicht gut?« Sie runzelte fragend die Stirn. »Du klingst, als hättest du geweint. Weinst du?«
    Meine Güte, dachte ich, schnappte mir die Zeitung, blätterte sie langsam durch, überflog die Schlagzeilen. Was war nur mit den Frauen in dieser Stadt los? Alle hypersensibel und nah am Wasser gebaut   …
    »Okay, schon gut«, sagte Heidi gedehnt. »Ich dachtenur   … Nein, nein, natürlich nicht. Was? Hm, eigentlich sollte es im Büro liegen, in der linken Schublade. Da ist es nicht? Hm. Lass mich kurz überlegen   …« Sie sah sich im Raum um, schlug auf einmal die Hand vor den Mund. Mit leicht erhobener Stimme fuhr sie fort: »Mist, es ist hier, bei mir. Es liegt direkt bei der Tür. Wie konnte das denn bloß passieren? Nein, ich bringe es eben vorbei. Kein Problem, ich verfrachte Thisbe kurz in den Kinderwagen   …«
    Sie wurde von der Person am anderen Ende der Leitung unterbrochen, deren Stimme schwach, aber ähnlich hoch und schrill wie Heidis durch den Hörer drang. Ich trank einen Schluck Kaffee, dann noch einen. In dem Moment stimmte auch Thisbe in das Konzert mit ein. Hilfe! Ob Emotionen wohl ähnlich funktionierten wie der weibliche Zyklus? Nach dem Motto: Man pferche genügend Frauen auf einem Haufen zusammen, lasse ein wenig Zeit vergehen – am Ende heult garantiert jede.
    »Ach herrje.« Heidi warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Hör zu, ich muss sie unbedingt füttern, vorher gehen wir nirgendwohin. Richte dem Lieferanten bitte aus   … Ist vielleicht genug Geld in der Kasse? Ja, könntest du eben nachsehen?« Eine Pause entstand, in der Thisbes moderates Greinen in unmissverständliches Quengeln überging. Heidi seufzte. »Verstehe. Nein, wir kommen sofort. Nur   … halt ihn einfach noch ein bisschen hin. Okay. Bye.«
    Sie legte auf, durchquerte den Raum und stellte sich an den Fuß der Treppe, wobei sie Thisbe leicht hin- und herwiegte. »Robert?«, rief sie nach oben. »Schatz?«
    »Ja?«, ertönte es kurz darauf.
    »Meinst du, du könntest Thisbe schnell füttern? Ich muss unbedingt das Scheckheft in den Laden bringen.«
    Ich hörte Schritte über uns, dann erneut die Stimme meines Vaters, dieses Mal lauter und deutlicher: »Redest du mit mir?«
    Exakt diesen Moment sucht Thisbe sich aus, um die Lautstärke aufzudrehen. Heidi musste fast brüllen, um sie zu übertönen: »Ich dachte nur, du könntest Thisbe ihr Fläschchen geben, weil ich schnell in die Boutique muss. Ich habe nämlich das Scheckheft aus Versehen hiergelassen und dachte, sie hätten genügend Geld in der Kasse, um diese Lieferung zu bezahlen, die per Nachnahme gekommen ist, aber es reicht eben doch nicht   …«
    Viel zu viele Details, dachte ich und trank meinen Kaffee aus. Warum musste sie immer alles so kompliziert machen?
    »Schatz, ich kann gerade schlecht unterbrechen«, rief mein Vater zu uns runter. »Geht das nicht auch noch in zwanzig Minuten?«
    Wie als Antwort auf die Frage brüllte Thisbe wie am Spieß. »Äh   …«, sagte Heidi und musterte sie angespannt, »ich weiß nicht, ich   …«
    »Na gut«, erwiderte mein Vater. Und den gereizten, beleidigten Ton, in dem er das sagte, erkannte ich sofort wieder.
Na gut
, hatte er zu meiner Mutter gesagt, dann

Weitere Kostenlose Bücher