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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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den Tanga wieder auf den Wühltisch. »Na, Aud, Lust auf ein kleines Päuschen? Dad hat gemeint, es gibt da ein Lokal mit köstlichen Zwiebelringen, die ich unbedingt probieren soll.«
    »Das
Last Chance
«, sagte Maggie. »Am Ende der Promenade links. Ich empfehle außerdem das überbackene Thunfischsandwich.«
    Hollis seufzte. »Ich liebe überbackene Thunfischsandwichs. Die bekommt man in Spanien nirgends. Selbst wenn man nackt ist.«
    Ich warf einen Blick Richtung Bürotür. »Ich habe eigentlich noch ziemlich viel zu tun   …«
    »Jetzt hör aber auf. Wir haben uns zwei Jahre lang nicht gesehen!«, sagte Hollis, sah allerdings dabei Maggie an und schüttelte gespielt missbilligend den Kopf. »Meine kleine Schwester. Ganz offensichtlich ist sie die Fleißigste in der Familie. Zumindest die mit dem meisten Tatendrang.«
    »Hau schon ab«, meinte Maggie zu mir. »Du kannst ja heute Abend länger bleiben oder so.«
    »Hör auf Maggie«, sagte Hollis. Er sprach ihren Namen so beiläufig und selbstverständlich aus, als würdensie sich schon seit Jahren kennen. »Komm schon. Lass uns ein bisschen zusammen losziehen.«
    Wir spazierten also über die Promenade. Es war die schönste Zeit des Nachmittags, die goldene Stunde, in der es nicht mehr so heiß, aber auch noch nicht abendlich kühl war. Vor uns gingen ein paar Frauen mit Kinderwagen, ihre Absätze klackerten auf den Brettern. Wir hatten es nicht eilig, sie zu überholen.
    »Wo ist Laura?«, fragte ich. »Mag sie keine Zwiebelringe?«
    »Sie liebt Zwiebelringe.« Er setzte seine Sonnenbrille auf. »Aber sie muss arbeiten. Fürs Frühjahrssemester möchte sie ein Stipendium beantragen und muss dafür ein paar Aufsätze schreiben.«
    »Wow«, meinte ich. »Klingt, als wäre sie die Fleißige.«
    »Absolut. Sie ist unermüdlich.«
    Er legte den Kopf in den Nacken, sah ein paar Pelikanen nach. Für einen Moment folgte ich seinem Blick. Schließlich meinte ich: »Sie scheint wirklich nett zu sein, Hollis.«
    »Ist sie auch.« Er lächelte mich an. »Allerdings ist sie auch vollkommen anders als meine früheren Freundinnen, stimmt’s?«
    Ich wusste nicht genau, was ich darauf erwidern sollte, doch da er gefragt hatte, antwortete ich: »Stimmt.«
    »Du hättest Mom hören sollen.« Er lachte. »Seit Jahren sitzt sie mir im Nacken, weil ich mich mit niveau- und hirnlosen, oberflächlichen Weibchen abgebe – das sind natürlich ihre Formulierungen   …«
    »Natürlich.«
    »…   doch sobald ich mit einer Frau auftauche, dieintelligent ist und toll und überhaupt, flippt sie aus. Du hättest sie bei dem Abendessen erleben sollen, als Laura von ihrer Seminararbeit erzählte. Mom war so eifersüchtig, dass sie beinahe geplatzt ist.«
    Wow, dachte ich. Sagte allerdings: »Eifersüchtig? Meinst du wirklich?«
    »Jetzt hör aber auf, Aud, du weißt doch, dass unsere Mutter daran gewöhnt ist, die klügste Frau im Raum zu sein, immer und überall. Das ist
ihr
Ding, ihr Selbstbild.« Er rückte seine Sonnenbrille zurecht. »An dem Abend hat sie mir gleich mehrfach erzählt, ich würde einen schweren Fehler machen, mich zu schnell zu ernsthaft auf Laura einlassen. Als würde ich mir ausgerechnet von ihr irgendwelche Ratschläge in puncto Beziehung anhören. Schließlich schläft jede Nacht dieser Doktorand in seinem Auto vor unserem Haus, wie so eine Art Stalker.«
    »Wie bitte?«, entfuhr es mir.
    Er warf mir einen Blick zu. »Weißt du das etwa nicht? Sie hatte eine Affäre mit einem Doktoranden, er hat sich in sie verliebt, wollte mehr, ihr wurde die Sache zu heiß, zu nah, also hat sie ihn abserviert. Jetzt treibt er sich Tag und Nacht in ihrer Nähe herum wie eine Klette und leckt seine Wunden.«
    Für eine flüchtige Sekunde tauchte das Bild des Kerls mit der Nerd-Brille und dem Buch draußen am Pool vor meinem inneren Auge auf. Ich kannte nicht einmal seinen Namen.
    »Der Typ tut mir echt leid«, meinte Hollis. »Obwohl er es hätte besser wissen müssen. Ist ja nicht das erste Mal, dass sie so mit jemandem umspringt.«
    Ich brauchte ein bisschen Zeit, um das alles zu verdauen, deshalb schaute ich geflissentlich in Richtung Fahrradladen. Adam und Wallace saßen auf der Bank und teilten sich eine Tüte Kartoffelchips. »Denkst du, sie macht so etwas öfter?«
    »Logo. Auf jeden Fall seit der Scheidung.« Hollis schob die Hände in die Hosentaschen. »Ich meine, das wusstest du doch, oder? Es war doch offensichtlich   …«
    »Klar«, sagte ich hastig.

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