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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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das zu betonen, schlug er sich an die Brust. »Eindrücklich, unvergesslich. Man kann sie weder abkürzen noch irgendwelche niedlichen Spitznamen daraus machen. Und genau diese Eigenschaften sollte ein Name haben. Glaubst du wirklich, du wärst so etwas Besonderes, wenn du Ashley hießest oder Lisa anstelle von Auden?«
    Ich wusste nicht recht, was ich darauf antworten sollte. Er behauptete anscheinend allen Ernstes, aus mir wäre nur wegen meines Namens – den
er
ausgesucht hatte – die geworden, die ich war.
    Glücklicherweise schien es eine rhetorische Frage gewesen zu sein, denn Dad steuerte bereits zielstrebig auf den Kühlschrank zu, um sich ein Bier zu nehmen.
    »Meiner Meinung nach sind Namen zwar wichtig, aber letztlich hängt es von einem Menschen selbst ab, was er oder sie aus sich macht«, sagte Heidi und sah mich an. »Falls also Thisbe eine Thisbe ist – wunderbar! Doch wenn sie eine Caroline werden möchte, hat sie zumindest die Möglichkeit.«
    »Sie wird
keine
Caroline.« Mein Vater öffnete sein Bier.
    Ich musterte ihn prüfend. Wann um alles in der Welt hatte er sich eigentlich in so einen aufgeblasenen Wichtigtuer verwandelt? Oder war er schon mein ganzes Leben lang so gewesen? So unmöglich. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Daran hätte ich mich doch erinnert. Oder etwa nicht?
    »Weißt du was, Auden?«, sagte Heidi rasch, hob das Baby hoch und kam in die Küche. »Ich kenne deinen zweiten Namen nicht einmal. Verrätst du ihn mir?«
    Ich hielt den Blick unverwandt auf meinen Vater gerichtet, während ich antwortete: »Penelope.«
    »Siehst du?«, sagte mein Vater zu ihr, als würde das irgendetwas beweisen. »Kraftvoll. Poetisch. Einzigartig.«
    Peinlich, dachte ich. Viel zu lang. Manieriert.
    »Wie schön!« Heidis Begeisterung wirkte eine Spur aufgesetzt. »Das wusste ich ja gar nicht.«
    Ich schwieg. Trank meinen Kaffee aus, stellte den Becher in die Spüle. Spürte Heidis Blick auf mir, sogar noch, als mein Vater mit seinem Bier an ihr vorbei auf die Terrasse ging. Sie setzte an, etwas zu sagen, doch zum Glück rief mein Vater in diesem Moment nach ihr, um sie zu fragen, was sie in puncto Abendessen unternehmen wolle.
    »Keine Ahnung.« Heidi setzte Thisbe in ihre Sitzwippe, die auf dem Küchentisch stand, und schnallte sie fest. Dann warf sie mir einen entschuldigenden Blick zu. Und folgte meinem Vater hinaus auf die Terrasse. »Worauf hättest du denn Lust?«
    Ich beobachtete die beiden, wie sie dort draußen nebeneinanderstanden und aufs Meer schauten. Mein Vatertrank sein Bier, Heidi redete. Irgendwann legte er den Arm um ihre Taille, zog sie an sich. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Absolut rätselhaft, wie manche Beziehungen funktionierten – zumindest das begriff ich so allmählich.
    Das Baby gab ein gurgelndes Geräusch von sich, wedelte mit den Armen. Ich ging zu ihr, betrachtete sie.
    Vielleicht würde aus ihr tatsächlich eine Thisbe werden und sie nie auch nur einen Gedanken an die Caroline in ihr verschwenden. Andererseits   … Letztlich gab der selbstzufriedene Gesichtsausdruck meines Vaters den Ausschlag, als er steif und fest behauptet hatte, Caroline komme nicht infrage. Denn ich beugte mich vor, dicht an ihr Öhrchen, und gab ihr einen dritten Namen. So ähnlich wie ihr Taufname und der Name, den Heidi sich für sie gewünscht hatte, und doch neu.
    »Hey, Isby«, flüsterte ich. »Süße, kleine Isby.«
    ***
    Den Sommer am Meer zu verbringen machte etwas mit einem. Man gewöhnte sich so an die Sonne und den Sand, dass man fast vergaß, wie der Rest der Welt oder des Jahres aussah. Als ich ein paar Tage später die Haustür öffnete und auf strömenden Regen blickte, wurde mir bewusst, dass ich die Existenz von Regentagen weitgehend verdrängt hatte.
    Weil ich keine Regenjacke dabeihatte, musste ich mir eine von Heidi leihen und hatte die Auswahl zwischen drei Farben: Neonrosa, Pastellrosa und einer Farbnuance, die sie »Dämmerrosa« nannte. Ich entschied mich für dieVariante in Pastellrosa und fühlte mich trotzdem darin wie eine wandelnde Ladung radioaktiver Strahlung.
    Im
Clementine's
stand Maggie an der Verkaufstheke. Sie trug einen Minirock, Flipflops und ein ausgeblichenes T-Shirt mit der Aufschrift
CLYDE'S RIDES
, mit stilisierten Fahrradrädern in den beiden Ds. Sie war in die Lektüre einer Zeitschrift versunken und winkte mir verschlafen zu, während ich reinkam.
    »Das schüttet ganz schön, was?«, sagte sie und griff nebenbei in die

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